Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

762 Zweite Drdnung: Shwanzlurche; erſte Familie: Molche.

ſeinem Wejen ausſpriht. Wenn die re<te Zeit gekommen iſt, verſucht es mit Hilfe ſeiner Vorderfüße in der Gegend der Kinnladen eine Öffnung in der Haut zu machen, löſt ſodann die Kopfhaut an der Spige der Schnauze ab, zieht ſich bald auf der rehten, bald auf der linken Seite zuſammen, ſchüttelt ſi häufig und erſcheint mit dem Kopfe über dem Waſſer. Durch fortgeſebßte Krümmungen des Leibes und dur< Eingreifen mit den Vorderfüßen zieht es die Haut langſam ab, dreht und ſchüttelt, wenn einmal die Vorderbeine frei ſind, den Leib gewaltig, ſo daß die vorher ſhon runzelige Haut ſi<h über den Anfang des Schwanzes hinaus\chiebt pact ſodann die Hautmaſſe mit dem Maule und entkleidet fi<h nun vollends, ſo wie man ein Hemd auszieht. Der Wechſel iſ oft in einer Stunde vollbracht, dauert aber zuweilen auh zwei und mehr Stunden und erſchöpft dann den Molch ungemein. Manchmal helfen andere den einen entfleiden, verſhlu>en ſelbſt die Haut, die ſie mit dem Maule gepat hatten, geben ſie au< wohl, und ni<ht immer ohne Anſtrengung, unverdaut wieder von ſih. So geſchieht es, daß der zuſammengeballte ‘Haufe, den ſie verſhlu> haben, ihnen weit aus dem After hängen fann, und ſie dann mit Maul und Pfoten ſi< mühen um ſolcher Verſtopfung abzuhelfen: dieſe übrigens der Beſtätigung bedürftige Beobachtung hat wohl zu der Meinung verleitet, daß ſie au< den Darm häuten. Wenn alles gut und raſh vor ſich geht, ſieht die abgelegte Haut fehr hübſch aus; ſie iſt nämlih einfah umgekehrt, nirgends aber zerriſſen, ſo daß man jede einzelne Zehe unterſcheiden kann; nur in der Augengegend finden ſi zwei Löcher.

Unter gewöhnlichen Umſtänden vernimmt man, abgeſehen von dem glu>ſenden Done, den ſie dur< Ausſtoßen von Luftblaſen hervorbringen , keinen Laut von den Molchen; ganz ſtimmlos aber ſind ſie niht. Berührt man ſie etwas raſh und unſanft, ſo bekunden ſie dur einen hellen, quäkenden Ton, daß ſie ſih wie andere Lurche vernehmen laſſen können.

Das Gefangenleben der Kammmolche hat Glaſer beſſer als irgend ein anderer vor und nach ihm geſchildert. Entſprechend ſeinen Beobachtungen ſind die Tiere in keiner Weiſe anſpruchsvoll und deshalb ohne alle Schwierigkeit im einfahen Aquarium zu halten. Hier gewähren ſie fortwährend Unterhaltung. Sie ſind äußerſt gefräßig und werden daher, wenn man ſich viel mit ihnen beſchäftigt, ſie namentlich fleißig füttert, bald ganz zahm. Nähert man ſich ihnen, ſo ſiben ſie, wie Hunde aufbli>end, auf dem Grunde des Waſſers und ſtieren jede herantretende Perſon, auf Futter wartend, an. Jn der erſten Zeit ihres Gefangenlebens zeigen ſie ſih ſcheu und ängſtlich, halten ſi beſtändig verſte>t, kommen nur alle 10 Minuten etwa einen Augenbli> an den Waſſerſpiegel, um Luft abzugeben und neue einzuſhnappen, ziehen ſih aber ſogleih wieder eilig in ihre Shlupfwinkel zurü>; wenn ſie aber doth einmal der Hunger hervortreibt und man ihnen Gelegenheit gibt, dieſen zu befriedigen, werden ſie bald dreiſter und kirre und endlih ſo zahm, daß ſie den ganzen Tag frei im Behälter oder unter dem Waſſer umherſchreiten, neugierig um ſi< ſchauen und warten, ob es nichts für ſie zu freſſen geben werde. Bei ihren kleinen Augen ſehen dieſe das Dunkel der Gräben und Sümpfe gewöhnten Tiere nur ſ{hle<t. Auch ſind ſie beim Fangen und Hinabwürgen der Beute höchſt unbeholfen, werfen den Kopf hin und her, um den erfaßten Gegenſtand tiefer in das Maul zu bringen, und ſhlu>en {hwerfällig unter Kopfzu>en und Aufſtemmen der Vorderfüße oder unter krampfhaften Bewegungen mit dieſen. Von Zeit zu Zeit ſicht man ſie förmlih und im eigentlihſten Sinne gähnen, wie ſie denn überhaupt als Muſterbilder der Trägheit und Unbeholfenheit gelten können. Daher iſt ihnen zum Freſſen alles re<t. Ganz kleine, tote, ihnen vors Maul gehaltene Fiſche pa>en und verſchlu>en ſie mit Begierde, ebenſo Semmelkrumen, einen Streifen rohen Fleiſhes und dergleichen mehr. Man kann ſie daher über Winter in der warmen Stube ohne alle Schwierigkeit halten.

Aus Furcht vor den großen Molchen halten ſich die kleineren, ſowohl die jüngeren der eignen Art als auch die graugelben Streifenmolche, beſtändig verſte>t. Ein halbes