Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

164 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; dreiundvierzigſte Familie: Stichlinge.

Halbkugel und führen eine bei den verſchiedenen Arten ſehr übereinſtimmende Lebensweiſe über die uns die heimiſchen Arten zur Genüge belehren.

Der Stechbüttel oder Stichling, Stachelfiſh, Stachel- und Rotbarſ\<, Stecher, Ste>erling, Stidtelſtarpe, Stachelinsky (Gastrosteus aculeatus, trachurus, leiurus, gymnurus etec.), tenntli<h an ſeinen drei Stachelſtrahlen vor der Nüenfloſſe, wovon der erſte über der Bruſtfloſſe eingelenkt und der zweite der längſte iſt, tritt in mehreren, wie es ſcheint, ſtändigen Spielarten auf, wird 7—8, höchſtens 9 cm lang und iſt auf der Oberſeite grünlihbraun oder ſ<hwarzblau, auf Seiten und Bauch ſilberig, an Kehle und Bruſt blaß roſen- oder blutrot gefärbt, ändert aber vielfach ab, trägt au<h während der Laichzeit ein weit lebhafteres Kleid als ſonſt. Die zweite Rü>enfloſſe enthält 11—12, die Bruſtfloſſe 9—10, die Bauchfloſſe 1 ſtahligen und 1 weichen, die Afterfloſſe 1 harten und 8 weiche, die Schwanzfloſſe 12 Strahlen.

Sein Verbreitung8gebiet erſtre>t ſi<h über den größten Teil Curopas, mit Ausnahme des Donaugebietes, wo er bisher no< niht gefunden wurde. Sonſt iſt er häufig und

unter Umſtänden im ſüßen Waſſer ebenſo gemein wie im Meere.

Der Zwergſtihling (Gastrosteus pungitius), einer der Éleinſten unſerer Süßwaſſerfiſche, der höchſtens eine Länge von 6 em erreicht, unterſcheidet ſih von jenem dur 9—11 faſt gleih lange Stachelſtrahlen vor der Rückenfloſſe und einen etwas geſtre>teren Leib. Die Oberſeite iſt grünlih, die Unterſeite ſilberglänzend, eine wie die andere oft dur< verwaſchene Querbänder unregelmäßig gefle>t. Während des Sommers geht bei den Männchen die ſilberne Färbung der Unterſeite ofi in eine dunkelſhwarze über. Fn der Rückenfloſſe zählt man 11, in der Bruſtfloſſe 9—10, in der Bauchfloſſe 1 ſtahligen und 1 weichen, in der Afterfloſſe 9 harte und 11 weiche, in der Shwanzfloſſe 12 Strahlen.

Nord- und Oſtſee beherbergen den Zwergſtichling in namhafter Menge; aber auh er begibt ſi<h häufig in die Flüſſe, ſteigt darin weit empor und ſcheint ſih in ſüßen Gewäſſern, ebenſo wie andere ſeiner Verwandten, bleibend anzuſiedeln.

Der Seeſtichling oder Dornfiſch endlih, hier und da wohl au<h Seeotter genannt (Gastrosteus spinachia und marinus, Spinachia vulgaris), das größte Mitglied der Gattung, hat ſehr geſtre>te Geſtalt mit verhältnismäßig ſpißiger Schnauze und 15 Stacheln auf dem Rütten. Dieſer und die Oberſeite ſehen grünlihbraun, die Seiten gelblih, Ba>ken, Kiemende>el, Kehle und Bauch ſilberweiß aus; die zweite Rüken- und die Afterfloſſe zeigen vorn einen dunkeln Fle>en. An den ſ{<hwediſhen Küſten kommt eine Spielart vor, die ſih dur< Pracht der Färbung auszeichnet. Die Länge beträgt 15—18 em. Jn der zweiten Rückenfloſſe zählt man 6, in der Bruſtfloſſe 10, in der Bauchfloſſe 2, in der Afterfloſſe 1 harten und 7 weiche, in der Shwanzfloſſe 12 Strahlen.

Die Nord- und Oſtſee, erſtere im weiteſten Sinne des Wortes, bilden die Heimat des Seeſtichlinges; von hier aus verirrt er ſi< na<h Süden hin bis in den Meerbuſen von Gascogne; niemals aber ſteigt er weit in den Flüſſen empor, wie er überhaupt Süßwaſſer entſchieden meidet.

Wenige Fiſche vereinigen ſo viele anziehende Eigenſchaften in ſih wie die Stihhlinge. Sie ſind lebhaft und bewegungsluſtig, gewandt, räuberiſch und ſtreitſüchtig, mutig im Vertrauen auf ihre anderen Fiſchen furhtbare Bewaffnung, deshalb auh wohl übermütig, aber zärtlih hingebend in der Fürſorge zu gunſten ihrer Nahkommenſchaft. All dieſer Eigenſchaften wegen hält man ſie gern in Gefangenſchaft, und dies iſt Urſache geweſen daß man ſie ziemlih genau kennen gelernt hat.