Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 644
Seeanemonen: Lebensweiſe, Fortpflanzung 2c. 583
die unbequemſte, die man ſih denken kann. Die Mantelaktinie beſit aber in den beiden ſeitlihen Fußlappen ein Hilfsmittel, den Krebs leiht und ſicher zu umfaſſen und ſo ihre Lage mit dem Vorteile der leichten Nahrungszufuhr in Übereinſtimmung zu bringen. Da die Aktinien mit den wenigſten Umſtänden in der Gefangenſchaft gehalten werden können, hat man ihre Vermehrung am genaueſten beobachtet. Sie gehören zu. den nicht zahlreichen Sippen, welche keine Stö>e bilden, und deren Fortpflanzung auf die Entwikelung mit ſeltenen Ausnahmen aus den Eiern beſchränkt bleibt. Der eifrige Beobachter lebender Tiere, Dalyell, erhielt eine Aktinie 6 Fahre lang und zog von ihr 276 Funge. Zwei dieſer ſelbſt gezogenen Tiere lebten 5 Jahre, zeugten mit 10—12 Monaten Eier und lieferten mit 12—14 Monaten Brut. Ex ſah auch, daß die bewimperten infuſorienförmigen Larven nach 8 Tagen zur Ruhe gelangten und ihre Wimpern verloren, worauf nach einigen Tagen, während ſie ſih feſtſeßten, die erſten Tentakeln zum Vorſchein kamen. Häufig machen die jungen Aktinien in der Leibeshöhle der Mutter ihre ganze Verwandlung durch. Aber auch im freien Zuſtande ſind viele oberflächlicher N lebende Arten leicht zugänglih. Wie und wo man die zahlreihen Aktinien der britiſchen Küſten findet, erzählt der um das Halten der niederen Tiere in Aquarien ſo verdiente Goſſe in einem mit vielen guten Kupfern ausgeſtatteten Buche. Noch eingehender ſind Lacaze-Duthiers' Beobachtungen über einzelne Arten, deren Bau er ſtudierte, und über deren Vorkommen und Lebensweiſe er ſih behufs der Bearbeitung ihrer Entwi>kelungs8geſchichte unterrichtete. So erfahren wir von ihm über die an der europäiſchen Küſte fo gemeine Pferdeaktinie (Actinia equina, Vollbild, Fig. 1 u. 2) eine Menge von Einzelnheiten, die uns den Lebenslauf dieſes Tieres vor Augen ſtellen. Er fand die Pferdeaktinie längs der Küſte des Kanals an allen felſigen Lokalitäten Sean in -der Höhe des niedrigſten Waſſers, d. h. in der Zone des Blaſen- und Sägetanges (Fucus vesiculosus und F. serratus). Die Farbe variiert zwiſchen Scharlach, Roſenrot, Dunkelrot, Braun bis YDlivengrün, und als ſpezielles Kennzeichen findet ſi unter der Fühlerkrone ein Kranz von ſchönen blauen Warzen. Für den Beobachter eignen ſih beſonders diejenigen Jndividuen, welche, um dem direkten Lichte auszuweichen, ſich unter den Wölbungen der Felſen angeſiedelt haben. Dort hängen ſie zur Ebbezeit wie flare, durhſihtige, mit Waſſer gefüllte Blaſen. Die ſo ausſehenden Fndividuen ſcheinen einer eignen Varietät anzugehören, während eine andere intenſiver rot gefärbte mit ſehr entwidelten blauen Warzen und grünen Punktreihen, welche den Hauptfühlern entſprechen, jene zu ſein ſcheint, die in Dalyells Aquarium 5 Jahre aushielt. Sie war vom Juni bis September mit Eiern erfüllt, trug jedo<h niemals Larven in ſich, während die durchſihtige fleinere Varietät neben jenen gewöhnlihen Embryonen von allen Entwi>kelungsſtufen un\{loß. Fener erſten ſteht die Actinia equina des Mittelmeeres ſehr nahe; auffallenderweiſe fand aber Lacaze-Duthiers bei dieſer während der ganzen guten Fahre8zeit, vom April bis in den Herbſt hinein, keine Eier. Auch aus anderen Beobachtungen ergab ſi< ihm das Reſultat, daß die Fortpflanzungszeit der Aktinien nah Standort und Art ſehr wechſelt. Als ex bei Dünkirchen einſt mitten im Winter bei Schnee und we<hſelnder Kälte den ſandigen Strand durhſu<hte, fand er zu ſeinem Erſtaunen eine trächtige kleine Sagartie. Da wir vorausſeßen können, daß mancher Liebhaber „mikroſkopiſher Gemüts- und Augenergößungen“ bei einem Aufenthalt am Meeresſtrande ſich die eine und andere Aktinie mit ihren Jungen näher anſehen möchte, fo laſſen wir uns von dem Pariſer Zoologen