Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 281

Zitterwels, Haſſar. 248

einen ſehr unwillkommenen Fang, obwohl ſein Fleiſh geſhäßt wird. Den Fiſcher bringt er in große Verlegenheit, da dieſer ohne Rute angelt und die Shnur niht loslaſſen will, weil damit zugleich der ihm ſo wertvolle Haken verloren gehen würde. D. Lindner machte in ſeiner Faktorei die unliebſame Erfahrung, daß ſogar ein ſcheinbar toter großer Fiſch dieſer Art noh einen Unvorſichtigen durch die Stärke ſeiner elektriſhen Entladung zu Boden werfen kann, hatte aber wenigſtens die Genugthuung, zu beobahten, wie einem anderen ahnungsl[ofen Europäer von demſelben Fiſche nah etwa 10 Minuten noh genau in derſelben Weiſe mitgeſpielt wurde. Mit großen Stücken der Art ſtellt man begreiflicherweiſe niht gern an ſih ſelbſt Verſuche an; die Schläge der kleineren, etwa fußlangen Stücke laſſen ſi ganz gut vertragen und erfolgen man<hmal 15—20 Sekunden lang ununterbrochen aufeinander. Sie ſind dann ſo ſ{<hwach, daß ſie ein ähnliches Gefühl erzeugen, als ob man Sehnenhüpfen hätte.“

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Jn Geſtalt und Lebensweiſe Verwandte der Nagelwelſe ſind die Panzerwelſe, ſo genannt, weil bei ihnen außer dem Kopfe auch der ganze Leib ſeitlih mit vier Reihen von Schuppenſtü>en gepanzert iſt und bloß das Shwanzende und der Leib nat bleiben. Die Nücd>enfloſſe hat einen einzigen ſtarken Strahl am Vorderrande, die Bruſtfloſſe einen kräftigen Stachel. Feine Zähne im Gebiſſe und vier Bärtel bilden anderweitige Merkmale der Gattung.

Während ſeiner Reiſe na<h Guayana entde>te Shomburgk einen hierher gehörigen Fiſh von 10—15 cm Länge, der auf der Oberſeite des Kopfes, den Schulterknochen und der Bruſt ſowie an den Seitenſchienen feine Stacheln trägt und auf Bruſt und Bau ſowie an den Seiten des Körpers gelb gefle>t, im übrigen braun, unterſeits weiß iſt, in der RNüenfloſſe 1 harten und 7 weiche, in der Bruſtfloſſe 4, in der Afterfloſſe 1 harten und 6 weihe Strahlen beſißt: den Haſſar oder Hartrü>en der Anſiedler (Chaetostomnus pictus, Callichthys und Ancistrus pictus).

„Dieſer Fiſh“, ſagt Schomburgk, „baut ſih nicht allein für ſeine Nahkommen aus allerhand Waſſerpflanzen ein vollſtändiges Neſt, das er auf das wa>erſte verteidigt, ſondern bewalht es auh mit der regſten mütterlichen Sorgfalt und Thatkraft gegen jeden Angriff, bis die junge Brut aus\clüpft. Der Bau iſt ein förmliches Kunſtwerk, das viel Ähnlichkeit mit dem Neſte der Elſter hat. Jm April beginnt der Künſtler etwas unter der Oberfläche des Waſſers ſein Wochenbett aus Grashalmen zwiſchen Waſſerpflanzen und Binſen zu bauen, bis es endlih einer hohlen, platt gedrü>ten Kugel zu vergleichen iſt, deren obere Wölbung den Waſſerſpiegel erreicht. Eine der Größe der Mutter angemeſſene Öffnung führt in das Fnnere. Sobald der Fiſh ſeinen Laich abgelegt hat, verläßt er dieſen bis zum Ausſchlüpfen der Brut nur, um den Hunger zu ſtillen. Seine mütterliche Liebe wird ihm freilih zum Verderben, indem er ſi< während dieſer Zeit leicht fangen läßt. Man nimmt einen kleinen Korb, hält dieſen vor die Öffnung des unſchwer zu findenden Neſtes, flopft leiſe an dieſes an, und wütend, mit ausgeſpreizten Floſſenſtrahlen, die ziemlih hart verwunden können, fährt der Fiſh in den Korb.

„Die ſtehenden Gewäſſer der Küſte, namentlih die Bewäſſerungsgräben der Pflanzungen, ſind der Liebling8aufenthalt des Haſſars. Auch durch eine andere Eigentümlichkeit zeichnet er fih vor den übrigen aus: er unternimmt während der Trockenheit Neiſen zu Lande“, ganz wie der oben geſchilderte Kielwels.

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