Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

148 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; ſe<h8unddreißigſte Familie: Schleimfiſche.

notwendigerweiſe eine innerlihe Befruchtung der Eier, vielleicht eine Begattung, ſtattfinden, und wahrſcheinlih dienen hierzu jene Anhängſel am Ende der Samengänge. Die Art und Weiſe der Begattung kennt man übrigens niht, insbeſondere ſoweit es ſi<h um das Benehmen der weiblihen Fiſche handelt. Auch hat die Anſicht einiger Naturforſcher manches für ſich, daß die weiblihen Schleimfiſhe ebenſo befruchtet werden wie-die Salamander, indem nämlih das Männchen ſeinen Samen ins Waſſer abgibt und dieſer von den weiblichen Geſchlehtswertzeugen aufgeſogen wird. Die Vermehrung iſt verhältnismäßig fehr bedeutend: man hat in einzelnen Weibchen bis 300 Junge gefunden. Andere Arten laichen in gewöhnlicher Weiſe; aber auh ſie bekunden äußerlih dur< erhöhte Färbung, daß die Fortpflanzungszeit erheblihen Einfluß auf ſie ausübt.

Jm übringen erinnern die Schleimfiſche an die Grundeln und Scheibenbäuche. Jhre Lebensweiſe iſt mehr oder weniger dieſelbe. Auch ſie halten ſi< in kleinen Trupps auf felſigem oder ſteinigem Grunde auf, können ohne Schaden während der Ebbe auf dem Tro>nen bleiben, verſte>Œen ſi< gern im Geklüfte und ſchießen von dieſem aus plögzlich nach der Beute hervor 2c. Die größeren Arten, deren weißes Fleiſh angenehm \{<med>t, werden gefangen. |

Gesner erhielt „auß dem Teutſhen Meere“ einen großen Schleimfiſh, den „die Einwohner derſelbigen Länder“ Klippfiſ<h heißen ¡¿entweders daß er auff die felſen \teiget, welches von ihm geſagt wird, oder daß er ih zwiſchen den Felſen aufhält“. Auf dieſen Bericht hin nannte er ihn Anaxrrhichas, Kletterer oder Kletterfiſh. Der von ihm gewählte Name iſt für die wiſſenſchaftlihe Bezeihnung der Gattung beibehalten, der Fiſh aber ſpäterhin mit größerem Rechte Wolfsfiſ<h oder Seewolf genannt worden. Mit erſterem Namen bezeichnen wir gegenwärtig die Gattung, mit leßterem die Art.

Die Wolfsfiſche (Anarrhichas) übertreffen ihre ſämtlihen Verwandten an Größe und Bewaffnung. Fhr Leib iſt lang und zuſammengedrü>t; die Rüenfloſſe verläuft über die ganze Oberſeite, vereinigt ſih aber ebenſowenig wie die kürzere Afterfloſſe mit der Schwanzfloſſe; die Bruſtfloſſe iſt groß; die Bauchfloſſe fehlt gänzlih. Als eigentümliches, bezeihnendes Merkmal muß das Gebiß gelten, eins der furhtbarſten, das die Klaſſe der Fiſche aufzuweiſen hat. Es beſteht aus gewaltigen Kegelzähnen, die in den Kiefern ſißen, und mehreren Reihen ſtumpfkegeliger Zähne hinter dieſen auf Gaumen- und Pflugſcharbein. Die Kiemenhaut enthält ſe<s Strahlen.

Der Seewolf (Anarrhichas lupus, strigosus, pantherinus, maculatus, leo pardus, minor und karrak, Lupus marinus) ſoll eine Länge von 2 m erreichen; in den ſüdlicheren Meeren findet man jedoh nur ſelten Stücke, die mehr als 1 m meſſen. Der Oberteil des Kopfes, die Seiten, der Rü>ken und die Floſſen ſehen braungelb, die unteren Teile weißgrau aus; Rü>ken- und Afterfloſſe ſind 9—11mal gebändert und, wie der ganze übrige Leib, außerdem dunkel gepunktet. Fn der Nückenfloſſe befinden ſih 74, in der Bruſtfloſſe 20, in der Afterfloſſe 46, in der Shwanzfloſſe 16 Strahlen.

Schon im nördlihen Schottland gehört der Seewolf niht eben zu den Seltenheiten; an den deutſchen, däniſchen und norwegiſchen Küſten findet er ſih hier und da; um FJsland, an der grönländiſchen und lappländiſchen Küſte iſt er gemein, verbreitet ſih auch von hier aus dur die Beringſtraße bis in den nördlichen Teil des Stillen Meeres. Nach Art ſeiner Familienverwandten hält er ſi< auf dem Boden, am liebſten auf felſigem Grunde auf, hier in Felsſpalten auf Beute lauernd oder ſolche von den Felſen abreißend. Der Hauptteil ſeiner Nahrung beſteht nämlih in Kruſtern und Muſcheln, deren Panzer und Schalen