Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, page 772
_692 Aſterſpinnen. Zweite Ordnung: Webſpinnen.
Andere Arten, von denen jedoch keine einzige in Europa vorkommt, zeihnen ſi< dur< abgerü>te Hinterbeine mit verdi>ten Schenkeln, breitgedrüd>te Taſter ohne Stachelborſten und durch einen gegen den viere>igen Vorderleib ſehr in den Hintergrund tretenden, kleinen Hinterleib aus. Sie gehören der Gattung Cosmetus und einigen zunächſt verwandten an.
Die ſonderbarſten Familienglieder weiſt aber Südamerika in der Gattung Gonyleptes auf, wie der umſtehend abgebildete Gonyleptes curvipes beweiſt. Dieſes „Krummbein“ iſt im braunroten Rumpfe ein faſt ganz hartſchaliges Kopfbruſtſtü>; denn der Hinterleib wird von dieſem ſo ziemlich vollſtändig bede>t; dichte, lihtgelbe Körnchen und zwei Dörnchen auf dem Augenhügel in Form einer Gabel machen die Oberfläche rauh und bunt zugleih. Wie bei allen Gattung8genoſſen treten die verlängerten Hinterbeine weit auseinander, fommen aus ſtark verdi>ten Hüften und tragen kräftige Dornen, jedo<h nur beim Männchen. Das Weibchen läßt kaum eine Spur davon erkennen, dafür aber einige Ringe des Hinterleibes mit dornigen Warzen. Das „Krummbein“ iſt in Braſilien und Chile zu Hauſe, doh ſcheinen die zahlreichen Gattungsgenoſſen ein niht eben ausgedehntes Verbreitungsgebiet zu haben und vertreten in demſelben durc ihre Lebensweiſe unſere Weberknechte, jedoch ſeltener in den Häuſern vorkommend wie dieſe. Als nächtliche Tiere halten fie ſi< bei Tage hinter Baumrinde, unter gefällten Stämmen, in Erdlöchern und ähnlichen Verſte>en der Finſterlinge auf, wo ſie auh andere Geſinnung8genoſſen finden, welche ihnen zur Nahrung dienen. Man trifft ſie daſelbſt zu kleineren Geſellſchaften vereinigt, ſo daß auch ſie einen gewiſſen Geſelligfeitstrieb an den Tag legen.
Zweite Ordnung.
Die Webſpinnen, echten Spinnen (Araneïna).
Das tückiſche Lauern auf Beute in einem verborgenen Hinterhalt und das gegenſeitige Befeinden, beſonders der Weibchen und Männchen, welches ſprihwörtlih geworden iſt, ſo daß „ſpinnefeind“ den höchſten Grad der Leidenſchaft zwiſchen zwei Menſchen andeutet, charakteriſieren jene leinen Finſterlinge, welhe man Spinnen nennt. Dieſe beiden Charakterzüge ſo wenig wie ihre äußere Erſcheinung können ſie dem Menſchen lieb und wert machen. Man flieht und verabſcheut ſie vielmehr, jedo<h mit Unrecht und aus Vorurteil. Wenn ih jeßt verſuche, als ihr Lobredner aufzutreten, ſo werde ih zum Teil nur dem Grundſatz gerecht, welhen mih meine unvergeßlihe Großmutter lehrte, als ih no ein Knabe war. Dieſelbe ging von der Anſicht aus, daß man dem Menſchen und vor allem dem Kinde jede unbegründete und darum alberne Furht vor Ammenmärchen und beſonders auh vor dem kleinen Geziefer niht nur dur<h Belehrung, ſondern auh dur das Beiſpiel benehmen müſſe. Als ſie einſt mein Entſeßen und die Äußerung desſelben nah Kinderart bemerkte, welches eine am äußerſten Zipfel meines langen Hausrodes ſißende, feiſte Kreuzſpinne hervorgerufen hatte, ſchalt ſie mih niht nur tüchtig aus, ſondern ſuchte mir zugleich das Thörichte meines Benehmens begreiflih zu machen. Sie nahm eins dieſer Tiere, die ſich an der einen, rebenumrankten Wand des alten, ſhon einmal erwähnten Pfarrhauſes zahlrei angeſiedelt hatten, in ihre Hand, um mir ſeine Unſchädlichkeit darzuthun, wies mich auf das kunſtvolle Neſt desſelben und auf ſeine Jagd nach läſtigen, den reifen Trauben ſpäter nachteiligen Fliegen hin und ſebte es dann wieder an