Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, page 790
708 Zweite Drdn.: Webſpinnen; 2. u. 3. Familie: Rad- u. Webſpinnen im engeren Sinne.
die umſtehend abgebildete zangenartige Doxnſpinne (Gasteracantla arcuata) no niht zu den ſonderbarſten gehört. Fhre Form bedarf keiner weiteren Erörterung, bemerkt ſei nur, daß das Spinnſfeld als ſtumpfer Zapfen mitten an der Unterſeite des querwulſtigen Bauches hervortritt, und daß die langen / zangenartig gekrümmten Mitteldornen bei den verſchiedenen Einzelweſen niht denſelben Grad der Krümmung erreichen, wie bei dem umſtehend abgebildeten. Das hübſche Tier iſt hell blutrot gefärbt, am vorderen, behaarten Körperteil und am Spinnzapfen glänzend ſ{<warz, während die Narbenfle>e auf dem Hinterleibsrü>en und die fe<s Dornen, deren erſtes und leßtes Paar als kurze Stachelſpißzen auftreten, mit ihrer glei<falls <hwarzen Färbung einen eigentümlihen Schimmer in Rot verbinden. Die Art lebt auf Java und ſcheint daſelbſt ſehr gemein zu ſein, wenigſtens befanden ſi<h unter einer Sendung, welhe vor Fahren das zoologiſhe Muſeum zu Halle von dort erhielt, zahlreihe Stücke.
Die Webſpinnen im engeren Sinne (Theridiidae) fertigen im Gebüſch oder zwiſchen Gras entweder ein wagerehtes, de>enartiges Gewebe, deſſen Fäden ohne beſtimmte Ordnung nach allen Seiten hin laufen, ein Neſt, unter welhem zur Paarungszeit Männchen und Weibchen geſellig, außerhalb dieſer aber einzeln wohnen, oder ziehen einzelne Fäden nah Länge und Breite, Höhe und Tiefe, dergleichen auc bloß hinter ſih her, wenn ſie laufen, ohne ein eigentliches Neſt zu ſpinnen (Pachygnatha). Diejenigen aber, welche reihlicher weben, legen bisweilen unter dem Baldachin noch ein kleines, wagere<tes Radnest an, daneben im Sommer wohl au< no< ein glo>enförmiges Brutneß, in welhem das Weibchen ein oder einige Eierhäufhen bewacht. Alle dieſe Spinnen pflegen, den Rü>en nah unten gewandt, mit den Beinen an ihrem Neße zu hängen und in dieſer Stellung auf Beute zu lauern, ſo daß alſo der eben gebrauhte Ausdru>, „ſie wohnen unter ihrem Neſte“, vollkommen gere<htfertigt erſcheint. Von den aht ungleihen Augen ſtehen die vier mittleren in einem Quadrat, aber die Stirnaugen näher bei einander als die Scheitelaugen, während das Seitenpaar ſi faſt berührt. Der Hinterleib iſ bei den meiſten hohgewölbt, beinahe kugelförmig, das vorderſte Paar der langen und dünnen Beine immer das längſte, ihm ſhließt ſih das vierte, dieſem das zweite und endlih das dritte als kürzeſtes an.
Die Berg-Webſpinne oder Baldachinſpinne (Linyphia montana) lebt ſowohl in ebenen als in bergigen Gegenden und legt ihr Neb in Gärten an Bretterzäunen oder alten Häuſern, in hohlen Weiden, im Walde lieber zwiſchen Heidekraut oder anderem niederen Geſtrüpp als im Gebüſch an. Es beſteht aus einer wagereht ausgebreiteten Dede, über welcher ſih zahlreihe ſhräge Fangfäden nah allen Richtungen ausſpannen; unter erſterer pflegt die Spinne zu ſigen, d. h. mit dem Rü>ken nah unten zu hängen, und ſi in einen Zaunwinkel oder an einen Pflanzenſtengel zurü>zuziehen, wenn ſie beunruhigt wird. Hat ſi< nun ein Jnſekt in den Fäden verwi>elt und gelangt am Ende derſelben auf die dichtere De>e, ſo ſtürzt die Spinne unter derſelben hervor und fällt über die Beute hex, verfolgt ſie aber niht bis über die Grenzen der Wohnung hinaus, falls dieſer das Entweichen glücken ſollte. Die erhaſchte Beute wird ausgeſogen, nicht zerkaut. An günſtigen Fangpläßen breiten ſih oft zahlreiche Neſter über eine Fläche aus oder liegen in Sto>werken übereinander und gewähren, vom Morgentau beperlt, einen prähtigen Anbli>. Gerade bei dieſer Art wurde die Begattung von älteren und neueren Forſchern wiederholt beobachtet und von Menge die Vorbereitung dazu ſeitens des Männchens geſchildert. Es war am 14. Mai 1856, als ein ſolches über den Baldachin eben ein kleines dreie>iges Gewebe, einem Stege vergleichbar, angefertigt hatte. Auf dieſen Steg legte es ſih mit dem