Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

142 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; zweiunddreißigſte Familie: Meergrundeln.

Schwarzgrundel als Gericht und benugen ſie höchſtens als Köder zum Fange wertvoller Raubfiſche. Jn geeignet eingerihteten Been laſſen ſih gefangene lange Zeit am Leben erhalten.

Die Flußgrundel (Gobius fluyiatilis) erreiht höchſtens 8 cm an Länge und iſt auf blaß gelbli<grünem, längs des Oberrü>ens dunkelndem Grunde verſchiedentlich gefle>t, die erſte Rückenfloſſe breit, die Afterfloſſe ſchmal und undeutlich geſäumt, die zweite Nükenfloſſe wie die Schwanzfloſſe mit zahlreihen ſ{hwarzen Punkten gezeichnet, die Haut der Kiemenſtrahlen oft bräunlihſhwarz. 6 Strahlen ſpannen die erſte, 1 und 10 die zweite, 13 oder 14 die Bruſt-, 10 die Bauh:, 1 und 7—8 die Affter-, 16—18 die Schwanzfloſſe.

Jn den Seen, Flüſſen und Kanälen Ftaliens iſt die Flußgrundel dort „Bottola“ genannt, eine ſehr gewöhnlihe Erſcheinung. Auch ſie hält ſi, ſolange ſie nicht beunruhigt oder dur Beute hervorgelo>t wird, zwiſhen Steinen auf, meiſt unter ihnen verſte>t, und das Weibchen klebt hier ſeine Eier an. Lettere ſcheinen vom Männchen niht bewacht zu werden, nehmen im Laufe der Entwi>kelung Spindelform an, treiben dann, in eine Schicht zuſammengedrängt, in den Wogen umher und ſ{<hlüpfen im Juni aus. Jhr Fleiſch gilt für ſehr wohlſhme>end.

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Jn den Küſtenſümpſen und bra>igen Gewäſſern unweit der Meere des heißen Gürtels, insbeſondere in Weſt- und Oſtafrika ſowie an vielen Küſtenſtrihen und Eilanden des Indiſchen und Stillen Meeres, aber niht an den Oſt- und Weſtküſten der Neuen Welt leben Grundeln, die vermöge des Baues ihrer Kiemen no< länger außerhalb des Waſſers leben können als die Verwandten, dem entſprehend einen großen Teil des Tages in feuchtem Schlamme verbringen und hier ſi< in ſonderbarer Weiſe bewegen. Man nennt ſie Shlammgrundeln (Periophthalmus). FJhre Bruſtfloſſen ſind ſehr lang, ſozuſagen armförmig und beſhuppt, die Bauchfloſſen verwachſen, die Kopfſeiten beſhuppt. Die einander nahegeſtellten, vortretenden Augen laſſen ſih dur ein unteres Lid bede>en. Die Kiemenöffnung iſt nur eine Riße. Die kegelförmigen Zähne ſtehen ſenkrecht in den Kiefern.

Vertreter der Gattung iſt der Shlammſpringer (Periophtlalmus koelrenteri, dipus, argentilineatus, modestus und papilio, Gobius Kkoelreuteri), ein Fiſh<hen von faum 15 cm Länge und vielfah abändernder Färbung und Zeichnung, meiſt auf lichtbraunem oder graugrünlihem Grunde mit ſilbernen oder blauen und braunen Fle>en gezeihnet und dur ein ſ{hwarzes, weiß geſäumtes Längsband in der oberen Hälfte der hinteren Nückenfloſſe, die wie die vordere meiſt ſ{hön blau gefärbt iſt, ſowie Fle>en und Tüpfel in den Bruſt- und Bauchfloſſen noh beſonders geziert. Die vorſtehenden Gloßaugen ſind rot. Jn der erſten Nü>enfloſſe finden ſih 10, in der zweiten 12, in der Bruſtfloſſe 16, in der Bauchfloſſe 6, in der Afterfloſſe 11, in der Shwanzfloſſe 19 Strahlen.

Unſer Fiſch iſt an der Küſte Weſtafrikas heimiſch.

Wenn irgend ein Fiſh den Namen „Baumſteiger“ verdient, ſo iſt es der Shlammſpringer; denn ſeine Bruſtfloſſen ſheinen ganz danach gebaut zu ſein, ihm ein Klettern zu ermöglichen. Sie ſind eher Füße als Floſſen, werden auch vollſtändig als ſolche gebraucht. Alle Schlammgrundeln betreiben ihre Jagd weniger im Waſſer als auf dem Lande. Sie leben wie Lurche, liegen oft auf dem Schlamme, laufen hier oder am Strande faſt wie Eidechſen davon und ſtürzen ſih auf ihren Raub mit ſolcher Schnelligkeit, daß ſie ihn ſelten verfehlen. Werden ſie verfolgt, ſo fahren ſie wie ein Pfeil über den Shlamm hinweg, bohren ſi< in ihm ein und verſte>en ſi< auf dieſe Weiſe. „Jh habe“ ſo ſchreibt mir Pechuel-Loeſche, „den ſeltſamen Fiſh nur im Bra>kwaſſer innerhalb der