Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

122 Würmer. Vierte Klaſſe: Ringelwürm er; erſte Unterklaſſe: Borſtenwürm er.

indem er die Zone liebt, welche bei der Ebbe bloßgelegt wird, und hier wird ihm von den Fiſchern eifrig nachgeſtellt. Die Jagd iſt zwar niht ſchwierig, erfordert aber eine gewiſſe Kenntnis ſeiner Lebensgewohnheiten. Gleich den Regenwürmern verſchlingt der Sandwurm große Mengen des Bodens, in dem er lebt, um damit die zu ſeiner Ernährung dienende organiſche Materie in den Magen zu bekommen. Gleich den Regenwürmern fommt er an die Oberfläche, um ſich des durch ſeinen Leib gegangenen Sandes zu entledigen. Dieſe Häufchen werden zu Verrätern des Wurmes, indem ſie das eine Ende des Ganges bezeihnen. Derſelbe biegt \ſih ſehr tief in die Erde, und bei der geringſten Erſchütterung verſenkt ſi< in ihm der Sandwurm mit außerordentliher Geſchi>lihkeit. Man muß alſo mit dem Haken zwiſchen die beiden Öffnungen der Nöhre möglichſt tief eingehen und wirſt den Sand häufig vergeblich auf. Aus ſeinem Verſte>e herausgenommen, bewegt ſich der Sandwurm ſehr langſam. Ex ſondert dann eine reichliche, die ihn berührende Hand grüngelbli<h befle>ende Flüſſigkeit ab. Seßt man ihn auf Sand, ſo beginnt er ſogleich, ſi einzugraben. Er verfährt dabei folgendermaßen. Die vorderen

Arenia fragilis. Natürliche Größe.

Körperringe nehmen nacheinander an Umfang ab, ſo daß jeder ganz in den nächſtfolgenden eingeſchoben werden kann. Sind ſie alle zurü>gezogen, ſo erſcheint das Vorderende abgeſtußt; im anderen Falle bilden ſie einen regelmäßigen Kegel, und damit iſt der Bohrapparat hergeſtellt. Nachdem die Ringe eingezogen, ſtemmt der Wurm den Kopf gegen den Sand und öffnet ſi< dur kräftiges Vorſtre>ken des Kegels einen weiteren Weg. Da der ſo gewonnene Raum aber zu eng und der Entfaltung der Kiemen hinderlich ſein WwÜrDe, ſo wird ex dur eine unmittelbar auf das Vorſtre>en erfolgende Anſchwellung der Ringe erweitert. Nun rüt der Körper nach, und die einzelnen Arbeiten wiederholen ſi<. Während dieſes Eindringens fondert der Vorderkörper eine klebrige Maſſe ab, dur<h welche die innerſte Sandſchicht zu einer zarten Röhre verkittet wird, die jedoch ausreiht, den Einſturz der Höhlung zu verhindern. Dieſe iſt nun alſo ſo weit, um dem weder dur<h Sand no< Schlamm verunreinigten Waſſer den Zutritt zu den Kiemen zu geſtatten. Das Auſſteigen der Arenicola in der Röhre geſchieht natürlih mit Hilfe der Borſtenbündel.

Eine ähnliche, obwohl nicht tief eingreifende Verſchiedenheit der Körperregionen, wie die Sandwürmer, zeigt auch die Familie der Clymenien- zu welcher Arenia gehört, einc Gattung, deren Körper niht, wie bei den meiſten anderen, drei, ſondern nux zwei Abſchnitte zeigt. Der vordere, ſ<mußig rötlih gefärbte Teil verändert dux< Einſchnürungen und Kontraktionen vielfach ſeine Form. Der hintere, lange Körperteil iſt gelblichrot. Quatrefages, welcher dieſes Tier an der franzöſiſchen Küſte beobachtete, erzählt, daß er es ſehr häufig in einem ſo ausgewaſchenen, reinen Sande gefunden, daß die Möglichkeit

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