Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 560
510 Stachelhäuter. Erſte Klaſſe: Seewalzen.
jene dritte hat uns ſchon oben (S. 409) die wunderbare Paraſitenſchne>e geführt. Wir mußten ſchon dort uns damit bekannt machen, wie und wo die gefingerte Synapte lebt und wie man ſi ihrer bemächtigen kann, und haben nun gehört, daß die Selbſtverſtümmelung, unter der Form des Ausſtoßens der Eingeweide, welche ſie an ſi<h ausübt, und zwar fo regelmäßig, daß noch nie jemand ein ganzes Exemplar zu ſehen bekommen hat, eine Eigenheit aller Holothurien iſt. Baur ſagt darüber: „Die für die Synapten charakteriſtiſche Zerſtückelung beſteht darin, daß durch heftige Muskelkontraktion ein größerer oder kleinerer Rumpfteil von dem Vorderteil, an wel<hem der Mund mit den Tentakeln iſt, abgeſchnürt und getrennt wird. Die getrennten Rumpſſtücke bewegen ſi<h noh eine Zeitlang, es iſt aber unwahrſcheinlih, daß ſie no< dauernd lebensfähig ſind, weil ſie ohne Mund ſi nicht ernähren können und anderſeits für eine etwa ſtattfindende Neproduktion des Kopfes an dieſen Stücken nihts ſpriht. Ein Rumpfſtü> ohne Kopfende kann ſi< niht weiter zerſtückeln. Jedes Kopfſtück kann dagegen die Zerſtückelung wiederholen und dur<h Abtrennung immer kleinerer RNumpffragmente ſi<h fo lange verkleinern, bis hinter dem (ganz vorne den Schlund umgebenden) Kalkringe vom Rumpfe faſt nichts mehr vorhanden iſt.“ Baur machte die intereſſante Entde>ung, daß jedem Kopfſtük, es mag lang oder kuxz ſein, die Fähigkeit der Zerſtü>elung genommen werden kann, wenn man durch einen kleinen Scherenſchnitt von der Mundöffnung aus jenen Kalkring an einer beliebigen Stelle trennt. Nicht aber dieſer, ſondern der ihm anliegende und zugleih dur<ſchnittene Nervenring beeinflußt die Verſtümmelung. Sehr intereſſante, die früheren von Quatreſages beſtätigende und vielfach erweiternde BeKlettenholothurie (Synapta inhaerens). % natür. obachtungen über die Lebensweiſe der KlettenLEE ee holothurien des Golfes von Neapel hat in neuerer Zeit R. Semon angeſtellt. Unſer Forſcher bezweifelt zunächſt die Richtigkeit der verbreiteten Anſicht, daß dieſe Tiere vorwiegend in Sand und Schlamm vergraben ein unterirdiſches Leben führten. Daß ſie das ſehr oft thun, iſt zweifellos, aber wahrſcheinlih werden ſie ſich noh häufiger auf dem Boden des Meeres kriechend bewegen, denn nur ſo gewinnt die Erſcheinung Bedeutung, daß die Seite des Körpers, welche bei dieſer Art der Bewegung normalerweiſe nah oben gekehrt iſt, eine der Farbe des umgebenden Bodens ähnliche und daher ſhüßende Färbung zeigt. Und dieſe Färbung er weiſt ſich als ret nüßlich für die Tiere, denn es iſt ein Aberglaube, daß ſie der Kalkfkörper ihrer Haut wegen allgemein von anderen Geſchöpfen als Nahrung verſchmäht würden. Seeſternarten, von denen mange recht gut ſehen, freſſen ſie mit großem Behagen. Auch in der Zerſtückelung ſieht Semon ein Schußmittel. „Wird das Tier an einer beliebigen Körperſtelle feſt ergriffen, ſo löſt es das Hinterende bis vor dem ergriffenen Punkte ab, was ungemein raſch geſchehen kann, und das freigewordene Kopfſtück vergräbt ſich eilig im Sande.“ Beim Eingraben wird zunächſt Sand mittels der Tentakeln beiſeite geſchafft, dann wird das Vorderende des Körpers verdünnt und in das gebildete Loch hineingeſchoben,
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