Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 385

Saibling. Huchen. 345

einen See verließen, nahdem der Ausfluß von Kupferwerken dieſem zugeleitet worden war, in den abfließenden Gewäſſern thalab zogen und bis ins Meer gelangten, wo einige gefangen wurden. Jhre Vermehrung iſt ziemlih ſtark ihr Wachstum minder raſh als bei den Forellen, mit denen ſie oft in demſelben See zuſammenwohnen, ohne ſih jedo< freiwillig mit ihnen zu vermiſhen. Mit Hilfe der künſtlihen Fiſchzucht erzielt man neuerdings vielfah BVlendlinge von Forellen und Saiblingen, denen man vortrefflihe Eigenſchaften, insbeſondere ſ{<hnelleres Wachstum, als dem Saiblinge, und zarteres, {<hma>hafteres Fleiſ<h, als der Forelle eigen iſt, nahrühmt. Durch die künſtliche Fiſchzucht hat man den Beſtand einzelner Seen weſentlih gehoben.

Der Fang geſchieht hauptſählih während der Laichzeit, und zwar vorzugsweiſe mit großen Flügelneben, die dur vier Mann in zwei Kähnen ans Land gezogen werden und oft reihlihen Ertrag geben. Das Fleiſh wird ſelbſt dem der beſten Forellenarten vorgezogen. Nah Heel und Kner haben die Saiblinge kein beſonders zartes Leben und laſſen ſich daher niht nur aus einem See in einen anderen verſeßen, ſondern gedeihen unter günſtigen Verhältniſſen in einem neuen Wohnorte noc beſſer als im alten. Saiblinge, die aus einem 1300 m hoch gelegenen Bergſee in einen auf der Elm geſeßt wurden, erreihten dort in kurzer Zeit ein Gewicht von 2 kg und übertrafen die hier {hon einheimiſchen bald an Größe. Dieſe Wahrnehmung iſt ein Beweis mehr, daß länger währende Fnzucht Schwächlinge erzeugt.

Das Fleiſch des Saiblings iſt unbeſtritten das vorzüglichſte, das Süßwaſſerfiſche uns liefern können, ſteht daher verdientermaßen in höchſter Achtung. Als die Benediktiner Admonts die ihrem Kloſter zuſtehenden Rechte der Fiſcherei in Steiermark aufgaben, behielten ſie ſi< ausdrüd>li< alle Seen vor, worin Saiblinge lebten. Wer Fleiſh der leßteren genoſſen hat, erkennt die Weisheit dieſer Maßregel an. Für den gebildeten Gaumen verhält ſi< der Saibling zur Forelle wie dieſe zum Lachſe. Gern und willig bezahlt man daher ſelbſt in den no< immer forellenreihen Alpen außerordentlih hohe Preiſe ſür dieſen köſtlichen Fiſch.

Der Huchen, Huh, Heu, Hüchhl (Salmo hucho; Abbildung S. 334) hat einen langgeſtre>ten, walzenförmigen Leib und iſt auf Oberkopf und Rüen grünlich dunkelbraun oder blaugrau, auf dem Bauche ſilberweiß gefärbt, ſo daß ein Ton in den anderen allmnählih übergeht; Kopf und Rumpf ſind bald mehr, bald weniger mit kleinen dunfelgrauen oder ſ{<wärzlihen Pünktchen beſeßt, zwiſchen denen, insbeſondere auf dem Scheitel, dem Kiemende>el und dem Rücken, größere ſhwarze Fle>en ſtehen; dieſe Fle>en nehmen weiter nah ab- und rü>wärts allmählih die Form eines Halbmondes an. Bei ſehr alten Fiſchen geht die Grundfärbung in ein blaſſes Rot über. Die ungefle>ten Floſſen zeigen eine weißliche Färbung, die auf Rü>en- und Schwanzfloſſe getrübt erſcheint. Jn der Nüenfloſſe ſtehen 4 und 9—16, in der Bruſtfloſſe 1 und 14—16, in der Bauchfloſſe 1 und 8—9, in der Afterfloſſe 4—5 und 7—9, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Länge beträgt 1,5—2 m, das Gewicht 20—50 kg.

Obwohl Pallas angibt, der Huchen finde ſi< auh in den Flüſſen des Kaſpiſchen Meeres, haben ihn die neueren Beobachter doh nur aus dem Gebiete der Donau kennen gelernt, und es erſcheint fragli<h, ob er überhaupt ins Meer geht, viel wahrſcheinlicher dagegen, daß er ausſ<ließli< in dem Hauptſtrome und den ihm aus den Alpen zufließenden Gewäſſern vorkommt. Zuweilen hat man allerdings auch in den von Norden her der Donau zuſtrömenden Flüſſen einen und den anderen Huchen gefangen; ſolches Vorkommen aber muß als Ausnahme gelten. Möglicherweiſe ſteigt er während der Laichzeit von dem Hauptſtrome aus in den Nebenflüſſen zu Berge, kaum aber höher als bis