Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Indiſcher Dornſhwanz. Molo. 69

die Tiere nah kurzem Kauen vollſtändig. Später fraßen ſie gern und ſogar mit Begierde Blätter vom Roſenkohl, hier und da etwas Luzerne, ab und zu Blüten des Löwenzahnes und namentlih Mehlwürmer. Dieſe in großer Menge. Gräſer, und namentlih Riedgras, werden ebenfalls gern angenommen und oft mit Stumpf und Stiel verzehrt; Raſenſtü>ke werden bis auf die Erde abgeweidet. Waſſer, das ſie langſam [append trinken, darf ihnen ebenfalls niht fehlen.

„Der Fndiſche Dornſchwanz gräbt viel und gern und kann dadurh im Terrarium Unordnung anrichten. Seine unbegrenzte Grabluſt ſowie ſeine großen, hakenförmig ge: frümmten Krallen laſſen darauf ſ<hließen, daß er ſich in der Freiheit Höhlen graben muß.“

S

Zu den Agamen zählt endlih noch eine der auffallendſten E<hſen überhaupt, der Mo[oh (Moloch horridus), einziger Vertreter einer gleihnamigen Gattung (Moloch) aus Süd- und Weſtauſtralien. Der Kopf iſt ſehr klein und ſ{hmal, kaum breiter als der Hals, der Leib kräſtig, in der Mitte verbreitert und flach gedrüdt, alſo frötenartig, der niht ganz leibeslange Schwanz rundlich, am Ende abgeſtumpft. Die Beine ſind ziemlich kräftig, die Zehen außerordentli<h kurz und di> und mit langen Krallen bewehrt. Auf der Mitte des Halſes erhebt ſi ein länglicher Höcker, von deſſen Seiten große Dornen abſtehen. Kopf, Hals und Leib ſind mit unregelmäßigen Schilden bekleidet, von welchen jeder einzelne einen roſendornähnlichen, jedoh ziemlih geraden Stachel trägt. Dieſe Stacheln ſind verſchieden lang und verſchieden gebogen. Die größten und gekrümmteſten bewehren beide Seiten des Kopfes, gleihſam nach Art der Hörner eines Säugetieres; verſchieden große finden ſi< auf der Hal3mitte und an den beiden Seitenhö>ern des Halſes ſowie längs des ganzen Schwanzes, die kleinſten endlich an den Beinen. Die Unterſeite iſt rauh, aber niht dornſpibig. Zwar nicht beſonders lebhafte, aber ſehr anſprechende Färbung und Zeichnung ſ<müden das ſtahlige Tier in hohem Grade. Auf kaſtanienbraunem, dunkler geſäumtem Grunde verläuft längs der Rückenmitte ein ſ<hmaler, mehrmal zu verſchobenen Viere>en ſi verbreiternder Streifen von licht o>er- oder ledergelber Färbung; ein zweiter, gleich gefärbter beginnt an jeder Seite des Halſes, zieht ſih über die Schultern, verbreitert ſich hier und zweigt einen anderen, nah hinten verlaufenden und zuleßt beide Seiten des Schwanzes zierenden ab, während er ſelbſt ſih hinter der Achſelgegend nah abwärts wendet. Die Grundfärbung der Unterſeite iſt licht o>ergelb; die Zeihnung, die hier am Halſe beainnt, über die ganze Bruſt verläuft und auh noch den Unterteil des Schwanzes einnimmt, beſteht aus breiten, hwarz geſäumten Längs- und Querbändern, die unregelmäßige Figuren bilden. Die Geſamtlänge beträgt 18—22 cm.

Über die Lebensweiſe des Molochs, der von den Anſiedlern „Stachelehſe““ oder „Dornteufel“ genannt wird, und die ſehr ähnlich der der amerikaniſchen Krötenehſen zu ſein ſcheint, ſind wir erſt in neueſter Zeit unterrichtet worden. Wilſon ſammelte mehrere Fahre nacheinander alle Nachrichten, welche ex über das abſonderliche Geſchöpf erhalten konnte, und hat dieſe nebſt ſeinen eignen Beobachtungen veröffentliht. Man begegnet dem Moloch an verſchiedenen Stellen bei Port Auguſta; ſein Verbreitungsgebiet dehnt ſich jedoh unzweifelhaft weiter aus, als bis jezt bekannt wurde. Das Tier lebt nur auf ſehr ſandigen Stellen. Gelegentlih ſieht man vielleiht ihrer 2 oder 3 zuſammen auf der Spige eines kleinen Sandhügels in der Nähe des Golfes ſih ſonnen. Oft vergraben ſie ſi< au< unter dem Sande; immer aber dringen ſie nur bis zu geringer Tiefe ein. Jhr kleines, verſte>tes Auge und ihr ganzes Weſen ſtempelt ſie zu Tagtieren, die vielleiht nie, mindeſtens nur in ſeltenen Fällen des Nachts ſich bewegen. Obgleich für gewöhnlih ungemein träge, hat man doh auch geſehen, daß ſie mit großer Gewandtheit laufen können, wenn es ſih darum