Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

12 Krebſe. Allgemeines.

gebaut, wel<he ſi<h dem Flußkrebs anſ<hließen. Jn der Baſis ihrer inneren Antennen iſt ein geſchloſſenes oder mit einem nah außen ſih öffnenden Spalt verſehenes Sä>chen enthalten, auf deſſen Jnnenwand einige Reihen oder viele federförmige oder einfachere Haare ſich befinden. Die Erzitterungen des die geſchloſſene Höhle ausfüllenden Gehörwaſſers, des gewöhnlichen Waſſers bei offener Höhle, übertragen ſih auf die Gehörhaare, und die Wirkung wird verſtärkt durch die ſogenannten Gehörſteine.

Es iſt nun na< dem weiter oben Entwielten klax, daß das Hörſäckchen, das mittels eines Spaltes mit der Außenwelt kommuniziert, von einer zartwandigen Einſtülpung des Panzers wird ausgekleidet ſein, welche im Falle der Häutung ſo gut wie die Auskleidung des Magens und Enddarms wird abgeworfen werden. Bei der Gelegenheit gehen auh die in dieſen Chitinbeutel eingeſchloſſenen Gehörſteine mit verloren, und ſie müſſen erſeßt werden. Der genaueſte Beobachter der einſhlagenden Verhältniſſe, Profeſſor Hen ſen, ſah nun, wie ein kleiner Seekrebs ſih ſeine Ohren voll feinen Kies ſtopfte und ſomit die ver[oxen gegangenen Gehörſteine ergänzte. Höchſt intereſſant ſind au< die von dem Genannten angeſtellten Verſuche, ſi<h die Überzeugung zu verſchaffen, daß die Krebſe wirklich hören. Er bediente ſih dabei beſonders einer bei Kiel häufig vorkommenden Garneele, Des Palaemon antennarius. „Wenn man jüngere Tiere, friſh eingefangen, in das Aquarium bringt, wird jeder Ton, der vom Fußboden oder von den Wandungen der Gefäße aus erzeugt wird, ſie momentan zu einem lebhaften Saße über das Waſſer hinaus bewegen, eine Erſchütterung der Wände ohne Schall läßt ſie dagegen ruhig. Wenn man dieſe Tiere in mit Strychnin verſeßtes Salzwaſſer auf mehrere Stunden hineinbringt, läßt ſih der Nachweis ihrer Hörkraft noh beſſer führen. Dann erzeugen ſelbſt leiſe Töne im Hauſe, am Tiſche oder Glaſe Reflexe (d. h. die Krebſe werden dur<h die Tonempfindung unwillkürlih zu Bewegungen angeregt), und man kann die Tiere dur<h wiederholte Töne in entſprechend häufigen Sprüngen im Glaſe umhertreiben.“

Andere Verſuche bezogen ſi<h auf das Wie der Tonempfindungen. Sollten die Krebſe ähnlih wie Menſchen hören, ſo ließ ſi<h vorausſeßen, daß die in Länge und Die verſchiedenen Hörhaare auh nur von verſchieden hohen Tönen in Schwingungen würden verſet werden. Auch dies konnte im Einklang mit den berühmten Unterſuhungen von Helmholy über das Hören im allgemeinen beſtätigt werden.

Fm Anſchluß hieran ſei erwähnt, daß manche Krebſe Töne von ſich geben. Gewiſſe Krabben (Gattung Oxypoda) haben am vorleßten Gliede ihres re<hten Scerenbeines eine feilenaxrtige Leiſte, mit der ſie an einer anderen ſcharfkantigen Leiſte des zweiten (vom Rumvfe aus gere<hnet) Gliedes desſelben Beines hinſtreihend einen piependen Ton erzeugen, und manche Garneelenarten machen ein für ihre Größe bemerken8wertes fknipfendes Geräuſch.

Als Taſtorgane dürften im allgemeinen die feinen, haarförmigen Fortſäße anzuſehen ſein, welche ſi<h zwar an den meiſten Gelenkverbindungen und freien Rändern der Körperteile bei ſehr vielen Krebſen, aber beſonders an den Fühlern vorhanden finden. Bei gewiſſen Formen von Tiefſeegarneelen (Nematocarcinus) find die Fühler außerordentlih lang, 3—4nal ſo lang als der Körper, auh die Beine ſind bedeutend verlängert und alle dieſe Anhänge mit einem Syſtem feiner, bisweilen beträhtli<h langer und abermals mit ſekundären Wimperchen. (z. B. bei einer von Chun aufgefundenen Form des Mittelmeeres, Sergestes macnificus) beſeßten haarförmigen Fortſäßen verſehen, welche den Tieren, ob ſie nun auf dem Boden ſtehen odex im Waſſer ſ<hwimmen, bez. ſhweben, die Erſchütterungen des Waſſers, wie einer Spinne die ihres Neßes/ aus ziemli<h weitem Umkreiſe übermitteln werden. Blinden Formen von Tieſſeekrebſen wird durch ſolche großartig entwi>elte Spür- und Taſtorgane gewiß das mangelnde, weil unnüße Geſicht reihlih und ſehr zwe>entſprehend erſeßt. Ähnlich, wenn auch in weit geringerem Grade, iſt auch bei