Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

136 Wüxrmeu. Vierte Klaſſe: Ringelwürmer; erſte Unterklaſſe: Borſtenwürmer.

ſehen fönnen, dabei einander aber au< ſo nahe gerü>t, daß ſie die ſeitlihe Umgebung zu beherrſchen vermögen.

Die hier vorliegenden Verhältniſſe ſcheinen darauf hinzudeuten, daß eigentlih ein Fußſtummel zu einer Knoſpe auswächſt, was durch eine Verlängerung desfelben eingeleitet werdea könnte. Dann tritt eine Ausſa>ung der Leibeshöhle in denſelben, der eine ſolche des Darmes folgt. Unter Bildung von immer mehr Segmenten verlängert ſi<h der entſprechende Cirrus, und in ihn wächſt in eben dem Maße Leibeshöhle und Darm hinein.

Borſtenwürmer gibt es in allen Meeren, noch in der Oſtſee finden ſi< 33 Arten, uñd man kann niht ſagen, daß ſie in wärmeren Gewäſſern im allgemeinen häufiger wären als in fälteren, obwohl manche Familien (z. B. die Euriciden) in tropiſchen reicher entwi>elt ſind. Dex nördliche Stille Dzean iſt auffallend arm an ihnen. Weiter gibt es Familien, die faſt rein pelagiſ<h ſind, wie die Tomopteriden, Amphinomiden und Alciopiden. Auch die Glyceriden leben zum weitaus größten Teil auf der Dberfläche des Meeres, gehen aber in einzelnen Formen doh in bedeutende Tiefen (1150 m). Die Spioniden, Hermelliden, Amphikteniden, Heſioniden und Sabelliden, in Röhren wohnende Bodenformen, ziehen flahes Waſſer vor, im ganzen auh die Sylliden, die aber doh bis 2800 m Tiefe vorkommen. Nicht wenig ſedentäre und frei ſ{wimmende Sippen gehen von den Linien zwiſchen den Gezeiten bis in ganz gewaltige Tiefen, ſo die Terebelliden (bis 3200 m), die Nereiden (bis 2800 m), die Euniciden (bis 2130 m) und die Polynoiden (bis 5000 m). Eine Vertreterin der marinen Borſtenwürmer, eine Glycera, ward merfwürdig genug in Japan in einem Binnenſee gefunden.

Als ein ziemli< allgemein gültiges Geſez für die bathymetriſhe Verbreitung der Seetiere gilt auh für die Borſtenwürmer, daß nämlih Arten und Gattungen mit großer horizontaler Verbreitung auch in fehr verſchiedenen Tiefen vorkommen. „Als das charakteriſtiſhſte Beiſpiel“, ſagt Ehlers, „erwähne ih die Terebellides Stroemii; das Tier findet ſih, neben anderen ein Genoſſe des eurythermen Krebſes, Nephrops norvegicus, im Adriatiſchen Meer, wo es Grube am Strande der Fnſel Luſſin, ih es in der Strandregion bei Fiume gefunden habe, in einer erwärmten und erheblihen Temperaturſchwankungen ausgeſeßten Region, während es anderſeits an den arktiſhen Küſten, und zwar gleichfalls in der Strandregion, vorkommt. Demgemäß findet es ſi<h nun au< aus der Porcupine-Sammlung aus einer Tiefe von 426 Faden (780 m) mit 8,85 Grad Celſius und aus einer Tiefe von 1215 Faden (2040 m) mit 2,80 Grad Celſius.

Profeſſor M'Jútoſh konnte ſonſt weiter kein Geſet für die vertikale Verbreitung der Ringelwürmer überhaupt auſſtellen. So fand der „Challenger“ zwiſchen 1800 und 2200 m nux 4 Arten, zwiſchen 2201 und 2740 m aber 22, zwiſchen 2741 und 3658 m 20, zwiſchen 3659 und 5486 m wieder 22 und unter 5486 m no<h 2. Die meiſten Ringelwürmer werden beim Fang niht nur tot, ſondern meiſt au<h mehr oder minder ſtar? beſhädigt aus größeren Tiefen heraufgebra<ht. Denn ihr Körper iſt in der Regel ſehr zart, die Segmente trennen ſith, die Leibeshöhle wird aufgetrieben, die Schuppen und Borſten lo>ern fih und fallen ab.

Die Formen der Tiefſee können natürlich unter allen Umſtänden niht von pflanzlicher Koſt leben, denn dort hat die Vegetation längſt ihr Ende erreiht. Aber ſie freſſen, wenn ſie ſi< niht vom Raube größerer und kleinerer Tiere ernähren, Shlamm und Sand, aus denen ſie, ähnli<h wie unſere Regenwürmer, die darin enthaltenen organiſchen Subſtanzen aſſimilieren,

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