Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

leeräſhe: Weſen. Bewegungen. Nahrung. Fang. 163

oft wieder von ſi ſpeien, und ihr bedeutendes Gewicht und die Anſtrengungen, ſi loszumachen, ſie außerdem oft befreien, wenn die Spiße des Angelhakens wirklih in ihrem Maule faßte. Am leichteſten no< fängt man ſie, wenn man die Angel mit Fiſcheingeweiden oder in Fleiſchbrühe abgekochten Kohlblättern ködert. Fn den Flüſſen beißen ſie übrigens au nah der künſtlichen Fliege, ſelbſt nah der großen, die man zum Lachsfange anwendet; ſie erfordern aber nah dem Anbeißen alle Sorgfalt des Anglers. Jn Ftalien fängt man ſie noch jeßt wie zuzeiten der alten Römer in den am Meere liegenden Teichen, insbeſondere während der Wintermonate. Auch die Teiche an den Küſten von Languedoc ſind ihretwegen berühmt. Jn die Garonne, Loire, Seine, Rhone und Somme ſteigen ſie oft in ſo namhafter Menge empor, daß die Flüſſe mit ihnen bede>t erſcheinen und die Fiſcher faum die von ihnen beſchwerten Neße aufziehen können; ſolcher Überfluß währt jedo<h ſtets nur 2—3 Tage. Die Nege, die man anwendet, ſind in eine Menge einzelner Sä>e geteilt und außerdem mit Wänden verſehen, welche die Oberfläche des Waſſers überragen. Gelegentlih wendet man auh eine Leuchte an, um ſie heranzulo>en, da Feuerſchimmer ſie herbeizieht. Das Fleiſh wird ſeiner Zartheit, Fettheit und Schhmathaftigkeit halber überall ho<h geſhäßgt und friſh oder eingeſalzen genoſſen. Außerdem ſammelt man die Eierſtöô>ke, preßt und ſalzt ſie und bereitet aus ihnen eine zumal in der Provence ſehr beliebte Speiſe.

Es unterliegt keinem Zweifel, daß es der Geſhle<htstrieb iſt, der die Meeräſchen zu jo zahlreihen Maſſen ſchart und bewegt, Flüſſe oder Meeresbuchten aufzuſuchen. Jm Mittelländiſhen Meere laichen ſie im Frühſommer, an den engliſchen Küſten gewöhnlich erſt im Juli. Funge von 2 em Länge ſieht man hier im Auguſt meiſt in ungeheuern Schwärmen an den Flußmündungen oder in den Flüſſen ſelbſt, ſoweit die Flut in ihnen reiht; aber auch ſie kehren mit der Ebbe na< dem Meere zurü>. Couch meint, daß der Wechſel zwiſchen ſalzigem und friſhem Waſſer ihrer Geſundheit zuträglich ſein müſſe, und will dieſe Behauptung dur<h Beobachtungen an gefangenen begründen. Anderſeits wiſſen wir übrigens, daß ſi dieſer köſtlihe Fiſh auh im Süßwaſſer ſehr wohl befinden kann. Arnould ſebßte eine Menge junger Meeräſchen von etwa Fingerlänge in einen Süßwaſſerteih von etwa drei Ader Oberfläche und fing nah wenigen Jahren erwachſene von 2 kg Gewicht, die größer und wohlbeleibter, auh etwas anders gefärbt waren als die aus der See erbeuteten. Dieſer Verſuh verdient die allgemeinſte Beahhtung, namentlich in Deutſchland, wo ein ſo föſtliher und wenig begehrender Seefiſch als eine wertvolle Erwerbung angeſehen werden müßte.

Die älteren Fiſhkundigen ſehen die Stichlinge als Makrelen an, die neueren bilden, Günthers Vorgange folgend, aus ihnen eine beſondere Familie (Gastrosteidae) und laſſen ſie die Unterordnung der Stichlingförmigen (Gastrosteiformes) eröffnen. Der Leib dieſer Fiſchchen iſt ſpindelförmig, ſeitlih zuſammengedrückt, die Schnauze ſpibig, der Schwangzteil ſehr dünn; die Kinnladen tragen einen {malen Streifen ſamtartiger Zähne. Vor der Rückenfloſſe erheben ſi freiſtehende Stacheln in verſchiedener Anzahl; die faſt nur aus einem Stachelſtrahle beſtehenden Bauchfloſſen ſtehen annähernd in der Mitte des Leibes; die Anzahl der Kiemenſtrahlen beträgt drei. Bei einzelnen Arten wird der im übrigen glatte Leib ſeitlih durh 4—5 Reihen kleiner Schilde bepanzert.

Die Stichlinge (Gastrosteus), von denen etwa zehn Arten genügend unterſchieden werden, leben ebenſowohl in Süß- oder Bra>gewäſſern wie in den Meeren der nördlichen 11*