Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Fadenmol<h. Molche: Gebaren. Leben8weiſe. T5T

an zahlreichen weit voneinander entfernten Orten aufgefunden hat, bis Ruhla und bis in den Speſſart.

Jn ihren Sitten und Gewohnheiten unterſcheiden ſi<h dieſe Molche ſo wenig, daß man ein Lebensbild aller entwirft, wenn man das Betragen und Gebaren, die Sitten und Gewohnheiten einer Art ſchildert. Jh faſſe in erſter Reihe den Kammmolch ins Auge und ergänze meine Schilderung hier und da dur< Einſchaltung von Beobachtungen, die an anderen deutſhen Arten gemacht worden ſind.

Man bezeihnet die Molche gewöhnlich als Waſſertiere und hat damit niht unrecht, inſofern als ſie ihre Paarungszeit ſtets und auh außerdem Monate im Waſſer zubringen, es unter Umſtänden überhaupt nicht verlaſſen, darf jedoch nicht vergeſſen, daß ſie auch längere, einzelne Arten, nachdem ihre Fortpflanzung beendet iſt, ſogar alle übrige Zeit auf dem Lande verleben. Während ſie ſi< paaren und ihre Eier legen, ziehen ſie klare Gewäſſer, die mit Gebüſch beſtanden ſind und die nötige Nahrung gewähren, allen übrigen vor und meiden eigentli nur raſh fließende Bäche oder Flüſſe. Namentlich der Fadenmolch liebt friſche Quellen und Quellſümpfe des Waldgebirges. Auf dem Lande täppiſh und ungeſchi>t, bewegen ſie ſi< im Waſſer ſehr hurtig, vorzugsweiſe mit Hilfe ihres breiten Schwanzes, ſteigen oft ſenkre<ht in die Höhe, um Luft zu wechſeln, atmen in der Tiefe aus und laſſen dabei einige Luftblaſen zur Oberfläche emporſteigen, ſenken ſi<h unter ſ{hlängelnden Bewegungen tiefer hernieder und huſchen niedrig über dem Grunde hin und her, auf Beute ſpähend und jagend. Jm Sommer verlaſſen ſie ihr Wohngewäſſer, um unter Steinen und Baumwurzeln und in Uferhöhlen Schlupfwinkel, ſpäter im Herbſte, um gemeinſchaftlih eine Winterherberge zu ſuchen; die aber, die ſih einen quellenreihen Teich erwählt haben, verbleiben hier wohl au<h während der falten Fahreszeit. Nah Fr. Leydigs Erfahrungen ſcheinen die Waſſermolche ſehr lange ohne Waſſer beſtehen zu können. „Zh habe“, ſagt dieſer Forſcher, „ſie ſtundenweit von allem Waſſer entfernt angetroffen und mehr als einmal beobahtet, daß Tümpel, in welchen ſie zahlreih anzutreffen waren, durh warme Sommer völlig austro>neten und mehrere Jahre ohne Waſſer blieben. Es betraf dies zum Teil ganz vereinzelt liegende Pfüßen, z. B. eine in einem Steinbruche auf einem Berge, wo weit und breit kein anderes Waſſer iſt, das die Tiere hätten aufſuchen können. Nicht ohne Staunen ſah i< dann, daß, wenn nah Verlauf ſo langer Zeit die Tümpel in einem regneriſhen März ſi<h von neuem füllten, au<h die Molche wieder da waren.“ Ähnliches erfuhr au<h A. von Mojſiſovics. Er ſchreibt uns darüber Folgendes: „Die falten Oſtern des Jahres 1891, die ih am Geſtade Fſtriens verbrachte, zwangen mi, da die Netzüge im dortigen Meere häufig nur zweifelhafte zoologiſche Seltenheiten zu Tage förderten, meine Ausflüge zeitweiſe au< landeinwärts auszudehnen. Das ſteinige, zum Teil ſehr öde und unfruchtbare Karſtgebiet trug damals noch eine leichte Schneede>e, und, was i< überhaupt antraf, fand ih unter loſem Geſteine. Hunderte von Felsblöcen wurden umgewälzt und eine ziemliche Ausbeute an Tauſendfüßern, Skorpionen, an etwas humusreicheren Stellen au< von Erdwürmern (Lumbricus complanatus) neben verſchiedenen Kerbtierlarven und dergleichen gemacht. Einigemal ſtieß i<h au<h auf die allerdings vermuteten Eidehſen und dreimal an Stellen, die an Trockenheit nichts zu wünſchen übrigließen, auf faſt erſtarrte junge Streifenmolche, die zuſammengerollt in ſeichten Grübchen lagen. Die Tiere ſind ſehr liht gefärbt und um die Hälfte kleiner als die bei Graz geſammelten Stücke, aber dadurch beſonders merkwürdig, daß ihre äußeren Kiemen noh völlig erhalten ſind. F< kann mir dieſen Umſtand nur durch die Annahme erklären, daß in der Nähe ein jeßt ausgetro>neter Tümpel geweſen ſein muß, in dem die Tiere ihre erſte Entwi>elung durhgemacht haben. Aber zu ſehen war in dem Gebiete von einem