Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Molche: Laichzeit. Larven. Farbenwechſel. Häutung. 761

Schreibers und F. de Filippi haben zuerſt beobachtet, daß unter gewiſſen beengenden Umſtänden der ſchon geſhle<htsreife Waſſermolh no< die Tracht einer Larve beibehalten, mithin fkiementragend bleiben kann. Namentlich beim Bergmolche ſind wiederholt ſolche Larven, bei denen die Hoden der Männchen fertige Samenfäden, die Eierſtöcke der Weibchen entwi>elte Eier enthielten, gefunden worden. Filippi hebt mit Recht hervor, daß dieſe Thatſache zu einer Stüße der Abſtammungslehre verwendet werden könne: ſie bringt offenbar die Waſſermolche in eine noh innigere Verwandtſchaft zu den Fiſhmolchen, als dies bis jezt angenommen worden war. Man darf, nah Fr. Leydig, dieſe Erſcheinung, die F. Kollmann Neotenie genannt hat, in erſter Linie als eine Anpaſſung an äußere Exiſtenzbedingungen betrachten.

Die Molche ſind ſhon in ihrer früheſten Jugend Räuber, die ſih ausſcließli<h von tieriſhen Stoffen nähren. Anfänglich jagen ſie auf ſehr kleine Weſen, namentli< kleine Krebstiere Kerbtierlarven und Würmer, ſpäter gehen ſie größere Beute an, ſo allerlei Kerfe, die auf der Oberfläche des Waſſers ſchwimmen, Schne>ken und überhaupt Weichtiere, Regenwürmer, Froſchlaih, Kaulquappen, ja die Larven ihrer eignen Art. Schädlich werden ſie nirgends; eher no< dürften ſie ſi< dur< die Vertilgung von Mütenlarven als nüßli<h erweiſen.

Abgeſehen von den Veränderungen, welche die Molche während der Fortpflanzungszeit zeigen, bekunden ſie die Fähigkeit, mehr oder minder willkürlih ihre Färbung zu wechſeln. Auch ſie beſizen bewegliche Farbzellen. Als Leydig einen in ſeinem prahtvollſten Kleide prangenden hochzeitlihen Kammmolch, der innerhalb eines geräumigen Beens nicht immer ſtandhalten wollte, in ein engeres Glas verſeßte, um ihn bequemer malen zu können, bemerkte er niht ohne Überraſchung, daß der jeßt ſih ängſtlich bewegende Molch bei ganz gleicher Beleuhtung von ſeinem Farbenſhmelze etwas eingebüßt hatte; die Färbung war entſchieden matter geworden. Als das Tierchen wieder in ſeine frühere geräumige, mit Waſſerpflanzen geſ<hmü>te Wohnung zurü>gebraht worden war, legte ſih augenſcheinlih na<h und nah ſeine Aufregung, und na<h Verlauf von etwa einer halben Stunde hatte es dieſelbe glänzende Färbung wiedererlangt, die es vorher gezeigt hatte. Schon dieſe Beobachtung mußte Leydig an ähnlihe Erfahrungen beim Laubfroſche erinnern und an bewegliche Farbzellen denken laſſen; allein er bemerkte bald noh grelleren Farbenwechſel. Alle im kalten Raume lebenden Tiere, die er gefangen hielt, hatten ein weſentlih anderes, dur< helle Färbung abweichendes Ausſehen als diejenigen, wel<he in wärmeren Räumen lebten, und als Leydig einzelne, die auf licht ſchiefergrauem Grunde große, deutlich abgegrenzte, lederbraune Fnſelfle>en zeigten, malen wollte und deshalb in das geheizte Zimmer bringen ließ, hielt die Färbung niht mehr ſtand. Das lichte Schiefergrau verwandelte ſi< in dunkles Schieferblau; die vorher ſo deutlichen, lederbraunen Fle>en verſhwanden; kurz, die Tiere nahmen eine vollſtändig andere Färbung an. Lettere ſteht, nah Leydigs Anſicht, unter dem Einfluſſe des Nervenſyſtems und hängt von deſſen Stimmung ab. Aufregung, Angſt, Schre>, höhere oder niedere Wärme wirken auf ſie ein. Von den Lurchen warmer Länder unterſcheiden ſi<h unſere einheimiſchen in dieſer Hinſiht nur dadur<h, daß ihr Farbenwechſel nicht ſo lebhaft iſt und ſih auch zeitlih meiſtens niht ſo raſch vollzieht wie bei jenen.

Die Häutung der Molche geſchieht im Frühjahre alle 2—8 Tage, nah der Paarung ſeltener; während des Landaufenthaltes dürſte ſie gänzlih ſto>en. Der Kleiderwechſel ſcheint, obwohl er ziemlih raſh von ſtatten geht, ſie ſehr in Anſpruch zu nehmen, da ſie ſih vorher auffallend träge und unluſtig zeigen. Vor Beginn der Häutung wird die Haut mißfarbig und dunkel weil ſie ſich na< und nach ablöſt; hierdur< entſteht wahrſcheinli<h ein dem Tiere unangenehmes Gefühl, und daher denn die Unluſt, die ſih in