Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Riemenwurm. — Saugwürmer. 187

aktiv oder paſſiv dur< das Maul oder dur die Kiemenöffnungen einwandert, die Wandung des Nahrungsrohres durhbohrend in die Leibeshöhle eindringt, hier wächſt und beinahe die Geſchlechtsreife erreiht. Der infizierte Fiſch erkrankt an chroniſcher Peritonitis, d. h. Entzündung des Bauchfelles, verliert ſeine Schuppen, wird immer unbehilflicher in ſeinen Bewegungen, treibt auf der Oberfläche des Waſſers und wird zu ſeinem Verderben, aber zur Wohlfahrt ſeines Paraſiten, vor allen Genoſſen eine leichtere Beute fiſchender Vögel, in denen die mitgefreſſene Wurmlarve in ſehr kurzer Zeit die volle Geſchlechtsreife erreicht, Eier E und ſo den Cyklus der Entwickelung aufs neue einleitet.“ Auch andere Gattungen der Bandwürmer leben im ausgebildeten Zuſtande teils in Fiſchen, teils in Waſſervögeln, in welche ſie mit den Fiſchen verſeßt werden. Meiſt iſt ihre Gliederung, wie ſhon bei den Niemenwürmern, eine undeutliche; ſie kann ſih ſogar auf eine bloße Wiederholung der Fortpflanzungsorgane beſchränken, ohne äußerlih angedeutet zu ſein, ein Vorkommen von wichtiger, theoretiſher Bedeutung, welches auf die Gattung Caryophyllaeus führt, der, im weſentlihen ein Bandwurm, doh völlig ungegliedert iſt, nur einfache Fortpflanzungsorgane beſit und ein Saugwurm ohne Verdauungsapparat genannt werden kann. Nochmals, und viel mehr als die eigentlichen Tänien, erinnern diejenigen Gattungen (Familie der Tetraphyllidea) an die Saugwürmer, deren Kopf mit vier ſehr beweglichen, oft lang geſtielten Saugnäpfen verſehen und deren reife Glieder länger ein iſoliertes Leben führen. Sie leben ſämtlich in Fiſchen, vorzugsweiſe in Haien und Rochen, in deren Darmkanal ſie mit anderen Fiſchen wandern, welche von jenen gejagt und verzehrt werden.

Jndem wir dieſen reichhaltigen Abſchnitt ſchließen, hegen wir die Hoffnung, daß diejenigen Leſer, welche ſi< niht dur< die Überſchriften und den an ſih niht einladenden Gegenſtand haben abſ<hre>en laſſen, dur<h das ſpannende FJntereſſe an der Verkettung der Thatſachen volle Entſchädigung für den Abgang des poetiſch oder gemütlih Anziehenden gefunden haben, möchten aber überhaupt daran mahnen, daß die vermeintlichen Mißklänge in der Natur ausgeglihen werden, wenn man auf einer höheren Warte ſih einen erweiterten Geſichtskreis verſchafft hat.

„Wer den Ton gefunden,

Der im Grund gebunden

Hält den Weltgeſang,

Hört im großen Ganzen

Keine Diſſonanzen,

Lauter Übergang.“ (Rüert.)

Zweite Ordnung. Die Saug- oder Lohwürmer (Trematodes).

Über die engeren Grenzen der Ordnung der Saug- oder Lo<hwürmer iſt man immer ziemlich einig geweſen. Sie ſind faſt alle blattförmig, abgeplattet, niht beſonders lang, mit Saugnäpfen vorn, in der Mitte oder am Hinterende verſehen. Der Verdauungskanal hat immer nur eine Mundöffnung und iſt gewöhnlih gabelförmig. Blutgefäße finden ſi<h niht, wohl aber ein mit einer Mündung am Hinterende des Tieres ſih öffnender Gefäßapparat, welcher dem Waſſergefäßſyſtem der Strudelwürmer gleicht, aber ein Abſonderungsorgan iſt. Die Geſchlechter ſind vereinigt. Die höheren Saugwürmer ſind ſogenannte