Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, page 753
Allgemeines. Sandaſſel. Getupfter Vielfuß, 673
in größere oder kleinere Stückchen von bleigrauer Farbe zerlegt, und beim Erſchüttern von Eichenſtangenholz, um wiederum Raupen oder Schmetterlinge zu Falle zu bringen, kommen dieſelben Tiere, aber lebend, nicht ſelten herab und liegen, ſolange ſie ſi< in Gefahr wähnen, wie Uhrfedern zuſammengerollt, den Kopf im Mittelpunkte, ruhig da. Läßt man ſie in Frieden, ſo erholen ſie ſi< allmählich von ihrem Schrecken, ſtre>en ſih und nehmen eine halbe Wendung, um auf die mehr als 100 Beinchen zu kommen, welche in der Mittellinie des Bauches aneinander ſtoßen. Wie eine S<hlange gleitet der wurmähnlihe Körper über die Oberfläche der Erde oder des Baumſtammes dahin; nimmt man die Art der Bewegung näher in Augenſchein, ſo bemerkt man, wie abwechſelnd eine Gruppe der Beinchen über die Grenze des Leibes hinausgeſtre>t wird, ſo daß ſie mit demſelben einen ſtumpfen Winkel bilden, während die in den Zwiſchenräumen ihre ſenkrechte Richtung beibehalten, Indem ſich auf dieſe Weiſe abwechſelnd fleine Fußbündel von vorn nach hinten aus- und einwärts geſtre>t zeigen, entſteht eine ſanft wellenförmige Bewegung, welche am Kopfe beginnt und na< und nah gegen den Shwanz hin ſi dem ganzen Körpermitteilt. Der Sandaſſel (Julus sabulosus). Zwei Stü vergrößert. Julus terrestrisg iſt bei Latßel verſhwunden, und ſtatt ſeiner ſind zwei Arten unterſchieden: J. fallax und scandinayicus, deren nähere Charafteriſierung uns hier zu weit führen würde. Der getupfte Vielfuß (Blanjulus guttulatus), eins der tleinſten, dünnfadenförmigen Familienglieder, von blaßbrauner Farbe und mit einer Reihe faſt blutroter Flecke an jeder Seite des Körpers gezeihnet und augenlos, kommt hier und da in größeren Mengen in Gärten oder auf Feldern vor und richtet dann nah verſchiedenen Seiten hin Schaden an. Am empfindlichſten wird ex dur<h das Ausfreſſen keimender Samen, ſo daß die gelegten Bohnen-, Kürbis- oder Gurkenkerne, beſonders auch die ausgeſäeten Nüben, niht zum Aufgehen gelangen. Weiter frißt er die fleiſhigen Wurzeln des Gemüſegartens an, benagt herabgefallenes Obſt; no< unangenehmer wird er aber dadur<, daß er ſich in die reiſenden Erdbeeren, und zwar die größeren Sorten, ſehr gern einbohrt und von dem ſaftigen Fleiſche zehrt. — Man kennt noch zahlreiche, wohl an 150 Arten mit oder ohne Enddorn, welche alle darin übereinſtimmen, daß die Augen in Mehrzahl vorhanden, die Fußplatten unbewegli< ſind und der erſte Körperring die übrigen an Länge übertrifft. Andere, der äußeren Erſcheinung nach faſt ebenſo gebildete, aber dur längere Fühler und Beine, bewegliche Fußplatten und durh noh andere Merkmale von jenen verſchiedene Arten ſind neuerdings auf mehrere Familien und Gattungen verteilt worden.
Eine weſentli< andere Körperform erhalten die Nandaſſeln (Poly desmidae) dadur, daß die Ringe, welche in der beſchränkteren Anzahl von 20 aufzutreten pflegen, 43
Brehm, Tierleben. 3. Auflage. IX.