Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Pelzkäfer. Kabinettkäfer. TET

man ihn in dieſer hilfloſen Lage und zerdrü>e ihn zwiſchen den Fingern, welche infolge ſeiner Saftloſigkeit kaum feucht werden, damit er möglichſt ohne Nachkommen ſterbe. Denn wenn er auch von geringer Bedeutung iſt, ſo hat man ſih doh vor ſeiner Larve wohl zu hüten. Dieſe iſt ein ſ{hlimmer Geſell und rechtfertigt ihre ſchwierigere, wie des Käfers leichtere Verfolgung. Bei Aufarbeitung eines Schlaſſofas, wel<hes 17 Jahre lang treu gedient hatte und in ſeinen Eingeweiden viel Schweinsborſten enthielt, war der Sattler faſt entſezt über die vielen „Motten“, wie er meinte, in Wirklichkeit waren es aber die abgeſtreiſten Bälge der Pelzkäferlarven, welche hoh aufgehäuft auf dem Holze der Seitenlehnen lagen und Zeugnis von den unerhörten Maſſen der hier geborenen Käfer ablegten. Das wieder zu benußende Material mußte in einem angeheizten Backofen von der mutmaßlichen Brut geſäubert werden. Jn einer ausgeſtopften Landſchildkröte der zoologiſchen Sammlung zu Halle, in deren hartem Körper man wahrlih nihts Genießbares hätte vermuten können, hauſte jahrelang eine Geſellſchaft dieſer Zerſtörer, von denen ſih jedoch nie einer ſehen ließ, ſondern ein Kranz von „Wurmmehl“ zog ſi< von Zeit zu Zeit wie eine Bannlinie rings um den plumpen Körper des knochenbepanzerten Kriechtieres und verriet die Gegenwart der lebenden Einmieter. Erſt nahdem die Schildkröte einige Stunden in einem geheizten Backofen zugebracht hatte und von neuem aufgearbeitet worden war, erfüllte ſie vollkommen die Bedingungen eines regelre<hten und ungezieferfreien Präparates, ſo einer öffentlihen Sammlung gebühren. Vor Zeiten wurde mir eine beiſeite geſeßte Scnupftabaksdoſe und eine Zigarrenſpite, beide aus Horn und ſehr ſtark benagt, nebſt einer Anzahl in ihrer Nachbarſchaft aufgefundener lebender Larven ſowie deren Välge überſandt, die gleichfalls der in Rede ſtehenden Art angehörten. Auch in Shwalbenneſtern iſt die Larve aufgefunden worden.

Die Larve hat große Ähnlichkeit mit der des Spe>käfers, aber geringere Größe im ausgewachſenen Zuſtande und keine Hornhaken an der verſhmälerten Leibesſpiße. Der große Kopf iſt borſtenhaarig, auh der Nücken mit gelbbraunen, kurzen und nach hinten gerichteten Haaren und das Ende mit einem loſen Pinſel längerer Haare verſehen. Sie zieht den vorderen Körperteil gern nah unten ein, rutſcht ſtoßweiſe vorwärts, lebt und verpuppt ſich ganz in der Weiſe der vorigen und au<h um dieſelbe Zeit, Ende Auguſt. Wenn ſie die Wahl hat, ſo ernährt ſie ſi< vorherrſhend von Haaren und Wolle der Tierfelle, rohen und verarbeiteten, und wird durch dieſelben in die menſ<hlihen Behauſungen gelo>t, wo Pelzwerk, gepolſterte Geräte, wollene Teppiche um ſo ſicherer Niſtpläße bieten, je weniger ausgetlopft, gelüftet und gereinigt ſie werden. Mai, Juni und Juli ſind die Monate, in welchen die Larve am thätigſten, das Pelzwerk aber meiſt beiſeite gebracht worden iſt, weshalb wiederholtes Lüften und Ausklopfen desſelben geboten erſcheint!

Ein dritter im Bunde iſt der Kabinettkäfer (Anthrenus museorum, S. 76, Fig. 1/2), ein fleiner runder Käfer, unten grau dur<h Behaarung, oben dunkelbraun mit drei undeutlichen, aus graugelben Härchen gebildeten, daher häufig ſtellenweiſe abgeriebenen Binden über den Deen. Seine Fühler ſind achtgliederig, die beiden lezten Glieder in einen Knopf verdi>t. Der Kopf kann vollſtändig von der Vorderbruſt aufgenommen werden, ſo daß nux die Oberlippe frei bleibt, und die Vorderbruſt zum Teile in die quere, geſpaltene Mittelbruſt. Auch hier ſteht ein Punktauge auf dem Scheitel. Dieſes 2,25 mm lange Tierchen findet ſih gleichfalls, wie ſhon bemerkt, auf Vlumen und in unſeren Behauſungen, hier vorzugsweiſe in den Jnſektenſammlungen, die nicht ſehr ſorgfältig vor ſeiner Zudringlichkeit bewahrt und nicht häufig genug nachgeſehen werden. Der Käfer möchte noch zu ertragen ſein, aber ſeine etwas breitgedrückte, braun behaarte, durch einen langen, abgeſtußten Haarbüſchel geſhwänzte Larve iſt ein böſer Geſell. Wegen ihrer anfänglichen Winzigkeit iſt ſie