Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

126 Würmer. Vierte Klaſſe: Ringelwürmer; erſte Unterklaſſe: Borſtenwürmer.

und weicher Körper iſt rund und vorn meiſt am dickſten. Am Kopfe ſit eine Querreihe oder zwei ſeitlihe Büſchel von Fühlfäden, bei einigen, z. B. der im Mittelmeer gemeinen Terebella nebulosa, in ſo großer Menge, daß man ſie ſhwer zählen kann. Dieſe Drgane befinden ſi< nämlih in einer fortwährenden ſ<hlangenartigen Bewegung, verkürzen und verlängern ſih und ſcheinen wie für ſi< lebendig durcheinander zu kriegen, daß man, wenn ihre Anzahl ſteigt, jede Kontrolle der Zählung verliert. Da ſie meiſt gelblich oder rötlich gefärbt ſind, geben ſie in dieſem Durcheinander einen ſehr lieblichen Anbli>. Sie nehmen übrigens na<h den Beobachtungen von Dalyell mit dem Alter zu: bei jungen Fndividuen von Sabella penicillus von etwa 8 mm Länge waren bloß 6, aber bei einem völlig ausgewachſenen, 40 mm großen 90 vorhanden. Da dieſelben ſo ſehr zart ſind, gehen ſie leiht verloren, aber ohne großen Nachteil für das Tier, welches ſie leiht wieder regeneriert. Bei den eigentlihen Stammarten der Terebellen ſtehen auf den vorderen Körperſegmenten mehrere Kiemen. Bei der auf S. 125 abgebildeten Art ſind es drei zierlih verzweigte Bäumchen. Die oberenFußſtummel aller Terebellen tragen Büſchel von Haarborſten. Alle verwenden Material aus ihrer Umgebung, um es zu ihren Wohnröhren zuſammenzufitten. Terebella emmalina, aus dex Bai von Viscaya, baut aus Muſchel: ſtüc<hen und Sand ſehr zerbre<lihe Röhren. Von ihrer Vorliebe für Muſchelfragmente zu ihrem Bau hat die in allen mitteleuropäiſchen Meeren gemeine Terebella conchilega ihren Namen. Daß ſie jedo< au< mit anderem Material bauen, lehren die neuerlihen Beobachtungen von Ehlers. Die Röhren find vorn mit zahlreihen hohlen Fortſäßen zur Bergung der Fühlfäden verſehen (f. obenſtehende Abbildung). Ehlers erzählt: „Auf der unweit Spiekerooge gelegenen, zur Ebbezeit frei laufenden „Krabbenplate‘, einer Bank welche faſt ganz von den Bauten der Sabellaria spinulosa bededt iſt, desgleichen am Wattſtrande ragen ſolche Röhren mit ihren ſehr mannigfaltig geſtalteten Anhängen mehr oder minder hoh, gerade aufre<t gerichtet über die Oberfläche des Bodens hervor, ſcheinbar leer; gräbt man aber vorſichtig den Grund, aus welchem ſie hervorragen, auf, ſo befördert man die ſehr tief in den Boden dringenden Nöhren heraus und erhält damit den meiſt bis in den Grund der Nöhre zurü>gezogenen Fnſaſſen, die Lanice (Terebella) conchilega.

„Jn einem kleinen, gut durclüfteten Aquarium ließen ſi< dann die in den Röhren eingeſchloſſenen Tiere ſehr gut am Leben erhalten und gaben mir Gelegenheit, die Art und Weiſe zu beobachten, in welcher die Würmer ihre Röhren bauen. Fnſofern allerdings unterſchied ſich der Anbau, welchen die beobachteten Tiere an ihren Röhren machten,

Vorderende der Röhre der Terebella conchilega. 3!/2mal vergrößert.

CILA T= 2 iL REKO