Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

130 Würmer. Vierte Klaſſe: Ringelwürmer; erſte Unterklaſſe: Borſtenwürmer.

Grundteil der Kiemen und der Kopfkragen beteiligt, welche dabei eine ähnliche Rolle ſpielen, wie der ſogenannte Mantel der Weichtiere bei der Schalenbildung derſelben.

Die überaus zahlreichen Arten der Serpulen finden ſih über alle Meere zerſtreut und gewähren, wenn ſie den Kopfteil hervorſtre>en und den Kiemenfächer entfalten, einen ſehr

anziehenden Anbli>. Den ſtärkſten Anteil daran haben die

E D meiſt gelb oder rot oder bunt gefärbten Kiemenſäden. Fn

R e einigen Fällen ſißen auf den Tentakeln eigentümliche, rote oder violette Pigmentfle>{hen, welche, wie Koelli>ker nachgewieſen hat, Augen ſind. Unterhalb eines jeden liegt ein geſtieltes, blattförmiges Organ, ein Augenlid, welches ſih beim Einziehen der Fühler über die Augen wegſchlägt und dieſelben ſchüßt. Auch die dur<ſcheinenden Blutgefäße geben liebliche | Zeichnungen. Bei einigen iſt das Blut grün, bei anderen röôt= A — lih oder gelblich, bei no< anderen iſt es völlig farblos. | - Die der Serpula nahe verwandte Gattung Sabella baut D durch Ausſhwißung einer klebrigen Maſſe biegſam bleibende Nöhren, die mitunter, z. B. bei der ſhönen Sabella unispira des Mittelmeeres, lederartig ausſehen, in anderen Fällen, indem ſie ſi< mit Sand und Muſchelſtücen bede>en, ganz denen der Terebellen gleichen.

Zu den merkwürdigſten Tieren, niht nur ſpeziell den Würmern, gehören die Arten der Gattung Amphicora, welche an unſeren Küſten auch wieder in ganz unglaublichen Mengen : vorkommen, freilih nur dem auf ſie fahnenden Zoologen be# Y merkbar, indem ſie nur einige Linien lang ſind und in dem | dichteſten Gewirr der Waſſerpflanzen, beſonders der ſih verfilzenden Algen, leben. Hat man einen Büſchel dieſer Pflanzen mit dem anhaftenden Sand und Shlamm cuhig 1—2 Stunden in einem flachen Gefäß ſtehen laſſen, ſo kommen, durch das Atembedürfnis getrieben, eine Menge von fleinen Krebschen und reizenden Würmchen hervor, die ſih faſt alle am Nande des Tellers anſammeln, um dort des Sauerſtoffes der Luft teilhaftig zu werden. Man kann mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, daß auch die Amphicora darunter iſt, | | N auf deren ſpezifiſhe Unterſchiede hier nichts ankommt. Sie

WY Y | hat, was ſonſt die Serpulaceen niht thun, ihre häutige Nöhre

I NI NN verlaſſen, wie ſie auh im normalen Zuſtande pflegt, um ſi A / | M | N nach Futter und Geſellſchaft umzuſehen. Wir führten an, daß E es mit dem Geſichte der Kopfkiemer im allgemeinen ſ{hle<t ſtehe; allein davon ma<ht Amphicora die überraſhende Aus-

nahme, daß ſie niht nur vorn, ſondern au hinten Augen be-

ſit. Als ih 1848 dieſes von Ehrenberg bei Helgoland entde>te Tier bei Thorshaven auf den Faröern anhaltend beobachtete, mußte ih das nicht Kiemen tragende Ende für den Kopf halten. Es marſchiert nämlich am liebſten mit dieſem Ende voraus, die Kiemen wie einen tüchtigen Beſen na<hſchleppend. Häufig aber wechſelt es die Richtung, und es iſt in dem ſonderbaren Vorteil, niht wenden zu brauchen, da auch gleih hinter den Kiemen ein Paar ihm den Weg zeigende Augen (a) ſtehen und die Fußſtummel und Borſten ihren Dienſt vor- und rüctwärts thun. Man kann leiht den Schwanz für den Kopf nehmen, was in

Amphicora sabella. 80mal verz größert.

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