Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

136 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; neunundzwanzigſte und dreißigſte Familie“ Panzerfiſche 2c.

volitans, europaeus, communis und pirapeda, Trigla yolitans, tentabunda und fasciata, Polynemus sexradiatus, Gonocephalus macrocephalus), das Mittelländiſche Meer bewohnt. Seine Verwandtſchaft mit anderen Panzerwangen ſcheint geringer zu ſein, als ſie wirkli iſt, weil ſi< der Geſamteindru>, den man von dieſem Fiſche empfängt, von dem, den ſeine Familienangehörigen machen, weſentli unterſcheidet. Die Schnauze iſt furz, ſehr ſteil abfallend, der obere Teil des Schädels platt, nur ein Teil der Baten mit Schuppen bekleidet, der Kiemende>el klein, abgerundet, die Maulöffnung klein, der Leib ziemlich geſtre>t und mit harten, am Rande gekerbten, teilweiſe auh gekielten Schuppen bekleidet. Ein ſchönes Hellbraun mit dunkler Marmel- und Fle>enzeihnung färbt den Nücken, die Seiten des Kopfes und Leibes ſind hellrot, ſilbern überlaufen, die unteren Teile roſenrot; die großen Bruſtfloſſen zeigen auf dunklem Grunde blaue Fle>en, Linien und Vändex, die Rüenfloſſen auf grauem Grunde braunwolkige Fle>en, während die Schwanzfloſſe rotbraun gefärbt und dur< Fle>enbänder gezeichnet wird. Jn der erſten Rü>enfloſſe zählt man 7 Stachelſtrahlen, deren beide erſten von den übrigen getrennt ſind und durch Länge und Stärke ſi< auszeihnen; die zweite wird von 8, die kleine, unter den Bruſtfloſſen eingelenkte Bauchfloſſe von 1 und 4, die Bruſtfloſſen von 6 und 29—30/ die Afterfloſſe von 6, die Shwanzfloſſe von 11 und 12 getragen. Sehr große Stücke erreichen eine Länge von 50 ecm.

Alle älteren Schriftſteller, die ſi< mit Naturwiſſenſchaſt befaßten, und alle Reiſenden der Neuzeit, die das Mittelländiſche Meer kreuzten, wiſſen von dem Flughahne zu erzählen; denn er iſt, wie es ſcheint, überall gemein und weiß die Aufmerkſamkeit auh des gleichgültigſten Laien auf ſih zu lenken. Gleichwohl erſcheint es glaublih, daß man ihn oft mit dem Flugfiſhe verwechſelt hat.

Vom Bord des Schiffes aus gewahrt man in größerer oder geringerer Entfernung einen zahlreihen Shwarm ſolcher Fiſche, der ſih plöglih aus den Wellen erhebt, mit eigentümlih ſ{hwirrenden Schlägen der großen Bruſtfloſſen ſehr raſh über das Waſſer fortſchießt, bis zu einer Höhe von 4—5 m über die Oberfläche aufſteigt und, nahdem er ſo 100—120 m zurüd>gelegt hat, wieder in den Wellen verſhwindet. Gar nicht ſelten wiederholt ſih dieſes Schauſpiel raſh nacheinander, indem ein Shwarm ſi erhebt, vorwärts ſtrebt und einfällt, mittlerweile aber ſhon ein zweiter begonnen hat, in gleicher Weiſe dahinzuſchwirren, und, noh ehe er verſinkt, bereits ein dritter und vierter ſih aufgeſhwungen hat. Wenn dieſes Aufſteigen in einer beſtimmten Richtung geſchieht, darf man annehmen, daß die Flughähne von Raubfiſchen verfolgt werden und ſih durch ihren Flug, oder rihtiger Sprung, über die Wellen zu retten ſuchen; oft aber ſieht man auh, daß ſie bald hier, bald dort erſcheinen und durchaus keine beſtimmte Richtung halten, vielmehr in die Kreuz und Quere durcheinander fliegen, und darf dann wohl glauben, daß ſie bloß ſpielend, gewiſſermaßen aus reinem Übermute ſih erheben, ſo wie auch andere Fiſche über das Waſſer emporzuſhhnellen pflegen. Jn der Nähe der Küſten ziehen derartige Shwärme ſehr bald die Aufmerkſamkeit der Möwen und Sturmvögel auf ſi, die herbeieilen und nun auch ihrerſeits auf jene die Jagd beginnen. Dann wird das Schauſpiel im höchſten Grade anziehend, denn die Vögel müſſen bei der Schnelligkeit des Fortſhwirrens der Flughähne wirkli<h alle Fluggewandtheit aufbieten, um ſih der ins Auge gefaßten Beute zu bemächtigen. Von dem Menſchen wird der Flughahn wenig oder nicht verfolgt, weil ſein mageres und hartes Fleiſh in dem ſo fiſhreihen Mittelländiſhen Meere den Fang nicht lohnend genug erſcheinen läßt. Die Nahrung beſteht in kleinen Kruſtern und Weichtieren. Über die Fortpflanzung finde ih keine Angabe, wie denn überhaupt die Lebenskunde dieſes ſo gewöhnlihen und auffallenden Fiſhes noh ſehr im argen liegt.