Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

66 Erſte Unterordnung: Eidechſen; dritte Familie: Agamen.

Felsblö>en ſißen, um ſih zu ſonnen, häufiger aber in breiteren Rißen an den Felswänden kleben. Beſonders günſtige Örtlichkeiten, alſo namentlich ſolche, welche unzugängliche Verſte>e gewähren, beherbergen ihn oft in namhafter Anzahl: ih erinnere mih, Dugende in einer Felsriße geſehen zu haben. Fn Ermangelung derartiger Zufluchtsorte gräbt er ſich ſelbſt ſolhe, Höhlen im Sande nämlich, die er am Tage nur verläßt, um ſih zu ſonnen, in den heißen Mittagsſtunden jedo<h wieder aufſuht. Eine verwandte Art foll gegen Witterungseinflüſſe in hohem Grade empfindlih ſein und bei kühlem Wetter die Eingänge zu den Höhlen ſorgfältig mit Sand verſtopfen. Ob der Dabb dasſelbe thut, vermag ih niht zu ſagen.

Begegnet man einem Dornſchhwanze, ſo eilt ex mit Slingenoa Bewegungen des Leibes, die der Kürze und Plumpheit des leßteren und der Steifheit des Shwanzes halber ſehr ſonderbar ausſehen, ſeiner Höhle zu. Hat er den Menſchen no< niht wahrgenommen, ſo geht er langſam wankend ſeines Weges dahin und wendet hierbei den Kopf bald nah dieſer, bald nah jener Seite, als ob er die größte Vorſicht gebrauchen müſſe. Fn ſeinem Schlupfwinkel angelangt, verhält er ſi<h vollkommen ruhig, vorausgeſeßt, daß er erſt eine gewiſſe Tiefe erlangt, denn er ſcheint zu wiſſen, daß man ihm dort niht beizukommen vermag. Schneidet man ihm zufällig oder durch geſchi>tes Anſchleichen den Weg zu ſeiner Wohnung ab, ſo ſtellt er ſi<h dem Gegner, läßt ein dumpfes Blaſen vernehmen und macht fih zum Angriffe fertig. Seine hauptſählihſte Waffe iſt der Schwanz, mit welchem er kräftige und empfindlihe Schläge auszuführen vermag. Zum Beißen entſchließt er ſi< ſelten; wenn er es aber thut, läßt er das Erfaßte ſo leiht niht wieder los, und ob man ihm auch die Kinnlade zerbrechen ſollte.

Alle Dornſchwänze ſind Pflanzenfreſſer, nähren ſih von den verſchiedenſten Blättern und Blüten, Grasſamen und tro>enen Früchten und nehmen tieriſhe Stoffe nux nebenbei zu ſih. E. Nüppell ſah eine der ſ{hönſten Arten der Gattung Gras freſſen, und Effeldt erfuhr zu ſeinem Schmerze, daß die gefangenen, die er pflegte, an Fleiſhgenuß regelmäßig zu Grunde gingen. Allerdings pa>ten und verſhlu>ten ſie das ihnen vorgehaltene Fleiſhſtü>; aber ſhon am nächſten oder doh in den nächſten Tagen bekundeten ſie durch ihre Trägheit und Stumpfheit, daß ſie erkrankt waren, und keiner von allen erholte ſih wieder. Jh habe neuerdings den Dabb wiederholt gepflegt, ihn aber überhaupt nicht zum Freſſen bringen können, und bin daher außer ſtande, zu ſagen, ob man ihn bei pflanzlicher Koſt lange am Leben erhalten kann. Von den Beduinen der Sahara erfuhr Triſtram, daß das Tier niemals trinke ja, daß Waſſer ihm geradezu verderblich ſei. Neuere Forſcher konnten dieſe Angaben beſtätigen. Diejenigen, welche ih beobachtete, blieben immer mehr oder minder ungebärdig, und erſt wenn zunehmende Shwäche ihnen die Außenwelt gleihgültig erſcheinen ließ, benahmen ſie ſi ruhiger. Bei den Arabern ſieht man, nach briefliher Mitteilung Klunzingers, dann und wann einen Dabb in Gefangenſchaft, weil man ihn als ein dem Hauſe Segen bringendes Tier betrachtet und die 21 Ringe ſeines Shwanzes au irgend eine Legende bezieht, in welcher die gedachte Zahl eine Rolle ſpielt. Von den Beduinen hingegen wird der Dornſhwanz ſeines Fleiſches halber gejagt, gemäſtet und ſodann gegeſſen. Jn welcher Weiſe man ihn ernährt, ſagt Triſtram niht, wohl aber verſichert er, daß au< ihm das Fleiſch trefflich geſ<me>t und. an das junger Hühner erinnert habe.

Außer dem Menſchen dürfte der wehrhafte Geſelle wenige Feinde haben, die ihm Schaden zuzufügen im ſtande ſind. Wie die Beduinen Triſtram erzählten, foll die Hornviper niht ſelten die Höhlung des Dabbs zu Verſte>pläßen wählen, ſolches Unterfangen aber ſtets mit dem Leben büßen müſſen, da der Hauseigentümer dem Eindringlinge durch einige kräftige Shwanzſchläge ſtets das Nückgrat brehe. Wie viele derartige Erzählungen gehört auch ſie in das Neich der Fabeln.