Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Schwertfiſche: Verbreitung. Weſen. Gebaren. Fortpflanzung. 79

Staaten und verweilt daſelbſt bis in den September, doh meldet Simpſon, daß er auh noh mitten im Winter in Menge auf der Höhe von Kap Hatteras, alſo doh wohl in den warmen Gewäſſern des Golfſtromes, geſehen worden ſei. Nah G. Brown Goode fommt der Schwertfiſh an den Küſten Braſiliens und der ſüdlicher gelegenen Gebiete nit vor, auh bezweifelt unſer Gewährsmann, trog Lüt kens Angabe, daß er an der Küſte Niederguineas und bis zur Südſpize Afrikas auftrete, und hält es für mögli, daß er überhaupt, gleih dem Pottwale, niht das Kap der Guten Hoffnung, fondern bloß das Kap Horn umſhwimme, um von dem einen Weltmeere in das andere zu gelangen. Das in jedem Sommer ſi regelmäßig wiederholende Erſcheinen ſo zahlreicher Schwertfiſche an den Küſten der Neu-England-Staaten erklärt G. Brown Goode dadurch, daß ſie dorthin den Fiſchzügen, die ihnen Nahrung liefern, folgten, da es ausgeſchloſſen ſei, daß ſie etwa dieſe Sommerwanderung unternähmen, um zu laichen.

Der Shwertfiſh gehört zu den ſchnellſten und in anbetra<ht ſeiner Größe auh zu den gewandteſten Fiſchen und iſt deshalb fähig, ſi kleinerer Klaſſenverwandter zu bemächtigen, die neben manherlei Tintenfiſchen ſeine bevorzugte, wenn niht ausſchließlihe Nah: rung bilden. Jm allgemeinen mag er wohl für harmlos und fur<htſam gelten, doch iſt er ſehr reizbar und hat zuweilen, auch ohne beläſtigt oder verwundet worden zu ſein, plößliche Anfälle von einer gefährlihen Wut und Zerſtörungsluſt, während welcher er Gewaltſtreiche verübt, die man verſucht ſein könnte, in das Reich der Erfindungen zu verweiſen, wenn ſie niht ſo gut und ſo mannigfaltig verbürgt wären. Unter Fiſchern und Seeleuten, die ihn kennen, iſt er wegen ſeiner Kampfbereitſchaft und oft ſinnloſen Angriffsluſt geradezu ſprihwörtlih geworden. Jn der Regel erſcheint er nur an ziemli<h windſtillen und warmen Tagen an der Oberfläche des Meeres und ſhwimmt ruhig ſeines Weges, wobei er einen Teil ſeiner Rü>ken- und Schwanzfloſſe über Waſſer zeigt. Gelegentlih bewegt er ſih auh einmal heftiger, ſchießt dann und wann über die Oberfläche empor und beluſtigt ſih wohl auh durch einen übermütigen Luſtſprung, wobei er ſih nicht ſelten in ſeiner ganzen Größe frei über das Waſſer ſchnellt und dann mit weit ſhallendem Platſchen wieder zurü>fällt. Fn den europäiſchen Gewäſſern, beſonders im Mittelländiſchen Meere, ſollen Schwertfiſche oft paarweiſe, diht nebeneinander ſ<hwimmend geſehen werden und ſogar gegenſeitige Zuneigung bekunden; die erfahrenen Fiſcher Neuenglands wiſſen hingegen davon nichts zu berichten, und Kapitän B. Aſhby verſichert, daß er Schwertfiſhe niemals näher als 10—12 m bei einander geſehen habe. Vom Maſte aus hat man in guter Zeit bisweilen 10—15 und ſogar an 20 Stü> in Sicht. Wenn ſi< der Wind erhebt oder Abkühlung eintritt, gehen die Fiſche in die Tiefe. Laut Brown Goode zeigen ſie ſih an günſtigen Tagen ledigli<h vormittags vor 10 und 11 Uhr und nachmittags um die vierte Stunde; den Ausſagen erfahrener Fiſcher zufolge ſollen ſie emportauchen, wenn die Makrelen aufſteigen, und dieſen au<h wieder in die Tiefe folgen. Nach Berichten von Fohn Thomſon und B. Aſhby, die den Schwertfiſch bei ſeiner Jagd beobachteten, fährt der Näuber jählings in einen dit gedrängten Schwarm von Fiſchen, ſ<hlägt blißſhnell re<hts und links mit ſeiner gefährlihen Waffe zwiſchen ſie, bis er eine genügend erſcheinende Anzahl getötet hat, und verzehrt dann die umhertreibende Beute. Manche Fiſche werden bei ſolchen Überfällen vollſtändig entzweigeſchnitten. Aſhby konnte einmal an der Stelle, wo ein Schwertfiſch vor ſeinen Augen in einem Schwarme von Heringen gewütet hatte, etwa noch einen Scheffel getöteter Fiſche aufſammeln.

Über die Fortpflanzung iſt ſehr wenig bekannt. Die Schwertfiſche, die das Mittelländiſhe Meer bewohnen, ſollen hauptſählih im Juli laichen; man ſieht die Männchen vom Juli bis zum September die Weibchen auf den Bänken verfolgen. Vom November an bis zum März werden die ganz jungen Fiſchchen bemerkt. Wie {hon angeführt,