Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Tauchender Drehkäfer. DO

Außerdem werden die Vorderbeine zum Emporklettern an einer Waſſerpflanze oder zum bloßen Feſthalten an einer ſolchen benußt, wenn der Käfer zur Abwechſelung den übrigen Körper in der Schwebe zu halten beliebt. Sigt er in vollkommener Ruhe, ſo ſpielen nur die Taſter hin und her, und Bewegungen in ſeiner nächſten Nachbarſchaft ſtören ihn ſo leiht niht. Gleih den Shwimmkäfern können auch die Taumelkäfer fliegen, weil ſie ohne dies Vermögen unter Umſtänden zu Grunde gehen würden. Ehe ſie auffliegen, kriechen ſie an einer Pflanze empor, bewegen, die Flügelde>en lüftend, den Hinterleib lebhaft aufund abwärts, bis ſie zuleßt, mit den Beinen loslaſſend, ſich ſhwirrend in die Luft erheben. Sehen wir uns jeßt einen der gemeinſten, z. B. den tauchenden Drehkäfer (&yrinus mergus), etwas näher an, um die Eigentümlichkeiten der Gattung fennen zu lernen. Wir erblien dasſelbe Oval, wie es die vorigen zeigen, doh am Bauche mehr platt gedrü>t und rü>wärts gewölbter, die Flügelde>en hinten geſtußt und den Steiß unbede>t laſſend. Die Vorderbeine, aus freien, kegelförmigen Hüften entſpringend, haben ſih armartig verlängert, die hinteren, deren Hüften feſt mit dem Bruſtbeine verwachſen, Schienen und Füße je ein rhombiſches Blatt darſtellend, ſind zu förmlichen Floſſen geworden. Die Fühler, obſhon zuſammengeſeßt aus elf Gliedern, deren leßtes ſo lang iſt, wie die ſieben vorhergehenden zuſammengenommen, erſcheinen doh als bloße Stumpfe. Höchſt eigentümlich ſind die Augen gebildet, indem jedes von einem breiten Querſtreifen in eine obere und in eine untere Partie geteilt wird, ſo daß der Käfer, wenn er umherſhwimmt, gleichzeitig unten in das Waſſer, oben in die Luft, wahrſcheinlich aber niht in gerader Richtung mit dem Waſſerſpiegel hauen kann. Die Taſter ſind kurz, 4 an der Lippe drei-, am Unterkiefer viergliederig. Dieſer unterſcheidet Fguhender Drehſich weſentlich von der Kinnlade der Lauf: und Shwimmkäfer, indem die täfer (Gyrinus mergus). äußere Lade die Form eines dünnen Stachels annimmt, bei anderen ALLES Familiengliedern gänzlih verkümmert, mithin niemals Taſterform zeigt. Der Hinterleib wird vom Bauche her nux aus ſe<s Gliedern zuſammengeſebt, deren drei vorderſte auch hier verwachſen, das leßte zuſammengedrü>dt und gerundet, in einigen anderen Fällen dagegen kegelförmig iſt. Zur Charakteriſtik der in Rede ſtehenden Art ſei no< hinzugefügt, daß am ſehr ſtark ſtahlblau glänzenden Körper der untergeſhlagene Rand der Flügelde>œen und des Halsſchildes ſowie die Beine roſtrot und die zarten Punktſtreifen jener in der Nähe der Naht noch feiner als die übrigen ſind. Die Gattung iſt reih an zum Teile ſ{wer zu unterſcheidenden Arten, deren einige gleichzeitig in Deutſchland und Nordamerika vorfommen. Von der einen (Gyrinus natator) iſt ſhon 1770 dur<h Modeer die Larve bekannt geworden. Dieſelbe iſt außerordentlih geſtre>t und ſ{<hmal, der Kopf faſt viere>ig und größer als jeder der folgenden drei Körperringe, welche zuſammen ſehs zweiflauige, mäßig lange Beine tragen. Fhnen ſchließen ſih acht \{<mälere Hinterleibsringe an, von denen die ſieben erſten an jeder Seite einen fadenförmigen, gewimperten Anhang, ungefähr von der Länge eines Beines, aufweiſen, die Tracheenkiemen, der lette ihrer zwei. Auf dieſe Weiſe bekommt die Larve eine entfernte Ähnlichkeit mit einer Bandaſſel. Mit ihren Kieferzangen ſaugt ſie die Beute nah Art der Shwimmkäferlarven aus und fertigt, wenn ſie zur Verpuppung reif iſt, an einer Waſſerpflanze oder ſonſt wo in der Nähe des Waſſers ein nach beiden Enden hin zugeſpißtes Gehäuſe von pergamentartiger Beſchaffen: heit. Die Verpuppung erfolgt, wie es ſcheint, nah Überwinterung der Larven, denn den Sommer über treiben die Käfer ihr Weſen, Anfang Auguſt werden die Eier gelegt, und dur<ſ<nittli< bedarf die Puppe einen Monat zu ihrer Entwickelung. Genauere Beobachtungen über die Entwickelungsgeſchichte dieſer intereſſanten Käferchen ſind noh wünſchenswert.