Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 289
Karpfen. Karauſche. 251
gewinnt man doh nur unter günſtigen Umſtänden 20—25 Scho> Brut von einem Laichtfarpfen, wahrſcheinlih deshalb, weil man no< immer zu wenig Rückſicht auf Herrichtung geeigneter Laichpläße nahm. Erfahrene Teichwirte, die aus Weiden geflo<htene Matten oder Hürden 20 cm tief unter den Waſſerſpiegel wagerecht legten und auf der Oberſeite mit ſehr vielen leinen Büſcheln aus Fichtenzweigen verſahen, erfuhren, daß die Karpfen dieſe Vorrichtungen zum Ablegen ihres Laiches benugten, daß weit mehr von den Eiern beſruhtet wurden und der Ertrag ſih bedeutend vermehrte. Während der Brutzeit muß das Waſſer des Zuctteiches möglichſt auf gleichem Stande erhalten werden, damit die Eier nicht zeitweilig bloß liegen und verderben. Nah dem Ausſ<hlüpfen der jungen Brut hat man ſein Augenmerk hauptſähli< auf Abhalten der verſchiedenen Fiſchfeinde zu richten. Bei günſtiger, namentli<h warmer Witterung wächſt die Brut im erſten Sommer zu 8—12 cm Länge heran; im nächſten Jahre kann ſie, falls niht die Teiche zu viele Fiſche enthalten und das Futter ſpärlich iſt, 30 cm und darüber an Länge erreichen; vom dritten Sommer an nennt man ſie Kaufgut, bringt ſie in die Haupt- oder Fettteiche und läßt ſie hier no< 1 oder 2 Monate ſtehen. Den jüngeren Fiſchen gibt man gegen den Winter hin ältere bei, damit ſie jenen das Winterlager bereiten.
In neuerer Zeit hat man mit den in Kalifornien eingeführten Karpfen überraſchende Erfolge erzielt, indem ſie einerſeits und wohl hauptſähli< infolge des milden Klimas, anderſeits infolge reihliher Fütterung unvergleihli<h ſ{<neller wuchſen, dem entſprechend auh früher zur Fortpflanzung ſchritten als bei uns zu Lande. Schon zu Anfang der achtziger Jahre ſind die meiſten Bezirke der Vereinigten Staaten von den Zulhtteichen zu Waſhington mit Karpfen zur Zucht verſorgt worden.
Unter den Feinden der Karpfen ſind Fiſchotter, Fiſchadler und Reiher aller Art als die ſ<limmſten zu bezeihnen; aber auh Waſſerſpißzmäuſe und Waſſerratten, ſ{<hwarze Störche, Enten, Taucher, ſelbſt Fröſche 2c. (Bd. VIL S. 669) werden ihnen gefährlih, von Raubfiſchen der verſchiedenſten Art ſelbſtverſtändlih abgeſehen. Jn den meiſten Karpfenteichen pflegt man einen Hecht oder mehrere mit einzuſeßen, welche die trägen Karpfen in Regſamkeit erhalten und dadurch zu ihrem Gedeihen beitragen ſollen. Man hat ſich aber bei der Wahl dieſer Aufwiegler ſehr vorzuſehen, weil ein Hecht, der im Teiche reihlihe Nahrung findet, binnen kurzem ſo heranwächſt, daß er unter den Karpfen große Verheerungen anrichten kann. Viele Züchter ſehen ſtreng darauf, daß außer den Karpfen ſih keine anderen Fiſche im Teiche befinden, weil ſie mit Recht behaupten, daß ſolche jenen immerhin einen Teil der Nahrung wegnehmen; ſie befehden aus demſelben Grunde auh die Waſſerfröſhe und ſorgen dur<h Herauswerfen des Laiches dieſer Lurche nah Kräften für deren Verminderung. Karpfen, die in kleineren Parkteichen gehalten und regelmäßig gefüttert werden, gewöhnen ſih bald an ihre Futterſtellen und an ihren Pfleger, lernen es, einem ihnen gegebenen Rufe oder Zeichen zu folgen, ſchwimmen 3. B. auf das Läuten einer kleinen Glo>e oder auf einen gewiſſen Pfiff herbei und umſtehen dann die Futterſtelle, der vorausſichtli<h geſpendeten Nahrung harrend.
ES
Der endſtändige Mund ohne Bärtel, vier ſpatelförmige, in eine Reihe geſtellte Shlundzähne jederſeits und je ein rü>wärts ausgeſägter Knochenſtrahl in Nücken- und Afterfloſſe gelten als die Kennzeichen der Karauſchen (Carassius), die in Deutſchland durch die Karauſche, au<h Gold-, Halb- und Steinkarauſche, Karutſche, Koratſche, Koraßze, Guratſ<, Gareis, Gareisl, Guratfiſ<h, Stein-, Krupf-, Kot- und Bauernfarpſen, Giebel, Geibel, Deibel, Gilbling, Breitling, Strummer, Mölenke, Kotbud>el, Kotſheberl (Carassius carassiíus, vulgaris, humilis, oblongus, moles und