Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

T58 Zweite Ordnung: Schwanzlurche; erſte Familie: Molche.

ſolchen keine Spur! Sollten die Tiere aus größerer Entfernung her zugewandert ſein?“ Die Weibchen des Streifenmolches hat wohl jeder Käferſammler ſhon im Sommer und Herbſte unter großen Steinen verborgen angetroffen. Ebenſo leiht ertragen ſie grimmige Kälte: man hat wiederholt ſolche gefunden, welche erfroren und vollkommen leblos ſchienen, beim Auftauen aber do< wieder lebendig und munter wurden; Gewäſſer, die nicht bis zum Grunde gefrieren, können ihnen daher ohne Schaden zur Winterherberge dienen. Aus dieſer kommen die, die ſich niht aufs Land begaben, gewöhnlih {hon Ende Februar wieder zum Vorſchein {<wimmen munter und luſtig im Waſſer umher, ſuchen ſi auh wohl gegenſeitig auf und beginnen die Spiele der Liebe, indem ſie ſi< paarweiſe zuſammenhalten, dicht nebeneinander dahinſhwimmen und ſich wie die Fiſche gegenſeitig mit den Shwänzen ſchlagen. Treffen mehrere Männchen bei einem Weibchen zuſammen, ſo ſucht eins das andere wohl auh zu verdrängen, und dasjenige, welches am beharrli<ſten iſt, folgt zuleßt wenigſtens zeitweilig dem Weibchen. So geht es während der ganzen Paarungszeit fort, zuweilen Wochen nacheinander. 4

Gachet beobachtete daß das paarungsluſtige Männchen ſeinen Kamm erhebt, \<hnell bewegt und ſi hierauf mit dem Kopfe der Schnauze des Weibchens nähert. Sein Schwanz wird währenddem beſtändig bewegt und ſo ſtark gekrümmt, daß er die Seiten des Weibchens berührt oder ſ{<lägt. Beide Gatten nähern ſi< mit den Köpfen bis zur Berührung, entfernen ſih aber mit dem Hinterteile des Leibes etwas mehr voneinander und bilden ſo einen ſpigen Winkel. E. Zeller fand nun, daß beim Bergmolche, Rippenmolche, Axolotl und anderen Schwanzlurchen keine unmittelbare Begattung ſtattfinde, ſondern daß das Männchen eigentümlih geformte Samenpakete im Waſſer auf dem Grunde befeſtige die das Weibchen aufſuche. Letzteres. nimmt ſodann von der Spitze des Samenpaketes die dem Gallertkêgel aufſißende Samenmaſſe durc die geöffnete Kloakenmündung weg und in ſi< auf. Zeller vermutet, und wir dürfen ihm hierin vollſtändig beiſtimmen daß dieſer BefruchtungSvorgang, mit kleinen Abweichungen vielleiht, auh für den Olm und für alle Schwanzlurche anzunehmen ſein wird.

Das friſch gelegte Ei des Kammmolches iſ, na< Rusconi, anfängli< kugelrund, weißgelblih von Farbe und mit einer klebrigen Maſſe umgeben, niht aber mit dieſer au< verbunden. Bewegt man das Ei mit einem Pinſel und wälzt man es im Waſſer um, jo kehrt es ſich ſogleich wieder auf die Seite, auf welcher es vorher lag. Dabei bemerkt man auch, daß es nur auf der einen Seite weiß, auf der anderen hingegen braun iſt, dem dunkeln Dotter und dem lihten Eiweiße entſprechend, welch leßteres die ſ{heinbare Umdrehung bewirkt, indem es vermöge ſeiner größeren Schwere abwärts ſinkt. Schon nah 3 Tagen hat ſi die Form des Eies etwas geändert, und man ſieht, wenn man das Auge mit einem Vergrößerungsglaſe bewaffnet, bereits die allgemeine Geſtalt des Keimes. Am 5. Tage hat dieſer eine gekrümmte Lage angenommen, und man kann nun Kopf, Leib und Schwanz unterſcheiden, ja am Kopfe bereits kleine Erhabenheiten, die erſten Spuren der ſprofſſenden Kiemen und Vorderfüße, wahrnehmen. Am 7. Tage ſind alle einzelnen Teile deutlicher geworden; man bemerkt auh eine Furche, die den Rumpf vom Kopfe trennt, und erkennt die Wirbelſäule. Am 9. Tage hat der Keim ſeine Lage geändert, und damit iſt der Unterteil des Kopfes und Leibes ſihtbar geworden; gleichzeitig nimmt man den Schwanz als dünnen Anhang wahr, ebenſo die Spuren des Mundes und der Augen, beobachtet, daß der Keim ſih bewegt und daß ſein Herz ſi< abwechſelnd zuſammenzieht und erweitert. Die Bewegungen werden am 10. Tage häufiger; der Keim ändert binnen 24 Stunden wohl drei- bis viermal ſeine Lage; die unteren Teile bede>en ſich mit ſ<hwarzen Fle>en; an den Seiten des Kopfes entde>t man vier Fäden, die, wie ſi ſpäter zeigt, der ausſhlüpfenden Kaulquappe zum Anketten dienen. Am folgenden Tage bekommen die