Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

VerdauungSsorgane. ZirkulationSapparat. SinneSZorgane. ill

Auch die Sinnesorgane ſind meiſt vorhanden und bisweilen ſehr hoh entwidelt. Augen kommen in zweierlei Art, aber niemals bei einem Tiere gleichzeitig vor, wie es bei Inſekten ſo häufig iſt. Bei niederen Formen ſind ſie einfah, bisweilen nux in der Einzahl vorhanden, bei den höheren indeſſen erſcheinen ſie als Facettenaugen und beſtehen unter Umſtänden aus einer großen Anzahl von einzelnen Facetten; ſo hat die Nieſentiefſeeaſſel (Bathynomus giganteus) an jedem ihrer beiden Augen deren nicht weniger als 4000. Sonſt ſind bei Tiefſeeformen ſowie bei allen in Höhlen hauſenden Krebſen häufig die Augen degeneriert und zwar in verſchiedenem Grade. Bei den höheren Krebſen ſien die Augen auf beweglichen Stielen, den Augenträgern oder Ophthalmophoren, welche bei einigen Krabben (Podophthalmus) ſehr lang ſind, bei manchen Tiefſeeformen aus der Verwandtſchaft unſeres Flußkrebſes aber mit oder nah den Augen durchaus verſ<hwunden ſind.

Die Verhältniſſe der Rückbildung der Augen bei den Tiefſeekruſtern ſind ſehr inter: eſſant, bieten aber eine Reihe von Schwierigkeiten, welche niht ſo ohne weiteres zu erflären ſind.

Bei einigen abyſſiſhen Formen (Spaltfüßern oder Schizopoden) kommen an den Seiten des Hinterleibes oder au<h am Kopfe eigentümliche Organe vox, welche früher als Nebenaugen angeſehen wurden, die aber in der That Leuchtorgane ſind. Bei manchen Larven (der ſogenannten Myſis-Form) leuchtet die Umgebung der Augen, in anderen Fällen hat man bei dur<ſcheinenden pelagiſhen Formen ein ſ{önes Leuchten der Nervenknoten des Bauchmarkes beobachtet.

Das Riechvermögen beſonders der höheren Krebſe iſt ausgezeihnet entwi>elt, das lehrt uns die Thatſache, daß dieſe Tiere dur<h die Gegenwart von Nahrungsmitteln in ſehr kurzer Zeit im Waſſer angelo>t werden, und benußt man Aas, Stü>e von Fiſchen 2c. zu Ködern in den Fallen, womit man Krebſe, Hummern und Krabben fängt. Als Geru<hSsorgane fungieren wahrſcheinlih nervöſe, mit feinen Haaren oder Fäden der vorderen Fühler verbundene Elemente. Über die Geſhma>s3organe wiſſen wir eigentlih nichts, wie ſie ja bei Waſſertieren überhaupt ſchwierig nachzuweiſen ſind, ja gewiß oft genug fehlen und funktionell mit den Geruch8organen zuſammenfallen mögen.

Gehörorgane ſind bei Kruſtaceen mehrfa<h und an verſchiedenen Körperſtellen nachgewieſen worden, ſo bei einigen Spaltfüßern (der Gattung Mysis angehörig) in den Seitenplatten des Schwanzes. Bei unſerem gemeinen Flußkrebs liegen dieſelben in den Grundgliedern der fleineren, inneren Fühler.

Zur Orientierung über dieſe höchſt merkwürdigen, allgemein intereſſanten Organe des Flußfrebjſes und ſeiner Klaſſengenoſſen im allgemeinen muß i<h mir eine Einſchaltung erlauben. Wie jedes Sinneswerkzeug, beſtehen auh die Gehörwerkzeuge aus einem die äußeren Eindrücke aufnehmenden und leitenden Apparat, der geradezu mit einem für einen beſtimmten Zwe> gebauten phyſikaliſchen Fnſtrument verglichen werden kann, und aus einem Nerv, auf welchen jene Eindrücke (Lichtwellen, Schallwellen 2c.) übertragen, und von dem ſie dem Gehirn zu weiterer Verarbeitung übermittelt werden. Der phyſikaliſche Apparat des Gehörorgans muß geeignet ſein, dur< die Schallwellen leiht in Zitterungen verſegßt zu werden, und wird um ſo künſtliher und vollkommener, auf je feinere Unterſchiede der Wellen er in verſchiedener Weiſe ſeinerſeits antworten kann, und je mehr auch die feinſten Formbeſtandteile des Nerves dieſen Nüancen des aufnehmenden Apparates entſprechen. Ein haarförmiger Fortſaß, welcher von den Schallwellen in Zitterungen verſeßt wird und dieſe Zitterungen auf einen an ſeine Wurzel ſi<h anlegenden Nerv überträgt, kann demnah ein wenn au< in dieſer Einfachheit ſehr unvollklommenes Gehörorgan ſein. Nach dieſem Prinzip, nah dieſem einfachen Grundplan ſind die Gehörwerkzeuge aller der Krebſe

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