Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

S<hwarzglänzender, rothalſiger und vierpunktiger Aas käfer. 69

vier, weiter unten noh zwei Nebenaugen. Für gewöhnlich hält ſich die Larve, wie diejenigen der übrigen Arten, verborgen unter toten Tieren und wächſt unter mehrmaligen Häutungen {nell heran, kommt aber vorübergehend in ſo großer Menge vor, daß ihr die gewöhnlihe Nahrung mangeln würde und ſie merkwürdigerweiſe pflanzenfreſſend wird und in den erſten Blättern der jungen Rübenpflanzen einen Erſaß ſucht. Jn Gegenden, wo der Rübenbau zu gunſten der Zuerfabriken große Flächen einnimmt, hat man die ſonſt verſte>te Larve in ſo großen Mengen frei und dem Sonnenlichte ausgeſeßt an den jungen Pflanzen gefunden, daß dieſe durch dieſelben eine ſhwarze Farbe annahmen und ſchließlich dur ihren Zahn ſo ziemlich vollſtändig verſhwanden. Bei ihrer großen Gefräßigkeit wächſt die Larve ſhnell, häutet ſich dabei viermal und kriecht vollſtändig weiß aus ihrer alten Haut, aber ſhon eine Stunde ſpäter hat ſie auf dem Rü>ken ihre frühere ſhwarze Farbe wieder angenommen. Sie iſt ſehr beweglih und ſut ſi<h zu verbergen, ſobald ſie bemerkt, daß ſie verfolgt wird. Wenn ſie erwachſen iſt, gräbt ſie ſih ziemlih tief in die Erde ein, fertigt eine Höhlung und wird zu einer weißen, fragezeihenförmig gefrümmten Puppe, welche dur< ihr großes Hals\cild und den darunter verſte>ten Kopf ihre Silphennatur niht verleugnet. Nah etwa 10 Tagen Ruhe : S E fommt der Käfer zum Vorſchein. S<hwarzglänzender Aaskäfer (Silpha atrata) nebſt Larve. Dieſer, wel<her möglichenfalls zwei Bruten im Jahre haben kann, überwintert im vollkommenen Zuſtande. Das große Waſſer Anfang April 1865 ſhwemmte bei uns die in Rede ſtehende Art und die Silpha obscura in überaus großen Mengen lebend an. Nach dem Erwachen im erſten Frühjahre erfolgt die Paarung und gleich darauf das Eierlegen unter moderndes Laub oder unter die oberſte Erdſchicht, wozu der Hinterleib wie eine Legröhre weit vorgeſtre>t werden kann. Das Geſchäft nimmt längere Zeit in Anſpruch, daher kriechen die Larven zu verſchiedenen Zeiten aus; daraus folgt weiter, daß man im Sommer Larve und Käfer gleichzeitig antreffen kann. Der rothalſige Aasfäfer (Silpha thoracica) iſt eine von den beiden deutſchen Arten, welche der ſchwarzen Uniform der übrigen nicht treu bleiben, indem das Halsſ\child eine lebhafte rote Farbe annimmt. Unſer Bild: „Die Käſer in Waſſersnot“ (S. 39) führt ſie ſo weit kenntlih vor, daß auf ihren Plaz nicht näher aufmerkſam gemacht zu werden braucht. Der vierpunktige Aaskäfer (Silpha quadripunctata) iſt die zweite abweichend gefärbte, überdies au<h abweichend lebende Art. Sie iſt zwar am Körper ſhwarz, auf der Nückenſeite jedoch nur auf der Scheibe des Hals\cildes, am Schildchen und in vier runden Fle>chen der Flügelde>en, während die übrige Nükenfläche eine grünlih braungelbe Färbung hat. Die mir nicht bekannte Entwickelung dürſte von der anderer Arten nicht abweichen und an der Erde zu ſtande kommen, dem fertigen Käfer jedoh paßt das Umherlaufen auf Feldern und Wegen und das Verſte>en unter Steinen, Erdſchollen und faulen den Tieren nicht, ex liebt einen romantiſcheren, einen luftigeren Aufenthalt, verlangt nach friſcher, niht nah abgeſtandener Fleiſchſpeiſe. Daher beſteigt er Buſchwerk, vorherrſchend