Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

790 Zweite Ordnung: Schwanzlurche; dritte Familie: Olme.

Nande der beiden Pflugſcharbeine je eine einfache Querreihe von Zähnen. An das hintere Ende der Pflugſcharbeine befeſtigt ſi< ein ſ<hmales Flügelbein, ſ{<miegt ſi<h mit ſeinem hinteren Ende dem hinteren Rande des Trommelbeines an, läßt aber auf der Grundfläche des Schädels einen Raum frei. Die ganze übrige Unterſeite des Schädels wird aus dem ſ\cildförmigen, platten Keilbeine gebildet. Das Trommelbein beſteht aus einem ziemli< langen, an beiden Enden etwas verdicten, gegen den Unterkiefer ſhräg herabſteigenden Knochen: das eiförmige Fenſter liegt ganz im Felſenbeine. Der Unterkiefer iſt dem der Salamander ähnlih. Der Magen des Olmes iſt eine bloße Erweiterung des Darmſchlauches der ſih in faſt gerader Richtung von einem Ende des Bauches zum anderen erſtre>t, die Speiſeröhre zeigt ſih innen gefaltet. Ein eigentlicher Kehlkopf fehlt, und ſtatt deſſen iſt nur eine häutige, dur eine kleine Rige in den Schlund geöffnete, halbmondförmige Höhle vorhanden, die ſih rü>wärts in zwei langen Gängen fortzieht, welche ihrerſeits in den dünnen, innerlih ſehr gefäßarmen Lungenblaſen endigen.“

Die meiſten Olme haben weißgelbliche oder licht fleiſchrötliche Färbung, verändern dieſe aber, wenn ſie dem Lichte ausgeſeßt werden, mehr oder weniger. Einzelne werden gleich: mäßig rotbraun, andere bekommen dunklere, gewöhnlich blauſhwarze Fleten. Auch gibt es zwei Spielarten, die eine in Dalmatien, die andre in Kärnten lebend, die dur< die Form ihrer Shnauze und die geringere Anzahl der Seitenfalten abweichen. Laut E. Schreiber ändert die Grundfarbe von reinem oder ſhmußigem Gelblihweiß dur<h Rötlichweiß oder Fleiſchrot bis ins Veilchenfarbene in allen denkbaren Zwiſchenſtufen ab. Sehr häufig finden ſih auf dieſer Grundfärbung mehr oder weniger deutli<h abgehobene, bald fleinere, bald größere, bald regelmäßige, bald unregelmäßige Punkte oder Fle>en von gelblicher, gräulicher oder rötliher Färbung, die entweder dichter oder ſpärlicher über den ganzen Körper verteilt ſind und mitunter ſih vergrößern und zu wolkenartigen Fle>en zuſammenfließen. Die Kiemen ſind im Leben hell blutrot, bleichen aber am Lichte. Die Körperlänge tann bis zu 28,5 em anſteigen beträgt jedo<h in der Regel nicht über 25 cm.

Bis jet hat man den Olm aus\{ließli<h in den unterirdiſchen Gewäſſern Krains, Kärntens, des Küſtenlandes und Dalmatiens gefunden, insbeſondere in den Höhlen des Karſtgebirges um Adelsberg, in der Magdalenen- und Kleinhäuslergrotte, bei ODberalben, in Tümpeln bei Haasberg, bei Laas, in deſſen Nähe der hier Unzfluß genannte Bach in unterirdiſche Vertiefungen hinabſtürzt, aus denen er erſt wieder bei Oberlaibat zum Vorſchein kommt, bei den ſogenannten Seefenſtern des Laibacher Moores und in Waſſergräben, die mit dem Laibachfluſſe zuſammenhängen, bei Altenmarkt, Rupa, Vir, Dol, Sagraß, Leutſch, Gradiſch, Seifenburg, Schiza, Karlovza, in der Joshetovajama und Petanskajama, in einer Höhle bei Kumpolje und bei Strug und Sign in Dalmatien. C. Marcheſetti fand ihn 1885 auh bei Carpano und Monfalcone im öſterreichiſchen Küſtenlande auf. Die Landleute, die den Olm oder, wie ſie ihn nennen, das „Menſchenſiſhlein““ oder die „Waſſerwühlerin der Finſternis“ ſehr wohl kennen, weil ſie ſeinen Fang als Erwerbsquelle betrachten, erzählen, daß man die Tiere nur in den tiefen Buchten der Höhlen regelmäßig finde, in den zu Tage kommenden Gewäſſern dagegen nur nach ſtarken Regengüſſen, welche die unterirdiſchen Gewäſſer anſchwellen und ſo zur gewaltſamen Fortführung unſerer Lurche Veranlaſſung geben. Davy glaubte, daß alle Olme eigentli in einem großen unterirdiſchen See zu Hauſe ſeien und erſt von ihm aus in die vielfach untereinander zuſammenhängenden Gewäſſer geführt würden — eine Annahme, die ſih aber nah den neueren Grottenforſhungen in keiner Weiſe bewahrheitet hat. Obwohl ſi die Tiere ausſließli< im Waſſer aufhalten, ſo ſollen ſie doh nah Ausſage der Grottenführer zuweilen, namentlih beim Herannahen von Gewittern, das Waſſer verlaſſen und am Ufer im Schlamine mit unbeholfenen, aalartigen Bewegungen umherkriechen.