Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Vlins. Zwergdor\ch. Wittling. Köhler, Kummel. 215

er ſelbſt ſeine Lieblingspläße, ſandige Gründe. Der Fang geſchieht ebenfalls hauptſächlich mit der Leine, ſeltener mit Neßzen, und gilt für ſehr einträglih, weil das ausgezeichnete, an Güte das jedes anderen Scellfiſches übertreffende, höchſt ſhma>hafte und leiht verdauliche Fleiſh mit Recht hoh geſchäßt wird. Bei reihlihem Fange tro>net man auch Wittlingez hierdur< verliert das Fleiſh aber in no< höherem Grade als das des Kabeljaus an Geſhma> und findet dann höchſtens noh in den Seeleuten, wenn auch nicht Liebhaber, ſo doh Eſſer.

Eine verwandte, bedeutende Größe erreihende Art, ihrer dunkeln Farbe wegen der Köhler (Gadus virens, carbonarius, collinus und sey, Merlangus yirens und carbonarinus) genannt, gehört mehr den nördlihen Meeren an, obwohl er auh no im Atlantiſchen Meere, der Nordſee und ſelbſt in der Oſtſee gefunden wird. Um Fsland, Grönland und Finland iſt er niht ſelten, bei Spibbergen, wenn auh niht der einzige, ſo doch einer der hervorragendſten und häufigſten Fiſche. Jn weſtliher Richtung verbreitet er ſi bis an die Küſten der Vereinigten Staaten. Zu ſeinem Aufenthaltsorte wählt er ft, laut Couch, am liebſten felſigen Grund in nicht allzu großer Tiefe, Klippen, die von den Wogen umtobt werden; denn er pflegt ſi, wie manche Naubſfiſche, an einer geſhüßten Stelle aufzuſtellen, den Strom genau zu beobachten und auf jeden verloÆenden Gegenſtand, gleichviel ob dieſer lebend oder tot, hervorzuſchießen. Thomſon fand in dem Magen des Köhlers hauptſähli< Kruſter, gelegentlih au<h Muſheltiere, während der Laichzeit fleinerer Fiſche, insbeſondere der Heringe, faſt ausſ<hließlih dieſe. Seine Laichzeit fällt in die Monate Dezember bis Februar; ausgeſhlüpſte Junge ſieht man im Mai und Juni.

Das Fleiſh des Köhlers ſteht an Güte hinter dem anderer Schellfiſhe weit zurü>; namentli<h das der alten Fiſche wird ſehr wenig geſhäßt, deshalb auch regelmäßig gedörrt oder eingeſalzen. Junge Fiſche dieſer Art behalten die Nordländer für ſi, insbeſondere die, die vom Oktober bis zum Dezember gefangen werden. Die größeren, no<h immer \{ma>haften, werden billig an ärmere Küſtenbewohner verkauft, weil der Fang leicht und lohnend iſt — ſo lohnend, daß vier Fiſcher binnen wenigen Stunden 1200 kg erbeutet haben.

Jn den Seewaſſerteichen gewöhnen ſich die Köhler bald ein, ſhwimmen langſam und majeſtätiſh hin und her, bis ihre Futterſtunde ſ{<lägt, {lingen das ihnen Vorgeworfene gefräßig hinab und lernen, daß ihnen zuthuliches Betteln zu einem Überfluſſe an Nahrung verhilft, fommen deshalb regelmäßig an die Ufer und nehmen dem Pfleger das ihnen zugereihte Futter aus der Hand.

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An dem geſtre>ten Leibe mit niedergedrüc>ktem Kopfe, den zwei Rückenfloſſen, deren hintere wie die Afterfloſſe über die Hälfte des Leibes einnimmt, den großen Schuppen, den verhältnismäßig greßen, faſt in einer Neihe ſtehenden Zähnen und dem Fehlen des Bärtels erkennt man die Meerhechte (Merluccius), deren bekannteſter Vertreter der Kummel oder Hehtdor\< (Merluccius yulgaris, esculentus, argentatus, sinuatus, lanatus und albidus, Gadus merluccius und merlus, Stomodon bilinearis) iſt. Seine Länge beträgt etwa 120 em, ſein Gewicht bis 16 kg. Der braungraue Rücken lichtet ſi{h an den Seiten und auf dem Bauche bis zum Silberweiß; die oberen Floſſen ſind dunkel, die unteren blaßbraun. 10 Strahlen ſpannen die erſte, 29 die zweite Nückenfloſſe, 11 die Bruſtfloſſe, 7 die Bauchfloſſe, 21 die Afterfloſſe, 19 die Schwanzfloſſe.

Der Kummel, den bereits Rondelet beſchrieb, gehört zu den gemeinſten und wihtigſten Fiſchen des Mittelländiſchen Meeres, verbreitet ſich aber dur<h das ganze nördliche Atlantiſche Meer und tritt längs der europäiſchen Küſten, beſonders in den britiſchen und