Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

716 Erſte Drdnung: Froſchlurche; ſiebente Familie: Hylen,

Fortpflanzung. Hierzu wählt er womöglich ſolche Teiche, deren Ufer von Rohr, Gebüſch und Bäumen umſäumt werden, wahrſcheinlih deshalb, weil es ihm {wer wird, vom Waſſer aus ſchreiend ſeiner Liebesbegeiſterung Ausdru> zu geben. Gewöhnlich verlaſſen die Männchen Ende April ihre Winterherberge, in guten Jahren früher, in kalten etwas ſpäter, immer aber eher als die Weibchen, die ſi< erſt 6 oder 8 Tage nah ihnen zeigen. Unmittelbar nach ihrem Erſcheinen im Mai geht die Paarung vor ſih. Das Männchen umfaßt das Weibhen unter den Achſeln und ſ{<hwimmt nun mit ihm 2—3 Tage im Waſſer umher, bis die Eier abgehen und von ihm befruchtet werden können. Das Eierlegen ſelbſt währt gewöhnlih nur kurze Zeit, 2 Stunden etwa, zuweilen au< länger, ſogar bis 48 Stunden; dann aber bekommt es das Männchen ſatt, verläßt das Weibchen, und die ſpäter gelegten Eier bleiben unbefruchtet. Etwa 12 Stunden nachdem lettere den Leib der Mutter verlaſſen haben, iſt der ſie umhüllende Schleim ſo voll Waſſer geſogen und aufgebläht, daß er ſihtbar wird. Man bemerkt dann in ihm das eigentliche gelblichweiße, an der oberen Hälfte grau angeflogene Ei, das etwa die Größe eines Senffornes hat, und darum die Hülle die in der Größe ungefähr einer Wicke gleichkommt. Der Laich bildet unförmliche Klumpen und bleibi auf dem Boden des Waſſers liegen, bis die jungen Larven ausgeſchlüpft ſind. Wie bei den übrigen Lurchen beanſprucht die Zeitigung der Eier und die Entwi>kelung der Fungen nur kurze Zeit. Jn Eiern, die am 27. April gelegt worden waren, bemerkte man {hon am 1. Mai den Keim mit Kopf und Schwanz, die aus dem Dotter hervorwu<hſen; am 4. Maï bewegte ſich die Larve in dem ſ{leimigen Eiweiße; am 8. kroch die verhältnismäßig winzig leine, 7—8 mm lange Quappe aus, ſ{<hwamm mit ihrem Shwänzchen, das ein auffallend flarer Hautſaum umgibt, umher und fraß gelegentlih vom zurü>gelaſſenen S<hleime; am 10. zeigten ſih die Augen und hinter dem Munde zwei Wärzchen, die dem werdenden Tierchen geſtatten, ſi< an Gras und dergleihen anzuhängen, ſowie die Shwanzfloſſe, am 12. die Kiemenfäden, hinter jeder Kopfſeite einer, die ſih bald wieder verlieren, und Fle>en, die es geſche>t erſcheinen laſſen; am 15. waren Mund und Naſe entwi>elt, und die Kaulquappe fraß ſhon tüchtig; am 18. bekamen ihre ſ<hwarzen Augen eine goldgelbe Einfaſſung; am 20. war der After durhbohrt und der Leib von einer zarten, mit Waſſer angefüllten Haut umgeben, die ſi<h am 29. verlor. Die Tierchen waren nun 1,5 em lang und benagten Waſſerlinſen. Am 29. Funi ſproßten die Hinterbeine hervor; am 16. Juli waren die Kaul: quappen faſt ausgewachſen und etwa 2 ecm lang, die fünf Zehen geſpalten, am 25. auch die Haſftſcheiben entwi>elt und die Spuren der Vorderbeine, die am 30. hervorbrachen, bereits ſihtbar. Jhr Rücken war jeßt grünlich, der Bauch gelblich. Sie kamen ſchon häufig an die Oberfläche, um Luft zu ſ{höpfen. Am 1. Auguſt war der Schwanz um die Hälfte kleiner, wenige Tage darauf vollends eingeſ<rumpft, das Fröſchen nunmehr fertig und zu ſeinem Landleben befähigt. Dennoch erreicht es erſt mit dem vierten Jahre ſeine Mannbarkeit; früher quakt es nur leiſe und begattet ſih auh niht. Nah F. von Fiſchers Erfahrungen iſt der Laubfroſch in der Gegend von Petersburg, wo er niht urſprünglich lebt, im Freien fortpflanzungsfähig, und die von ihm dort gezeugten Jungen gewöhnten ſih ſo vortrefflich ein, daß es vielleicht mögli ſein dürfte, ihn au<h im Norden Rußlands einzubürgern. Der Laubfroſch iſt ſo anſpru<hslos daß man ihn jahrelang in dem erbärmlichſten Käfige, einem einfahen Glaſe, am Leben erhalten kann, falls man ihm ſtets Waſſer gibt, den Zimmerſtaub abhält und das nötigſte Futter reiht. So hat Papſt in Gotha einen Laubfroſch, der nur dur Zufall ums Leben kam, 22 Jahre gepflegt. Jm übrigen braucht man ſi< wenig um ihn zu ſorgen; denn ex überſteht nicht bloß, wie wir eben gehört haben, Kälte ſondern auh Wärme und Trockenheit in geradezu bewunderungswürdiger Weiſe. Ein Laubfroſch, den Gredler pflegte, war eines Tages aus ſeinem Waſſerbe>en verſ<hwunden und fand ſich erſt nah mehreren Tagen, in eine Spalte gezwängt, völlig vertro>net und