Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

70 Erſte Drdnung: Stachelfloſſer; dreizehnte u. vierzehnte Familie: Fadenfloſſer u. Umberfiſche.

verſhmälert. Die Stacheln der kurzen Rückenfloſſe ſind nur in geringer Anzahl vorhanden oder gänzlich unentwielt. Die Schuppen ſind von mittlerer Größe; auf den Kiefern, dem Pflugſcharbein und dem Gaumen ſtehen zottenförmige Zähne.

Die wenigen Arten der Familie verteilen ſi<h auf zwei Gattungen tropiſcher Küſtenfiſhe, von welchen die Gattung Pempheris fowohl im Atlantiſchen als im JFndiſchen und Stillen Meere vertreten iſt. Die Tebarere (Pempheris mangula, Abbildung S. 68) erreicht eine Länge von 25 cm, iſt an den Küſten des Fndiſchen Meeres weit verbreitet und kommt auch ſtellenweiſe in der Südſee vor. Die Eingeborenen der KingsmillZnſeln gaben ihr den Namen, wiſſen aber nichts über ihre Lebensweiſe zu berichten.

Wiederum nur eine Familie die Fadenfloſſer (Polynemidae), enthält die gleichnamige Unterordnung (Polynemiformes), deren Mitglieder dur zwei kurze, in einiger Entfernung voneinander ſtehende Rückenfloſſen, beſonders aber dur< eine Anzahl feiner, am Schultergürtel unterhalb der Bruſtfloſſen eingefügter Fäden gekennzeihnet werden.

Die ziemlich zahlreihen Arten der Familie bewohnen die Küſtenmeere innerhalb der Wendekreiſe, und die Mehrzahl ſteigt ins Brakwaſſer und ſelbſt in die Flüſſe hinauf. Die Fäden unterhalb ihren Bruſtfloſſen dienen zum Taſten und können unabhängig von den Bruſtfloſſen bewegt werden, obwohl ſie als losgelöſte Teile dieſer zu betrachten ſind. Offenbar ſind ſie von großer Wichtigkeit für ihre Träger, die das trübe, ſhlammgrundige Waſſer großer Flüſſe bewohnen und durhweg trübe Augen beſizen. Als Nußfiſche ſind die Fadenfloſſer ſehr geſchäßt, denn dieſe, oft 1,2 m Länge erreichenden Fiſche beſizen niht nur ein vortreffliches Fleiſh, ſondern liefern dur< ihre Shwimmblaſen auch eine Art Fiſhhleim, der in Oſtindien ſelbſt für den Handel von Bedeutung iſt. Unſere Abbildung (S. 68) zeigt den Pöbelfädler (Polynemus plebejus), einen etwa 35 cm langen Fiſh aus dem malayiſchen Fnſelmeere und der Südſee.

Unter dem Namen Umberfiſche (Sciaenidae) begreift man eine zahlreiche, über 100 Arten zählende Familie, die allein die fünfte Unterordnung der Stachelfloſſer, die der Umberförmigen (Sciaeniformes), bildet. Äußerlih haben die Umberfiſhe mit den Barſchen die größte Ähnlichkeit, nicht allein nah Geſtalt und Bildung der Floſſen, ſondern au<h nah der Beſhuppung ſowie auh nah der Bewaffnung der Kiemendecel; doh unterſcheiden ſie ſih meiſtens dur< einen an der Stirn ſtark gewölbten Kopf und wenig vortretende Schnauze, Folge einer eigentümlihen Bildung der Kopf- und Geſichtsknochen, die eine Menge von ſ{hleimerfüllten Röhren enthalten. Das auffallendſte und wichtigſte Merkmal beruht in dem Gebiſſe, da Pflugſcharbein und Gaumenbeine der Umberfiſche ſtets der Zähne entbehren. Eine ſonderbare Cigentümlichkeit haben die meiſten der hierher gehörigen Fiſche auh noh in der merkwürdig verzweigten Schwimmblaſe.

Sämtliche Arten leben im Meere, und gerade deshalb wiſſen wir noh ſehr wenig über ihre Lebensweiſe. Fm allgemeinen ſcheinen ſie hierin den Barſchen ebenfalls nahe zu kommen, durhſchnittli<h aber minder raubgierig und gefräßig zu ſein, wenigſtens mehr an kleinere Beute, an wirbelloſe Tiere ſich zu halten als die Barſche. Über ihre Fortpflanzung wiſſen wix ſoviel wie nihts; ſelbſt über die Laichzeit lauten die Angaben widerſprechend. Gerade die Umberfiſhe verdienen unſere beſondere Aufmerkſamkeit, weil ſie faſt durhſchnittli<h ausgezeihnetes Fleiſh liefern und deshalb in der Fiſcherei eine wichtige Rolle ſpielen.