Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Laubfro\<h: Fortpflanzung. Entwickelung. Gefangenleben. Ta

ſcheinbar tot vor. Jns Been zurü>kgeworfen, um ſpäter mit deſſen Waſſer ausgeſchüttet zu werden, ſhwamm er nach etlichen Stunden wiederum ſo munter umher, wie er ſi vorher gezeigt hatte. Auch an die Nahrung ſtellt er geringe Anſprüche, Zu ſeinem Futter wählt man Fliegen und Mehlwürmer, weil man dieſe im Winter am leichteſten erlangen kann, darf aber auch andere Kerfe, ſelbſt ſolche bis zu bedeutender Größe, reichen, da ſie alle verzehrt werden. Während des Herbſtes muß man kräftig füttern, damit der Gefangene leichter den Winter überſtehe, aber au<h während leßterer Zeit mag man niht verabſäumen, ihn mit einem Mehlwurme, einer Spinne, einer Fliege zu aßen. Bei längerer Gefangenſchaft lernt er niht bloß ſeinen Pfleger, ſondern au< den Mehlwurmtopf kennen, oder es verſtehen, wenn man ihm zu Gefallen eine Fliege fängt. Ein Freund meines Vaters bemerkte, daß ſein gefangener Laubfroh ſich jedesmal heftig bewegte, wenn er ſeine Stubenvögel fütterte, und ſi<h nach der betreffenden Seite kehrte, reihte dem verlangenden Tiere einen Mehlwurm und gewöhnte es binnen kurzer Zeit ſo an ſi, daß der Froſch niht bloß ihm, ſondern jedermann die ihm vorgehaltene Speiſe aus den Fingern nahm und zuleßt ſogar die Zeit der Fütterung kennen lernte. Um ihm das Herauskommen aus ſeinem Glaſe zu erleichtern, wurde ein kleines Brettchen an vier Fäden aufgehangen; an dieſem kletterte der Laubfroſch in die Höhe und hielt ſi< hängend ſo lange feſt, bis er ſeinen Mehlwurm erhalten hatte. Griff man oben mit dem Finger dur< das Loch, um ihn zu ne>en, ſo ſprang er nah dem Finger. Wenn ſein Glas geöffnet wurde, verließ er es, ſtieg an den Wänden der Stube auf und ab, hüpfte von einem Stuhle auf den anderen oder ſeinem Freunde auf die Hand und wartete ruhig, bis er etwas bekam; dann erſt zog er ſi< in ſein Glas zurü>, bewies alſo deutlich, daß er Unterſcheidungsvermögen und Gedächtnis beſaß.

Auch Glaſer, ein fleißiger Beobachter, ſpricht dem Laubfroſche verhältnismäßig bedeutenden Verſtand zu. Ein Gefangener, der 3 Jahre lang in üblicher Weiſe gehalten wurde, hatte ſi< zulegt vollſtändig an den Pfleger gewöhnt, erkannte deſſen Abſicht, wenn er ſi< näherte, und nahm dann {hon im voraus die nötige Stellung ein, um das ihm angebotene Kerbtier ſofort zu verſchlingen, hob bei gutem Wetter ſelbſt die Papierde>e ab oder zwängte ſih dur< das Futterlo<h, um ins Freie zu gelangen, ſaß dann den Tag über ſtundenlang am Rande des Glaſes, neugierig die Umgebung betrachtend und mit funkelnden Augen jeder Bewegung folgend, au<h wohl nach einer in der Nähe ſih niederlaſſenden Fliege haſchend, und trat bei Nacht förmliche Wanderungen an. Während er ſih im gewohnten Gefäße ohne Scheu in die Hand nehmen ließ, pflegte er, ſobald er ſeinen Weg ins Freie angetreten hatte, ſih der nah ihm greifenden Hand zu entziehen, als wiſſe er, daß er auf verbotenen Wegen wandle, von welchen er ſih aber niht zurü>weiſen laſſen möchte. Eines Morgens wurde bemerkt, daß der Laubfroſch wieder aus dem Glaſe entwichen war. Nirgends in der Stube konnte man ihn auffinden und mußte daher annehmen, er habe ſi< während der Nacht unter der etwas abſtehenden Stubenthür hinaus ins Freie geſchoben und ſei entkommen. Nichtsdeſtoweniger blieb das Glas auf ſeinem Plate, dem falten Dfen, ſtehen. Da bemerkte an dem darauf folgenden Morgen eins der Kinder, Daß der Froſch das Glas wieder aufgeſucht hatte. Bei näherer Betrachtung erſchien der Flüchtling hier und da geſhwärzt und auch etwas gerißt ſo daß man ſehr bald ergründen konnte, wo er den Tag und die Nacht zugebracht haben mußte. Er hatte ſih nämlih auf Das hohe, oben gefni>te Ofenrohr begeben und ſi hier während des Suchens den Blicken entzogen, ſpäter jedo<h nah Waſſer geſehnt, den Nückweg angetreten und ſi<h dur<h das Papierlo<h in das ihm wohlthuende Element zurückgezogen. Seitdem ſah man das Tier öfter dur das Papierlo<h ſowohl aus dem Glaſe heraus als wieder freiwillig hineinſteigen, und die Kinder hegten keine Beſorgnis mehr, daß er entweichen werde. Auch im Waſchbe>en triff man ſole Flüchtlinge häufig wieder. Daß au< der Laubfroſch zu ſeiner