Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

70 Erſte Drdnung: Käfer; neunte Familie: Stußkäfer.

Eichen- und Buchenſtangenholz, und ſucht die von jenen Laubſorten lebenden Raupen auf, um ſie zu verſpeiſen. Jh habe ihn dergleichen verzehren ſehen und ihn alljährlich in ziemlicher Anzahl von Eichenſtangen herabgeklopft, während der kleine Kletterlauffäfer nur in manchen Fahren in ſeiner Geſellſchaft herabſtürzte. Fn dem Betragen beider, fobald ſie unten angelangt ſind, beſteht ein weſentlicher Unterſchied. Der Läufer, wie wir bereits wiſſen, bemüht ſi, ſo ſchnell wie möglih unter der Bodendeke zu verſchwinden, der Aaskäfer wendet eine ſeiner Gattung und vielen anderen Kerfen geläufige Liſt an: er läßt den an ſih ſhon hängenden Kopf no< mehr hängen, zieht die Beine an und bleibt regungslos auf dem Rücken liegen, kurzum, er ſtellt ſi< tot; doh iſt es ihm weniger Ernſt um zähe Durchführung dieſer Rolle und möglicherweiſe die angegebene Stellung nur die Folge ſeines erſten Schre>ens über den jähen Sturz; denn er bekommt meiſt ſehr bald nachher wieder neues Leben und eilt davon.

An folchen Orten, wo ſih Totengräber und Aaskäfer ſehr behaglich fühlen, pflegt auch die Familie der Stußkäfer (BHisteridae) dur einige Arten vertreten zu ſein. Es find gedrungene, breit gedrüdte, ja bi8weilen vollkommen platte Käfer, welche ein ſtark glänzender, außergewöhnlih harter Panzer umgibt. Der an ſi kleine und ſ<hmale Kopf ſte>t tief im Halsſchilde und läßt ſich bei vielen von untenher in eine Art von Bruſtlaß zurü>ziehen, ſo daß er faſt verſhwindet; das nah hinten allmählih breiter werdende, an den Seiten gekantete Hals\child legt ſih mit ſeinem Hinterrande diht an die Wurzel der nur allmählich oder gar niht nah der Mitte zu breiter werdenden Flügelde>en an, dieſe ſind hinten mehr oder weniger geſtußt, immer den Steiß als eine dreie>ige Chitinplatte mit gerundeter Spiße unbede>t laſſend, und von feinen Längsfurchen durchzogen, welche bei Unterſcheidung der Arten gute Anhaltspunkte gewähren. Die kurzen, elfgliederigen Fühler nehmen vom langen Grundgliede an eine andere Richtung, ſind mithin gekniet und endigen in einen dreigliederigen Knopf. Am Bauche unterſcheidet man fünf Ringe, von denen der erſte eine bedeutende Länge erreiht. Die Beine ſind einziehbar und platt, d. h. ſie können in einer Weiſe in flahe Gruben der Körperunterſeite angedrü>t werden, daß ein ungeübtes Auge ihre Gegenwart kaum bemerkt; die vorderſten haben an der Außenkante gezahnte, alſo zum Graben befähigende Schienen, die hinterſten einen weiten Abſtand unter ſih, und alle tragen fadenförmige, fünfgliederige (ſelten viergliederige) Füße, welche ſih in eine mehr oder weniger ſcharf markierte Rinne der Schiene einlegen laſſen. Der Gang der Stugkäfer iſt infolge eines ſolhen Baues ein nur bedächtiger, der Geſamteindru>, den das ganze Weſen macht, ein an die Schildkröten unter den Kriechtieren mahnender; hierzu trägt die eigentümlihe Gewohnheit bei, mitten in ihrem trägen Gange inne zu halten, zu „ſtußen“/ Beine und Kopf einzuziehen und die Scheintoten zu ſpielen, wenn ihnen irgend etwas Ungewöhnliches begegnet. An warmen Sommerabenden, ſeltener unter der ſtrahlenden Mittagshitße, ſeßen ſie auch ihre Flügel in Bewegung, um in bequemerer Weiſe größere Stre>en zurüdzulegen und, was der Hauptgrund ſein dürfte, Nahrung zu ſuhen. Sie beſchränken ih hinſichtlich dieſer niht bloß auf verweſende tieriſche Stoffe, ſondern halten ſi< ebenſo gern an pflanzliche, in der Auflöſung begriffene; man findet ſie daher zahlreih im Miſte, in den ſhnell ſi zerſeßenden fleiſchigen Pilzen, gewiſſe Arten hinter Baumrinde und einige wenige in Ameiſenhaufen. Außer Schwarz mit blauem oder violettem, oft ſehr ſtarkem Metallglanze kommt nur no< Rot in der Bekleidung der gegen 1200 Arten vor, welche ſich über die ganze Erde ausbreiten, am ſpärlihſten in Afrika, Fndien und Auſtralien.

Die geſtre>ten, zwölfgliederigen Larven, außer am Kopfe nur noh am Vorderbruſtringe hornig, ſ<hließen ſih dur die gegliederten Anhänge am Ende und dur den