Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, page 754

674 Ordnung: Zweipaarſüßerz; dritte u. vierte Familie: Saugaſſeln u. Rolltiere.

infolge ſeitlicher, plattenartiger Ausbreitungen und Kanten den drehrunden Umriß aufgeben, und daß die Beine niht in der Mittellinie des Bauches zuſammenſtoßen, mithin auh an den Körperſeiten deutlicher ſihtbar werden. Augen fehlen. Das befruchtete Weibchen baut um ein Häufchen abgelegter Eier, dieſelben während des Bauens no< vermehrend, aus Erde ein Neſtchen. Die Erde wird von ihm eingenommen und tritt in Shüpp{hen aus dem ausſtülpbaren Aſter aus, welhe na< und nah einen Wall um die Eier darſtellen, ſi allmählih um dieſelben wölben und in einer oben offenen Pyramide enden. Dieſes Erdhäufchhen wird ſ<hließli< mit Aus\ſ<luß des pyramidenförmigen kurzen Auſſazes äußerlih mit Steinchen, Moos und ſonſtigen Pflanzenreſthen umkleidet, ſo daß der ganze Bau unten einen Duxchmeſſer von etwa 8 mm und eine Höhe von 7 mm beanſpru<ht. Während der Arbeit hat das Weibchen eiñe eingekrümmte Lage und bedient ſi<h des Aſters zum Aufbau. 12—15 Tage nah Vollendung des Neſtes ſ{<lüpfen die Jungen aus und verlaſſen dasſelbe. Sie beſißen außer dem Kopfe 7 Körperringe und an den vier erſten derſelben 6 Beine, nah der erſten Häutung 9 Ringe und 12 Beine, nach der zweiten 12 Ringe, die Männchen 20, die Weibchen 22 Beine 2c., die neuen Glieder treten immer zwiſhen dem vorleßten und lebten Körperringe auf, welcher ohne Beine bleibt. Der ausgewachſene Polydesmus complanatus, welchen unſer Bild vorführt, E beſteht aus 20 LeibesPlatte Nandaſſel (Polydeemus complanatus). Vergrößert. î ringen, die beim Weibwen 31 Beinpaare, beim Männchen außer den Begattungsfüßen 30 Paare tragen. Die plattenartig herauêtretenden Seiten der Ringe ſind vorn gerundet, hinten gee>t; die vorleßte tritt in einem ſtumpfen Mittelzahn etwas über das Afterglied hinaus, und die bräunlich ſchiefergraue Oberfläche aller erſcheint dur< ſ<hwache, punktartige Erhebungen etwas uneben. Dieſe Randaſſel findet ſi< überall in Europa unter feuhtem Laube, Steinen, hinter Baumrinde, mitunter an ſaftigen Wurzeln, wie Möhren, freſſend, und wi>elt ſi, wie die Julus-Arten, gleich einer Uhrz feder auf, wenn ſie in ihrem Verſte> geſtört wird. Die Gattung iſt reih an Arten, welche in den heißen Ländern zum Teil beträchtlihe Größe erlangen, ſih dur die Geſtalt des Plattenrandes, die Spiße des vorleßten Nüenringes und ſo manches andere untergeordnete Merkmal voneinander unterſcheiden und neuerdings zahlreichen Untergattungen zugeteilt worden ſind.

Einige intereſſante Tauſendfüßer unterſcheiden ſih von allen anderen durch das kegelförmige Kopfſchild welhes in Verbindung mit den verwachſenen Mundteilen eine Saugröhre bildet, und wurden deshalb unter dem Namen der Saugaſſeln (Polyzonidae) als beſondere Familie abgeſchieden. Die einzige europäiſche, bisher in Deutſchland, Frank: rei, Polen, Öſterreih-Ungarn und im Kaukaſus beobachtete deutſche Saugaſſel (Polyzonium germanicum) erreiht nux 13 mm Länge, iſt etwas platt gedrü@>t, ungefähr 50 gliederig und ſehr weih, oberhalb glatt und hell roſtfarben, unterhalb weißlich. Die