Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Goldmaftrele: Farbenpracht. Verbreitung. Nahrungserwerb. 99

Die Goldmafktrele oder Dorade (Coryphaena hippurus, chrysurus, argyrurnus, dolfyn, virgata und japonica, Lampugus pelagicus) erreicht eine Länge von reihli<h 1 m und ein Gewicht von 15—20 kg. Jhre Färbung erſcheint verſchieden je nach der Beleuchtung. „Während einer Windſtille“ ſagt Bennett, „prangt die Goldmakrele, wenn ſie auf der Oberfläche des Waſſers ſ{wimmt, prachtvoll glänzendblau oder purpurfarben, mit metalliſhem Schimmer von jedem denkbaren Wechſel und Wandel, je nachdem ſie ſi<h im Lichte oder im Schatten befindet; nur der Shwanz behält ſeine goldgelbe Farbe bei. Aus dem Waſſer gezogen und auf das De> gebracht, ändern ſich die Farben in andere, ebenſo ſhöne um: der glühende Purpur und das Goldgelb gehen in eine glänzende Silberfarbe über, auf welcher oben die urſprünglihen Purpur- und Goldtône ſpielen. Die Veränderlichkeit der Färbung währt eine geraume Zeit fort, nimmt nah und nah an Stärke ab und verblaßt endlih in ein düſteres Ledergrau.“

Die Goldmakrele iſ heimiſch in den wärmeren Teilen der Weltmeere, wird alſo hauptſähli< in den Gewäſſern des warmen Gürtels angetroffen, verbreitet ſih aber über dieſen hinaus na< Norden und Süden, ſoweit die warmen Meeresſtrömungen ihr zuſagen. Genaue Grenzen ihres Verbreitungskreiſes laſſen ſi<h deswegen niht angeben; im Mittelz ländiſchen und Roten Meere wird ſie gefunden. Während der Laichzeit und wenn ſie Fiſch[<wärmen folgt, bemerkt man ſie in der Nähe der Küſten, ſonſt vorzug8weiſe in ziemlicher Entfernung vom Lande und auf offenem Meere; laut Pehuel-Loeſche umſpielt ſie, wie der Lotſenfiſch, gelegentlich Treibholz und Wrackſtücke, vielleiht nur, um auf die ſi daſelbſt überhaupt vielfah verſammelnden Fiſche Jagd zu machen. Da viele Seeleute der allerdings nicht rihtigen Anſicht ſind, daß man ſie hauptſähli< nur bei bewegtem Meere wahrnehme, hat ſi unter ihnen die Meinung ausgebildet, es müſſe Sturm geben, wenn ſie ſih in der Nähe des Schiffes zeige. Jhre Nahrung beſteht aus allerlei kleinen Fiſchen, insbeſondere aus denen, welche die oberen Waſſerſchihten bewohnen, alſo namentlich aus den verſchiedenen Arten der fliegenden Fiſche. Bennett fand in ihrem Magen auh Kopffüßer, und zwar Tintenfiſche und Argonauten. Sie iſt, wenn auh niht immer, ſo doh ſehr häufig die Urſache, daß die fliegenden Fiſche ſi<h über das Waſſer erheben. „Eine große Goldmakrele““ ſo erzählt Hall, „die lange Zeit mit dem Schiffe gezogen und den wundervollen Glanz ihrer Färbung uns wiederholt gezeigt hatte, bemerkte plößlich vor ſih einen Shwarm der fliegenden Fiſche, drehte das Haupt nach ihnen, kam zur Oberfläche empor und ſprang mit ſolcher Schnelligkeit aus dem Waſſer, daß es ſchien, als ob eine Geſchüßkugel dur< die Luft fahre. Die Länge dieſes Sprunges mochte reihli<h 6 m betragen, war aber doch niht genügend, um Beute zu gewinnen. Unmittelbar nah dem Auffallen konnte man den Raubfiſch mit blizartiger Schnelligkeit durch die Wellen gleiten ſehen, und bald mußte man bemerken, daß er nah jedem Sprunge die Schnelligkeit des Shwimmens ſteigerte. Das Meer war ſo glatt wie ein Spiegel; man vermochte alſo jeder ſeiner Bewegungen zu folgen und auf weithin das Jagdgebiet zu überſehen. Die fliegenden Fiſche, die wohl wußten, wie heiß ſie verfolgt wurden, ſchwammen niht mehr, ſondern flogen faſt beſtändig, D. h. fielen ein und erhoben ſi< augenbli>li<h wieder. Sie erregten die Teilnahme der Zuſchauer dadurh, daß ſie jedesmal die Richtung ihres Sprunges änderten, in der Hoffnung, ihrem heißhungerigen Feinde zu entkommen; dieſer aber folgte ihnen unerbittlih und nahm ebenfalls ſofort einen anderen Weg an, wenn er bemerkte, daß er nicht mehr auf der Spur der von ihm geheßten Flugſiſhe war. Gar nicht lange währte es, und der Naum zwiſchen dieſen und ihrem Verfolger verkürzte ſi< mehr und mehr; ihre Flüge wurden kürzer, gleichzeitig auh flatternder und unſicherer, während die ungeheuern Sprünge der Goldmakrele zu beweiſen ſchienen, daß deren Schnelligkeit und Kraft ſich immer no< vermehre. Schließlich konnte man ſehen oder vermeinte dies doch, wie der

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