Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

88 Erſte Drdnung: Stachelfloſſer; ſiebzehnte Familie: Lederfiſche.

Über die Lebensweiſe der Rinkfiſche wiſſen wir höchſt wenig. Am häufigſten beobachtet man ſie in den Meeren der Gleicherländer, nicht ſelten auh im Mittelländiſchen Meere, aber nur ausnahmsweiſe weiter im Norden, ſo no< an den Küſten Großbritanniens, woſelbſt man einzelne Arten nah {weren Stürmen tot am Ufer liegend gefunden hat. Eine Art der Familie, der Strumpfbandfiſ<h (Lepidopus caudatus), foll fi<, nah Nifſo, im April und Mai den Geſtaden der Provence nähern und dabei zuweilen gefangen werden, für gewöhnlih aber in ziemlih tiefem Waſſer aufhalten und hier auh laichen. Einer, den man im Jahre 1808 an der Küſte von Devon bemerkte, <hwamm mit überraſchender Geſchwindigkeit, den Kopf über Waſſer, und wurde dur einen Schlag mit einem Nuder getötet. Von dem Degenfiſche wird berihtet, daß er ſich ebenfalls ſehr ſchnell bewege und zuweilen hoh über das Waſſer ſpringe, bei dieſer Gelegenheit au< ſhon den Schiffern in die Boote gefallen ſei. Auf die räuberiſhe Natur der Ninkſiſche deutet das kräftige Gebiß, und es läßt ſi<h wohl annehmen, daß ſie ſich auh an ziemli<h großer Beute vergreifen mögen. Sie dagegen haben in verſchiedenen Band- und Eingeweidewürmern, wenn nicht gefährliche, ſo do< höchſt unangenehme Feinde und Widerſacher. Das Fleiſch beider Arten wird von allen, welche es verſuchten, als weiß, feſt und ſhmad>:haft gerühmt. Hierauf beſchränkt ſi< unſere bisher gewonnene Kunde dieſer merkwürdigen Geſchöpfe. .

Die achte Unterordnung (Cottoscombriformes) der Stachelfloſſer, die der Groppen- und Makrelenförmigen, eröffnen die Lederfiſche (A cronuridae). Shr Leibesumriß iſt eiförmig, der Leib ſehr zuſammengedrü>t und entweder mit lederartiger Haut oder mit diht angewachſenen, meiſt kleinen Schuppen bekleidet, das Maul klein und bewehrt mit Kieferzähnen, die in einfacher Reihe ſtehen. Alle Arten beſizen nur eine einzige Nüenfloſſe, viele ſ<harfe Dornen an der Shwanzſeite, andere eigentümliche Verlängerungen der Oberſchnauze. Fn der Kiemenhaut zählt man fünf Strahlen.

Ein wichtiges Familienmerkmal hat Dönitz in der Bildung des Knochengerüſtes der Nü>ken- und Afterfloſſe gefunden. Die Kettengelenke der erſten Floſſenträger unterſcheiden ſih von denen anderer Fiſche dadur<, daß der zweite Strahl auf dem erſten gelenken lann. Hierdurh wird es den Lederfiſhen möglich, ihre aufgerichteten Floſſen feſtzuſtellen, und es bedarf dann der Anſpannung eines vorn am zweiten Strahle ſich anſeßenden, dieſen Strahl nach vorn bewegenden Muskels, um die Niederlegung der Floſſe zu ermöglichen.

Die Lederfiſche, von denen man etwa 70 Arten kennt, gehören ſämtlich den Meeren des heißen Erdgürtels an; die größte Anzahl von ihnen lebt im JFndiſchen Meere. Ihre Nahrung ſcheint ausnahmslos aus Tangen oder Meerpflanzen überhaupt zu beſtehen. Mehrere Arten werden gefangen; das Fleiſh aber gilt durhaus nicht als ſhma>haft und findet deshalb auch nurx bei den dunkelfarbigen Eingeborenen der betreffenden Küſtenländer Verwendung.

Eine der bekannteren Arten dieſer Familie iſt der Seebader, Vertreter der Shnäpperfiſche (Acanthurus), die ſfi< über die warmen Meere beider Erdhälften verbreiten. Die Merkmale der Gattung liegen in den ſ{<neidenden, geradrandigen Zähnen und einem beweglichen, ſcharfſhneidenden Stachel an jeder Seite des Schwanzes, mit welchem gefährliche Verwundungen verurſacht werden können. Die Bekleidung beſteht aus ſehr kleinen Schuppen.