Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Tebarere. Pvöbelfädler. Trommelfiſche. 71

„Jm April 1860“, ſo erzählt Präger, „lagen wir auf dem Pontiniak, dem größten Fluſſe der Weſtküſte Borneos. Hier hörten wir zur Flutzeit ganz deutliÞ Muſik, bald höher, bald tiefer, bald fern, bald näher. Es klingt aus der Tiefe herauf wie Sirenengeſang, bald wie volle, fräftige Orgeltöne, bald wie leiſe Äolsharfenklänge. Man hört es am deutlichſten, wenn man den Kopf ins Waſſer tauht, und unterſcheidet leiht verſchiedene zuſammenklingende Stimmen. Dieſe Muſik wird, wie die Eingeborenen erzählen und ſorgſame Forſcher beſtätigen, dur<h Fiſche hervorgebracht.“

Jn der That, die Tonkünſtler ſind Fiſche, ſogenannte Trommelfiſche, die in verſchiedenen Meeren, insbeſondere aber im Atlantiſchen und Jndiſchen Meere vorkommen und ganz gut vernehmbare Töne hervorbringen. „Abends gegen 7 Uhr am 20. Februar 1803“ berichtet A. von Humboldt, „wurde die ganze Schiffsmannſchaft dur ein außerordentliches Geräuſch erſhre>t, das dem Getrommel in freier Luft glih. Man glaubte anfangs, daß es von Windſtößen herrühre; bald aber vernahm man es deutlih am Schiffe, beſonders an ſeinem vorderen Teile. Es glih dem Geräuſche, das beim Sieden des Waſſers entſteht, wenn die Kochblaſen zerſpringen. Nun fürchtete man, daß irgendwo ein Le entſtanden ſei, hörte es aber bald an allen Teilen des Schiffes bis gegen 9 Uhr abends, um welche Zeit es verſtummte.“ Fohn White vernahm während einer Fahrt na< China ähnliche Laute und vergleicht ſie mit den Tönen der Orgel, dem Geläute von Glo>ten, den Klängen einer gewaltigen Harfe und dem Gequake der Fröſche, da ſie bald dem einen, bald dem anderen ähnelten. Sie waren ſo laut, daß man vermeinte, das Schiff erzittere, verſtärkten ſi< au< allmähli<h und verbreiteten ſih endlih über den ganzen Boden und die Seiten des Fahrzeuges. Erſt beim Aufwärtsfahren des Cambodjafluſſes verminderten ſich die ſonderbaren Laute, und endlih ſhwiegen ſie gänzlih. Der an Bord befindlihe Dolmetſh belehrte die Reiſenden über die Erzeuger der Töne und verſicherte, es wären Fiſche von eiförmiger, flacher Geſtalt, die in Schwärmen zu ziehen pflegten, ſih aber auh an harte Gegenſtände feſthängen könnten. Jn der Nähe der nordamerikaniſchen Küſte hat man Trommelfiſche wiederholt beobachten und ſomit wenigſtens einzelne von ihnen beſtimmen können. Sie ſhwimmen hier wirklih ſharenweiſe langſam und gleihmäßig umher, ſammeln ſi< gern um die Schiffe und laſſen dann, insbeſondere in ſtillen Nächten, ihre Muſik deutli<h und ununterbrochen ertönen. Wie ſie die Laute hervorbringen, weiß man noch niht, vermutet aber, daß die großen Schhlundzähne, die ſie beſitzen, mit ins Spiel kommen mögen. Da man auch von zitternder Bewegung des Schiſfes berichtet, hält A. Günther es für möglih, daß die Fiſche das Geräuſh auch dadur< hervorbringen können, daß ſie, um ſi<h von Schmaroßern zu ſäubern, mit den Schwänzen gegen den Schiffsrumpf ſ<hlagen.

„Während dreier ſtiller Nächte“, ſo berichtet Pechuel-Loeſche von der Loangoküſte, „hörte i< (März und April) im Bereiche der Guineaſtrömung, weit ab vom Strande und von dem Toſen der Calema die ſogenannten Trommelfiſche. Das eigenartige Geräuſch, das ſie hervorbrachten, wax verſchieden von dem des großen amerikaniſhen Trommlers, aber niht minder laut. Freilih habe ih dieſes niemals als eine muſikaliſche Leiſtung empfunden, auh niht jenes ungleih tönendere des no<h unbekannten Trommlers der Südſee. Es beſteht keine Spur von Ähnlichkeit mit Orgel-, Glocken- oder Harfenklängen; dennoch ſind die Laute wunderbar genug. Will man ſie re<t ſcharf unterſcheiden, ſo muß man das Ohr feſt an den Schifſsbord drücken. Beſſer iſt es, im Boote ein breites Nuder in das Waſſer zu ſenken und das freie Ende mit den Zähnen zu beißen, am beſten, vom Boote aus gleich den Kopf bis über die Ohren in das Meer zu tauchen — rü>wärts natürlich, um atmen zu können. Da vernimmt man dann in der dunkeln Flut ein allſeitiges wirr durcheinander gehendes Knurren und „Murkſen“, mit einem leichten Knirſchen und Knarren