Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 678

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Lebensformen in den Korallenſtö>ken. Wachstums3verhältniſſe einzelner Korallenarten. 615

da ſie uns zeigen, daß es für das Wachstum der Korallenriffe lebendige Hinderniſſe gibt, und daß das beinahe ganz allgemeine Geſeß des „Verzehrens und Verzehrtwerdens“ ſelbſt für die Polypenſtö>e gilt, welhe dieſe maſſiven Bollwerke bilden, die im ſtande ſind, der Macht des offenen Dzeans zu widerſtehen.“

Auf der anderen Seite dringen Nöhrenwürmer und gewiſſe Rankenfüßer (z. B. Creusia) in lebende Korallen, ohne ihnen zu ſchaden. Sie heften ſih beim Übergang aus dem Larvenzuſtande auf der Oberfläche des Stokes an und werden von den wachſenden Polypen allmählih in den Sto> eingebettet, ohne ihn zu verunſtalten oder ſein Wachstum zu ſtören. Manche Serpeln halten im Wachstum gleichen Schritt mit dem Stoke, und ihre Nöhre reiht dann tief in die Korallenmaſſe hinein. Entfalten ſie zwiſhen den Polypenfelhen ihre Kiemen, ſo gibt das einen prächtigen Anbli>.

Dana hat in ſeinem Werke ein beſonderes Kapitel den Beobachtungen über das Wachſen der Korallen gewidmet, d. h. der Wachstumsverhältniſſe einzelner Arten, nicht der Niffe, welche von ganz anderen und komplizierten Bedingungen abhängen. Schon 1830 ſtellte ein Dr. Allen an der Küſte von Madagaskar Verſuche darüber an. Er brah im Dezember eine Anzahl Korallenſtü>e aus, verſenkte ſie auf einer ſeihten Bank bis einen Meter unter dem Ebbeſpiegel und fand im Juli, daß ſie faſt die Oberfläche erreicht hatten und im Boden ganz feſtgewachſen waren. Die Erzählung, daß im Perſiſchen Golfe der Kupferbeſhlag eines Schiffes im Laufe von 20 Monaten mit einer ?/3 m di>en Kruſte von Polypen bede>t worden, wird von Darwin als verdächtig bezeihnet. Bei einer anderen Angabe, daß nämlih auf einer zweijährigen Auſter eine Pilzkoralle von 1,25 kg gefunden worden ſei, weiß man unglü>licherweiſe niht, ob die Auſter lebte, oder ob die Koralle Zeit hatte, auf der toten Schale zu wachſen.

Weinland ſah in einer kleinen ſeihten Bucht auf Haïti mehrere Äſte der Madrepora cervicornis 7—12 cm über den Spiegel herausragen. Die Polypen waren auf allen der Luft ausgeſeßten Teilen abgeſtorben. Das war im Juli. Und da im Winter das Waſſer an jener Küſte 1—2 m höher als im Sommer ſteht, ſo iſt der Schluß gere<tfertigt, daß der Polypenſto> in den 3 Wintermonaten 7—12 em wächſt. Andere ſichere Beobachtungen anderer Forſcher haben ergeben, daß ein Sto> von Maeandrina labyrinthica 30 cm im Durchmeſſer und 10 cm ho< in 20 Fahren gewachſen war. Wir übergehen verſchiedene andere Nachrichten und teilen nur noch die ſehr intereſſanten Beobachtungen über die Jnkruſtierung eines Schiffes mit, welhes 1792 an der amerikaniſchen Küſte ſcheiterte und deſſen Wra> in einer Tiefe von etwa 4 Faden 1857 unterſucht wurde. Es fand ſi<, daß eine Madrepore während der 64 Fahre die Höhe von 5 m erreicht hatte, alſo dur<ſhnittlih 8 em jährlih gewachſen war, während maſſige Polypenſtö>ke, welche ſih daneben angeſiedelt hatten, ein verhältnismäßig weit langſameres Wachstum zeigten. Alle dieſe Angaben rühren von gelegentlihen Beobachtungen her, und es mangelt ebenſo für die Polypen wie für die anderen wirbelloſen und die meiſten höheren Tiere an planmäßigen Verſuchen.

Wir treten nun nah dieſen vorbereitenden, das Leben der riffbildenden Korallen betreffenden Unterſuhungen an das eigentlihe Thema dieſes Abſchnittes heran.

Korallenriffe und Koralleninſeln ſind Bildungen derſelben Art, aber unter etwas verſchiedenen Verhältniſſen. Eine Koralleninſel iſt unter allen Umſtänden einmal eine lange Zeit hindur< ein Riff geweſen und iſt es no< zum großen Teil. Doch bedeuten die Namen etwas Verſchiedenes. Koralleninſeln ſind iſoliert im Meere ſtehende Riffe, welche entweder nur bis zum Waſſerſpiegel reichen und halb untergetaucht ſind, oder bede>t mit Pflanzenwuchs. Korallenriffe aber, außerdem daß ſie eine allgemeine