Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

780 Zweite Drdnung: Schwanzlurche; zweite Familie: Fiſhmolche.

unförmliches, plumpes, maſſiges Geſchöpf von 87—114 cm Geſamtlänge, Vertreter der Rieſenſalamander (Megalobatrachus) deren Merkmale die folgenden ſind: Dem erwachſenen Tiere fehlt ein äußeres Kiemenloh; es ſind zwei Kiemenbogen vorhanden. Der große, niedergedrüdte, überhaupt ſehr breite Kopf rundet ſih vorn in eine ſtumpfe Spige ab, der kurze Hals iſt bedeutend ſ{<mäler als Hinterkopf und Rumpf, letzterer platt, walzig, dur< einen di>den Längswulſt jederſeits gleihſam no< mehr verbreitert der Schwanz, der etwa zwei Fünftel der Leibeslänge einnimmt, kurz und, abweichend von Leib und Kopf, ſeitlih zuſammengedrü>t, ſo daß er ein hohes Ruder bildet; an den plumpen, ſtämmigen Füßen ſiven vorn 4, hinten 5 wohl ausgebildete Zehen: die Naſenlöcher liegen vorn an der Schnauze, ſehr nahe bei einander, die überaus fleinen, lidloſen Augen hingegen werden faſt dur<h die ganze Breite des Kopfes voneinander gez trennt. Sehr kleine Zähne bewaffnen die Kiefer, eine zweite mit ihnen gleichlaufende Reihe den Gaumen; die Zunge iſ ringsum angewachſen. Das Gerippe erinnert, laut Schlegel, an das Knocengerüſt der Salamander wie der Schlammteufel, do< unterſcheidet ſih der Schädel dur verhältnismäßig große Breite und auh no< durc andere Eigentümlichkeiten. Die Wirbelſäule beſteht aus 20 Rumpf- und 24 Shwanzwirbeln, die vorn und hinten eingetiefte Flähen und deren vordere an ihren Seiten lange Querfortſäße mit Rippenanhängſeln haben. Das Been befeſtigt ſi< am 21. Wirbel. Die Haut iſt weih und warzig; auf dem Kopfe treten die Hö>ker und Warzen deutlicher hervor.

Ein trübes, ſ<hwer zu beſtimmendes Hellgraubraun, das dur dunklere Stellen mehr gewölkt als gefle>t wird, bildet die Färbung der Oberteile und geht nah unten in ein ſchwarz gefle>tes Lichtgrau über. Funge Nieſenſalamander unterſcheiden ſich, laut JF. J. Rein und Roret, durch glatte, warzen- und runzelloſe Haut, zimtbraune Färbung und ſpärliche, dunkle Fle>ung, auh verhältnismäßig größere, hervorſtehende Augen von den älteren. Fe mehr die Größe der Tiere zunimmt, um ſo unebener und warziger und um ſo dunkler und großfle>iger wird ihre Haut.

F. von Siebold entde>te dieſen größten aller jezt lebenden Lurche in den zwanziger Fahren auf der Fnſel Nippon und erfuhr, daß er daſelbſt in Gebirgsbächen und tiefen, ſtillen Gewäſſern, namentlich in den gefüllten Kratern ehemaliger Vulkane lebe, von den Japanern gejagt und auf den Märkten als beliebtes Wildbret verkauft werde, konnte aber im übrigen über Lebensweiſe und Fortpflanzung nichts weiter feſtſtellen. Viel ſpäter erſt wurde er auch in den Gebirgen des weſtlihen Mittelhina aufgefunden. Die Eröffnung Japans, die Heranziehung vieler wiſſenſchaftlih gebildeter Fremden in japaniſche Dienſte und neuerdings ſogar eingeborene Naturforſcher haben uns jeßt zu einer beſſeren Kenntnis des Wohnortes und der Lebensweiſe ſowie der Entwickelungsart des Rieſenſalamanders verholfen, ſo daß wir in dieſer Hinſiht niht mehx allein auf die Siebold ſchen Mitteilungen beſchränkt ſind. Wie FJ. JF. Nein und Roret bemerken, hat von Siebold das Tier nie an ſeinem Wohnorte aufgeſucht, ſondern ſeine Nachrichten dur ſeine japaniſche Umgebung erhalten. Nun iſt es aber ſehr ſ<hwierig, in naturwiſſenſchaftlihen Dingen von Eingeborenen zuverläſſige Mitteilungen zu erlangen, und ſo konnte es niht fehlen, daß au< den im Ganzen ri<htigen Angaben Siebolds einige niht zu unterſhäßende Frrtümer unterlaufen ſind. Der Rieſenſalamander iſt niht ſehr häufig, fo daß die meiſten in Japan wohnenden Fremden das Tier nie zu Geſichte bekommen; der von Siebold gebrauchte japaniſhe Name „Sanſho-uwo“ wird in den meiſten Provinzen gar niht auf ihn, ſondern auf kleinere Drdnungsverwandte bezogen, und dies führt zu Begriffsverwirrungen. Aus allen dieſen Gründen haben wir Rein und Roreßt lebhaft zu danken, daß ſie während ihres Aufenthaltes in Japan es ſih angelegen ſein ließen, das Tier aus eigner Anſchauung kennen zu lernen. „Sowohl nah den Sieboldſchen