Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Schwertfiſch: Überlieferungen. 81

geförmten Nagel, welchen ſie bereitet haben, verſchlagen: ſie werden auch offt in ſolhem Kampf verwundt und geſchädiget von den Fiſchen. Man pflegt ſie auh zu fahen mit Haen oder Pfeilen ſo wieder Haken haben an Seil gehafftet, welhe man an einem langen Spieß in ihren Rü>en oder Seiten ſticht: dann als von allen groſſen Wallfiſchen gehöret, ſo ſie im Meer ſ{wimmen, exzeigen ſie den halben theil ihres Leibs auſſerhalb dem Waſſer.“

Gelegentlich der Beſchreibung des Thunes ſagt der alte Gesner auch, daß leßtgenannter Fiſh lebhafte Furht vor dem Schwertfiſche habe. Dieſe Angabe ſoll die erſte ſein, die wix prüfen wollen. Cetti verneint ihre Richtigkeit auf das entſchiedenſte. Paulus Fovius, ſagt er, ſchreibt die Urſache der Wanderung des Thunes vom Atlantiſchen Meere in das Mittelländiſche Meer der Furcht zu. Nach ihm iſt das leztere Meer ſein Zufluchtsort, na welchem er ſih vor den Verfolgungen ſeines grauſamen Feindes rettet, dieſer Feind, der Shwertfiſch, der im Weltmeere unter den Thunen ſo grauſam hauſen ſoll, daß deren Herden ohne Beſinnen im Gedränge ſi< in das Mittelländiſhe Meer retten. Fovius, meint ex, wurde vielleiht von Strabon verleitet, die angeführte Nachricht zu geben; woher er ſie aber au< genommen, ſie iſt auf alle Fälle handgreiflih falſ<h. Der Neis, den Cetti wegen der gedachten Behauptung des Fovius fragte, verſicherte, daß etwas dergleichen durhaus nict ſtattfinde, ſhon weil das Weſen der beiden Fiſche völlig verſchieden ſei. „Jeder von beiden hat ſeinen eignen verſchiedenen Weg; ſie kommen einander alſo gar niht nahe. Der Thun zieht in der Tiefe fort; der Schwertfiſh hingegen nimmt ſeinen Weg durch die oberen Schichten des Meeres; folgli<h bewohnt jeder eine beſondere Meeresgegend, die ſeiner Natur am zuträglichſten iſt, dergeſtalt, daß beide jederzeit dur<h einen nicht kleinen Zwiſchenraum voneinander abgeſondert ſind. Aus dieſem Grunde widerlege ih den Jovius aber niht, weil man doh nicht behaupten kann, daß der Schwertfiſch ſich niht ebenfalls auf den Boden hinabſenken könne. Beſſer wird jene Behauptung widerlegt dur eine Beobachtung, die das Entgegengeſeßte feſtſtellt. Es iſt nämlih ausgemacht, daß zwiſchen dem Schwertfiſche und dem Thune keine Feindſeligkeiten und Erbitterungen obwalten: der Thun fürchtet ſi<h niht vor dem Schwertfiſche, und der Schwertfiſh thut jenem fein Leid. Man kann ſi< davon überzeugen durch die wenigen, die mit dem Thune zugleih na< Sardinien kommen und in die Netze geraten. Der Anbli>, die Gegenwart und die Geſellſchaft des Shhwertfiſches fallen dem Thune nicht mehr auf, als wenn er ſeinesgleichen ſieht; ja, weit entfernt, feindlih zu ſein, vertragen ſie ſi<h ganz in Freundſchaft und Geſelligkeit. Wäre der Schwertfiſh wirklih ein ſo grauſamer Feind des Thunes, wie Fovius gern will, ſo würden ihn die Fiſcher niht weniger als den Haifiſh fürchten; er würde in ihren Augen ein zweites Ungeheuer ſein, das unter den Thunen Niederlagen anrichten, Verwirrung und Schre>en verbreiten, ganze Heere von ihrem Wege bringen und zerſtreuen könnte; ſie würden dur<h ſeine Ankunft in ſo große Unruhe geſeßt werden, als wenn der Hai ſih zeigte, und gegen ihn eben die fürchterlichen Beſchwörungen gebrauchen, womit ſie ſi< gegen den Hai wappnen. Zwar verurſacht er ihnen allerdings eine gewiſſe Beunruhigung; ſie entſteht aber bloß aus der Gefahr, um deren Abwendung die Fiſcher ſhon von alters her den Neptun anflehten: daß der Schwertfiſch nicht zugleich mit dem Thune ins Neg kommen möge, weil er dies alsdann mit ſeinem Gewehre zerreißt und den Thunen einen Weg zur Flucht öffnet. Hierin aber leiſtet er dieſen ja eher einen Dienſt, als daß er ihnen Schaden zufügt.“

Ganz entgegengeſeßt ſpricht ſi<h Bennett aus, und zwar nah eigner Beobachtung. „Oft genug“, ſagt er, „ſieht man Thunfiſche in di>en Haufen ein Schiff umgeben, als wollten ſie hier Zuflucht ſuchen vor den gefürchteten Angriffen ihres größten Feindes, des Schwertfiſches, der aber gerade unter ſolhen Umſtänden ſi<h unter ſie ſtürzt und viele von ihnen dur<hbohrt. Er iſt in der That ein gewaltiger Feind aller Thune und ihrer

Brehm, Tierleben. 83. Auflage. VIII. 6