Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 551

Allgemeines. — Kletter-, Nöhren- und Königsholothurie. 501

teben geſchle<tliher Fortpflanzung kommt auh no<. ungeſchle<tlihe dur< Teilung vor, welche für Seeſterne bewieſen, für Seewalzen aber wenigſtens wahrſcheinlih iſt.

Manche Seeigel verändern ſih während des Heranwachſens ſo ſehr, daß man Junge und Alte gelegentlih niht bloß als verſchiedene Arten beſchrieben, ſondern ſogar in verſchiedene Gattungen, ja Familien gebracht hat.

Alle Ehinodermen bewohnen das Meer und zwar von der Strandlinie bis zu den ungeheuern Tiefen von über 6500 m und vom Nord- bis zum Südpol. Manche Tiefſeeformen ſcheinen faſt Tosmopolitiſh zu ſein, in den kälteren Gegenden aber weniger tief als unter dem Äquator zu leben, wo ſie, dem kalten Waſſer folgend, in beträchtliche Tiefen ſteigen.

Die Stachelhäuter zerfallen in fünf Klaſſen, nämlich in: 1) die Seewalzen (Holothuroidea), 2) die Seeigel (Echinoidea), 3) die Seeſterne (Asteroidea), 4) die Schlangenſterne (Ophiuridea) und 5) die Haarſterne (Crinoidea).

Erſte Klaſſe. Die Seewalzen (Holothuroidea).

Die angefügte Beilage „Kletterholothurie“ ſtellt uns ein wurmförmiges Weſen dar, deſſen deutlihe große Mundöffnung von einem Kreiſe gefranſter Fühler umgeben iſt. Doppelreihen von Wärzchen, oder vielmehr Saugfüßchen, alſo Ambulacra, verlaufen vom Mundpole nach dem andern Ende, und troß der wurmartigen Lage und Form erkennen wir doh das Echinoderm. Allerdings muß uns erſt das Mikroſkop eins der oben angeführten wichtigen Merkmale aller e<hten Echinodermen enthüllen, die Kalkteilchen, welche in der Ordnung der Seewalzen niht als äußere Anhänge oder größere Hauttäfelchen erſcheinen, ſondern als zierliche mikroſkopiſche Gebilde, eingebettet in die lederartige Haut. Unſere abgebildete Cucumaria Hyndmanni ift eine der regelmäßigen Holothurienformen, auf deren Körper fünf Ambulacra in regelmäßigen Abſtänden voneinander verlaufen. Dieſelbe Regelmäßigfeit zeigt Cucumaria doliolum, bei der wir etwas länger verweilen können, da ſie zu den wenigen, einigermaßen lebhaften Arten ihrer Abteilung gehört, ſi< in den Aquarien ausgezeihnet hält, und wir ſomit die Gelegenheit haben, ihre ſtillen und zum Teil ſehr auffallenden Gewohnheiten zu beobachten.

Was ſie von allen Holothurien, welche wir bis jeßt lebend vergleichen konnten, unterſcheidet, iſt ihr Bedürfnis, zu klettern. Sie hält ſih nicht, gleih der Nöhrenholothurie (Holothuria tubulosa) und der Königsholothurie (Holothuria regalis), auf dem Boden auf, ſondern erſteigt ſpige Felſenvorſprünge, Auſterngruppen am liebſten die baum- oder nebförmigen Stö>e der Hornkorallen. Sie bedient ſich dabei natürli der Saugſüßen, die ſie von beſonderer Dünne und Länge beſit. Hat ſie aber eine ihr zuſagende Stelle erklommen, fo knidt und biegt ſie den Körper womöglich derart, daß ſie auh ohne die Thätigkeit der Saugfüße feſt liegt. Am liebſten richtet ſie ſi ſo ein, daß ſie ſich mit dem hinteren Körperteil fixiert und den Vorderleib mit dem Fühlerkranze frei ausſtre>en fann. Ganz unähnlich den meiſten anderen Holothurien, welche, in der Gefangenſchaft wenigſtens, wochenlang ihre Fühler eingezogen halten und oft ſterben, ohne ſie auszuſtre>en, beginnt ſie dieſelben zu entfalten, ſobald ſie ſih vom erſten Schre>en erholt hat, und zeigt damit einen höchſt zierlihen Shmu>. Derſelbe ſtimmt im allgemeinen in der F FÜrbung mit dem in allen Nüancierungen von Braun vorkommenden Körper überein. Jeder Fühler beſteht aus einem ſi allmählich zu einer feinen Spige verdünnenden Hauptſtamme, in einer Spirale mit Nebenſtämmen beſet, die wiederum in derſelben Weiſe Äſte und