Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, page 782
700 Zweite Ordnung: Webſpinnen; erſte Familie: Vogelſpinnen.
Brei und verſchlu>te ihn mit Haut und Knochen, leßtere gab ſie aber in Stücken bis zu 6,5 mm Länge in ihren Auswürfen wieder von ſi<h. Bald nachher wurden zwei junge Waſſerfröſche, eine junge Kröte und zwei kleine Tritonen zu ihr in das Glas geſeßt, die jedo< alle unangefochten blieben. Schlimmer erging es einem kleinen, am 5. Oktober der Spinne vorgeworfenen Gartenfroſ<h. Nach wenig Augenbli>en hatte ſie ihn zwiſchen den Kiefern und deren Klauen gleih am Anfang des Nückens eingeſchlagen, ſo daß der Kopf des armes Wichtes recht trübſelig vorn unter dem Bauche der Spinne hervorſah. Sie faute und ſog daran von morgens 9 Uhr bis abends um dieſelbe Zeit und ließ diesmal Knochen, Hinterſchenkel und Eingeweide zurü>. Eine kleine graue Kröte, welche anfangs munter im Glaſe umherkro<h und ſih vergnügt in das mit Waſſer gefüllte Schälchen geſeßt hatte, wurde nach einigen Tagen mit angezogenen Beinen und platt einem Rindenſtü>chen aufgedrü>tem Leibe wie tot angetroffen. Beim Herausnehmen erwies ſie ſih dort feſtgeſponnen und infolge einiger Biſſe dem Tode nahe. Wenn ſi< die Spinne ſatt gefreſſen hatte, ſtre>te ſie alle Beine von ſih, drückte den Bauch platt auf den Boden und blieb tagelang in dieſer Stellung liegen, als wäre ſie in tiefen Schlaf verſunken. Sie verzehrte noh einen Froſch, mehrere Küchenſhhaben, von denen ſie die Hautſtücke wieder entleerte, und als feine Fröſche mehr zu erlangen waren, einige Taubenherzen, Wurde ihr mit der Pincette eine Schabe oder Fleiſchfliege vorgehalten, ſo wih ſie niht mehr zurü> wie anfangs, ſondern richtete ſih auf, ſo daß ſie faſt auf den Nü>ken zu liegen kam, ſperrte die Kieferklauen auseinander und biß auh einige Male nah der Pincette, während ſie das Tier dazwiſchen niht anrührte. Sie hatte ſi<h im Januar 1863 die Beugmuskeln der re<ten Kieferklaue zerriſſen, wenigſtens ſtand dieſe ſeitdem geradeaus und konnte niht weiter gebraut werden. Von dieſer Zeit an fraß ſie auh niht mehr. Die ihr vorgeworfenen Hausſpinnen, welche anfangs vor der Buſchſpinne erſchre>t flohen, liefen jeßt ohne Scheu um und über ſie hin; ja, ein Männchen erkühnte ſih ſogar, einige Male in eins ihrer ausgeſtre>ten Beine zu beißen, ſprang jedo< jedesmal ſchnell zurü>, was es nicht nötig gehabt hätte; denn die Buſchſpinne nahm gar keine Notiz davon. Am 13. Juni ward eins von den fünf Jungen eines Grauammerneſtes zu dieſer geſeßt, ſie ließ es aber troß des ſe<smonatigen Faſtens unberührt. Alsbald biß ein Weibchen der Hausſpinne das Vögelchen in den Na>en und ſog ſich voll, daß das Blut dur den angeſchwollenen Hinterleib hindurchſhimmerte. Als es davon ging, ließ ſich in der Vogelhaut eine reihlih 2 mm breite Wunde erkennen. Der junge Vogel ſtarb nachher, wie Menge meint, wohl weniger infolge des Biſſes als des Mangels an Wärme und Nahrung. Am 28. Juli lag die Buſchfpinne wie tot auf dem Rü>en, am anderen Morgen aber zeigte ſih eine weſentlihe Veränderung; der vordere Körperteil hatte ſih verjüngt und ſeine alte Haut abgelegt, welche nur no< einen Teil des Hinterleibes umſ<hloß. Der Balg ſtellte, nahdem ihn die Spinne vollſtändig abgeſtreift hatte, bis auf den zerſpaltenen und eingeſhrumpften Hinterleibsteil die Geſtalt des ganzen Tieres dar. Kieferfühler wie Hüſtglieder der Vorderbeine ſahen ganz weiß aus, die frühere bräunliche Behaarung hatte eine ſhwarzbraune Farbe angenommen, fehlte aber merkwürdigerweiſe an einigen linienförmigen Stellen, welche einen ganz beſtimmten Verlauf an den Beinen nahmen: zwei nebeneinander oben an den Schenkeln und eine ſeit: wärts, außerdem an jedem Knie und jeder Schiene oberwärts je zwei nebeneinander; ſtatt der kranken Kieferklaue zeigte ſi< ein za>iger Auswuchs. Da die Spinne faſt 3 Tage regungslos dagelegen hatte, wurde ſie als tot in Weingeiſt geſeßt. Als ſie ſih hier etwas bewegte, wurde ſie wieder herausgenommen und mit Waſſer abgewaſchen, blieb aber tot.
Die Vogelſpinne iſt pe<ſ<hwarz, rußbraun oder fuchsrot behaart und kupferig vot befilzt an den erweiterten und flahgedrü>ten Endgliedern ihrer Beine. Als Charakter der artenreichen, neuerdings vielfach geſpaltenen Gattung Mygale gelten die faſt gleich