Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

76 Erſte Ordnung: Käfer; elfte Familie: Spectkäfer.

den Flügelde>en zuſammengehaltene Reſt weit auseinander treten und zwiſchen allen dreien eine weiße Haut glei<h einem kurzen Darme heraustritt. Es ſind einige wenige Käfer (Silphen, Miſtkäfer der Gattung Aphodius), bei denen eine ähnlihe Erſcheinung beobachtet werden kann. Nur erſt, wenn der Käfer gut ausgetro>net iſt, bekommen ſeine Chitinſchilde einen feſteren Zuſammenhang untereinander, welcher dur<h den Dru> der Nadelſpite auf die Flügelde>e niht aufgehoben wird, ſondern die Durhbohrung jener ermöglichen.

Der Pelzkäfer (Attagenus pellio; \. untenſtehende Abbildung, Fig. 8, 9) hat die Körperform des Speckkäfers, nur einen flacher gewölbten Rücken und bedeutend geringere Größe (4 mm im Durchſchnitt). Er iſt ſ<hwarzgrau und auf der Mitte einer jeden Flügeldede mit einem ſilberweißen Haarpünktchen gezeihnet. Ein einfahes Auge auf dem Schei-= tel unterſcheidet die ganze Gattung Attagenus von der vorigen, ein freier, d. h. von der

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1, 2) Kabinettkäfer (Anthrenus museorum, S. 77). 8—5) Dieb (Ptinus fur, S. 122). 6, 7) Spe>fäfer (Dermestes lardarius, GS. 74) 8, 9) Pelzkäfer (Atbtagenus pellio). Jede Art mit ihrer Larve; alle Figuren vergrößert.

nac vorn erweiterten Vorderbruſt niht verde>ter Mund und nahe beiſammenſtehende Mittelbeine zeihnen ſie vor den anderen, mit einem Nebenauge verſehenen Gattungen aus.

Der Pelzkäfer treibt ſi<h im Freien umher und ſ{<lägt ſeine Sommerwohnung in den Blüten des Weißdorns, der Spixſtauden, der Doldenpflanzen und anderer auf, wo er mit ſeinem guten Freunde, dem nachher zu beſprechenden Kabinettkäfer, und man<hem anderen Kerfe in beſtem Einvernehmen lebt, ſi<h bis zur Unkenntlichkeit mit den zarten Staubkörperchen überzieht, und friſtet ſo ein vollkommen harmloſes Daſein. Sicherer bemerken wir ihn in unſeren Wohnräumen, wenn ihn die Frühjahrsſonne aus ſeinen ſtaubigen Een hervorlo>t und zu Spaziergängen auf den Dielen oder zu einem Fluge nach den hellen Fenſterſcheiben auffordert, durch die er vermutlich die freie Gottesnatur zu erlangen wähnt. Ex hat ſih hierin freilih getäuſcht, denn bei jedem Anfluge an die Scheibe ſtößt er ſich an den Kopf, fällt rü>wärts über und quält ſih nun auf dem Fenſterbrette ab, ehe er von der Nü>enlage wieder auf die kurzen Beinchen gelangt. Um dies zu erreichen, ſtemmt er ſih meiſt auf die wie zum Fluge aufgerichteten Flügelde>en und dreht den Körper hierhin und dorthin, bis er endlih das Übergewicht nah unten bekommt. Dhne Erbarmen ergreife