Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 292
254 Vierte Ordnung: Edelfiſche; dritte Familie: Karpfen.
begehrlihe und zärtlihere Fiſche unmöglich in ihm aushalten würden, Übermaß an Futter aber einen ſelbſt den Goldfiſchen unerträglihen Schleim erzeugt. Um die Fiſche längere Zeit am Leben zu erhalten, iſt es unbedingt notwendig, das Waſſer von Zeit zu Zeit zu wechſeln und tägli<h mehrmals mittels eines kleinen, mit einer feinen Spiße verſehenen Blaſebalges Luft ins Waſſer zu treiben. Leßteres iſt in einem größeren, mit Pflanzen beſtandenen Been aus dem Grunde niht ſo nötig, weil die Pflanzen ſelbſt Sauerſtoff abſondern. Vor Berührung oder Störung der Fiſhe muß man ſi< übrigens hüten, weil ſie ſolche niht vertragen; au< empfiehlt es fi< ſehr, in einem Glaſe mindeſtens zwei oder drei, in einem größeren Be>en mehrere von ihnen zuſammenzuhalten, weil ſie Geſelligkeit lieben und den Verluſt gewohnter Gefährten gewöhnlih niht lange überleben. Bei ſorgfältiger Pflege gewöhnen ſie ſi< bald an den Gebieter, und wenn dieſer ſonſt geſchi>t iſt, kann er ſie ebenſo weit bringen wie die Chineſen die ihrigen, daß ſie das vorgehaltene Futter aus der Hand nehmen oder, wenn ſie in größeren Be>en, Springbrunnen, leinen Teichen gehalten werden, auf ein Zeichen mit der Glo>e herbeikommen.
Der Goldfiſh (Carassius auratus, vulgaris, coeruleus, discolor, grandoculis, pekinensïs, capensis, langsdorfi und cuyieri, Cyprinus auratus, crassoides, abbreviatus, thoracatus, telescopus, quadrilobus, quadrilobatus, macrophthalmus, chinensis, mauritanicus, langsdorfi und maillardi) hat ungefähr die Geſtalt des Karpfens, erreiht eine Länge von 25—80, höchſtens 40 cm und zeigt auf zinnoberrotem Grunde einen prachtvollen Goldglanz. „Er iſt“, ſagt Günther, „in wildem Zuſtande in China und in den wärmeren Teilen Japans ſehr gemein und gleicht in der Färbung vollkommen der Karauſche. Jm gezähmten Zuſtande verliert er die ſhwarze oder braune Färbung und bekommt dafür eine goldgelbe; vollkommene Albinos ſind verhältnismäßig ſeltener.“ Es kommen ſehr viele Spielarten, darunter au<h Monſtroſitäten vor, wie der „Teleſkopfiſ{h“; man kann durch fortgeſeßte Zuht mehr oder weniger ſtändige Raſſen erzeugen, wie die Chineſen, hierin Meiſter, es ſhon ſeit Fahrhunderten thun. Jn der Rüdenfloſſe finden ſich 4 und 16, in der Bruſtfloſſe 18, in der Bauchfloſſe 10, in der Afterfloſſe 3 und 5, in der Shwanzfloſſe 26 Strahlen. Die Schlundzähne ſind dünn, einza>kig und jederſeits zu drei in einer Reihe geordnet.
Die Barben (Barbus), welche die artenreihſte Gattung der Familie bilden und in etwa 200 Arten in den warmen und gemäßigten Gewäſſern der Alten Welt verbreitet ſind, tragen die vier Bartfäden an der oberen Kinnlade des unterſtändigen Mundes, haben furze Rü>ken- und Afterfloſſen, in deren erſteren ſih ein ziemlih ſtarker Knochenſtrahl befindet, und jederſeits in drei Reihen zu 2, 3 und 5 geſtellte löffelförmige, das heißt kegelige, nach hinten hakig umgebogene, auf der hinteren Seite löffelförmig ausgehöhlte Shlundzähne.
Unſere Barbe oder Flußbarbe, auh Barbel, Barm, Barme, Barmen, Bambet genannt (Barbus vulgaris, fluyiatilis, communis und cyclolepis, Cyprinus barbus; Abbildung Seite 247), die eine Länge von 60 —70 em und ein Gewicht von 4—5, ausnahmsweiſe ſogar von 9I—12 kg erreichen kann, iſt geſtre>t gebaut, auf dem Rücken olivengrün, an der Seite und am Bauche lichter, nämlich grünlihweiß, an der Kehle weiß gefärbt; die Nükenfloſſe iſt bläulich, die Afterfloſſe gleihſarbig, aber ſhwärzlih geſäumt; die übrigen Floſſen ſehen rötlih aus. Es ſpannen die Rüenfloſſe 4 und 9, die Bruſtfloſſe 1 und 16 oder 17, die Bauchfloſſe 2 und 8, die Aſterfloſſe 3 und 5, die Schwanzfloſſe 19 Strahlen.
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