Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

2 Erſte Unterordnung: Etdechſen; dritte Familie: Agamen.

ſind na< auswärts gerichtet; das Trommelfell iſt unbekleidet und kleiner als die Augenöffnung. Beim Männchen läßt ſich ein Na>enkamm unterſcheiden; beide Geſchlechter zeigen einen ſtumpfen und kleinen Höfer am hinteren Teile des Augenbogens. Unregelmäßige, getielte Schuppen de>en den Rücken; den Rüenſeiten entlang zieht ſi< eine weitläufig geſtellte Reihe größerer Kielſhuppen. Die Färbung ändert, wie bei allen Drachen, vielfach ab, und nicht allein je na< der Örtlichkeit ſondern auh je nah dem einzelnen Stü>e. Jhre Schönheit ſpottet übrigens, wie Cantor ausdrü>li<h bemerkt, jeder Beſchreibung. Der Kopf des lebenden Tieres iſt metalliſ< braun oder grün gefärbt und mit einem ſchwarzen Fle>en zwiſchen den Augen geziert, der Rücken und die innere Hälfte des Fallſchirmes ein Gemiſch aus metalliſ<h ſcillerndem Dunkelbraun und Roſenrot, bei einzelnen Stücken in abwe<ſelnden Querbändern, die zahlreiche ſhwarze Fle>en und kurze, unregelmäßig verlaufende Linien zeigen. Die Färbung der äußeren Hälfte des Fallſhirmes ſhwankt zwiſchen Drangengelb und Roſenrot und zeigt unregelmäßige, ſ<hwarze Fle>en oder Querbänder; der Rand iſt ſilbern geſäumt. Über die Glieder und den Schwanz verlaufen bei einzelnen abwechſelnd roſenrote und braune Querbänder, über die Augenlider ſtrahlenförmig kurze {warze Linien. Die Kehlwamme hat beim Männchen lebhaft orangengelbe, beim Weibchen bläulihe Färbung; die Bruſt iſt auf gleihem Grunde \{<warz getüpfelt. Die Seitenwammen ſpielen ins Gelbe oder Roſigſilberfarbene, zeigen aber ſ<hwarze Fle>en. Solche, nur größere, finden ſi< auh auf der Unterſeite der Spannhaut des Fallſchirmes, gehen hier jedo< zuweilen ins Bräunliche über. Der fliegende Drache bewohnt außer den Sunda-Fnſeln auch die ſüdliche Hälfte der Malayiſchen Halbinſel. Seine Lebensweiſe iſt die der übrigen Glieder ſeiner Gruppe.

Sämtliche Drachen ſind Baumechſen in des Wortes vollſter Bedeutung; ſie kommen ungezwungen wohl niemals zum Boden herab. Sie leben meiſt in den Kronen der Bäume: deshalb merkt man ihr Vorhandenſein weit weniger, als es ſonſt der Fall ſein könnte. Obwohl weit verbreitet, ſind ſie doh im allgemeinen ſelten und ſchwer zu ſehen, auh wenn ſie-in den Gärten der Europäer Wohnung genommen haben. Denn ſtets halten ſie ſi{h hoh oben in den Väumen auf und liegen hier, namentli< mittags bei heißem Sonnenſchein, ruhig auf einer Stelle. Jhre Farbenpracht fällt dabei niht im geringſten auf. Man bemerkt die im Schatten der Blätter liegenden oder an die Stämme angeſchmiegten Tiere nur, wenn man ſehr nahe an ſie herankommt, und ſieht auh dann nichts weiter als ein der Baumrinde ſehr ähnelndes Gemiſh von Braun und Grau. Unter dieſen Um-= ſtänden gewahrt man ſelbſt bei genauer Beobachtung kein anderes Zeichen des Lebens als die Raſtloſigkeit der Augen, die nah vorüberfliegenden Kerbtieren ſpähen. Naht ſi ein ſolches dem Drachen, ſo breitet ex plößlih ſeine Flughaut aus, ſpringt mit ihrer Hilfe weit in die Luft hinaus, ergreift mit faſt unfehlbarer Sicherheit die Beute und läßt ſih auf einem anderen Zweige nieder. Auch bei dieſer Gelegenheit fällt die Farbenpracht nicht in die Augen: es bedarf der naheſten Beſichtigung, um ſie wahrzunehmen. Nach Angabe älterer Beobachter ſollen ſih die Drachen mit Hilfe ihres Fallſhirmes über Entfernungen von 6—10 m ſ<hwingen, aber wie alle ähnlih ausgeſtatteten Tiere immer nur in ſchiefer Richtung von oben nah unten bewegen, alſo nicht oder doh nur mäßig ſih erheben können. Jhre Bewegung unterſcheidet ſih von der anderer Baumechſen weſentli<h dadurch, daß ſie nicht ein fortgeſeßtes Nennen, ſondern eine Reihe von mehr oder minder weiten Sprüngen iſt.

So wehr- und harmlos die Drachen in unſeren Augen erſcheinen, ſo lebhafte Kämpfe mögen die Männchen, die ſi< vor den Weibchen durch längeren und oft weſentlih anders und leuchtender gefärbten Kehlſa> auszeihnen, unter ſih ausfehten. Dafür ſprit ſchon der Hals- und Kehlſhmu>, der bei allen Kriechtieren, und niht bei dieſen allein, auf leicht erregbares Weſen hindeutet. Beſtimmte Beobachtungen in dieſer Beziehung fehlen