Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 681
618 Hohltiere. Zweiter Unterkreis: Neſſeltiere; zweite Klaſſe: Blumenpolypen.
Die Niffe erweitern au< die Fiſchergründe der Eingeborenen und lo>en reihli< Fiſche an, faſt die einzige Fleiſhnahrung jener. Die von ihnen eingeſchloſſenen Gewäſſer fordern zur Schiffahrt auf und erleichtern die Verbindung zwiſchen den Niederlaſſungen. Die Eingeborenen pflegen dann auh beſonders unternehmend zu ſein, da jene Umſtände die Erbauung großer Segelboote begünſtigen, in welchen ſie über ihr eignes Land hinaus gehen und oft Reiſen auf Hunderte von Meilen unternehmen. Während die reinen Felſenfüſten, wie St. Helena, hafenlos und dünn bevölkert zu ſein pflegen, ſind die Korallen: füſten bis an den Strand mit Vegetation bede>t und weite Ebenen mit Brotfruchtbäumen und anderen tropiſchen Gewächſen beſtanden. Aus denſelben Urſachen öffnen \ſih ſichere Häfen; manche Jnſeln zählen ein Dußend, während die ungeſchüßten Küſten kaum einen einzigen guten Ankerplaß aufweiſen. Sogar zum Welthandel liefern die umfangreicheren Niffregionen ihren Beitrag: außer Perlen jene „Trepang“ genannten eßbaren Holothurien,
Koralleninſel oder Atoll.
von denen Tauſende von Zentnern jährlih von den oſtindiſhen und auſtraliſchen Riffen und von den Fidſchi nah China eingeführt werden.
Den eben beſchriebenen Korallenriffen ähneln die Koralleninſeln ſehr; es ſind Riffe, welche eine Art von See, die Lagune, einſchließen. Der Streifen, welcher ſi< um das eingeſchloſſene Waſſer zieht, iſt gewöhnlih nur 100—200 m breit, an einzelnen Stellen ſo niedrig, daß die Wogen noch darüberhin in die Lagune ſchlagen, an anderen von reicher Tropenvegetation bede>t; ſelten erhebt er ſih mehr als 3—4 m über die Fluthöhe.
Vom Bord eines Schiffes von fern geſehen, erſcheint die Koralleninſel als eine Neihe fich vom Horizont abhebender dunkler Punkte. Sie verwandeln ſich in die fiederigen Gipfel von Kokosbäumen, und eine grüne, da und dort unterbrochene Linie zieht ſi{< am Waſſerſpiegel hin. Dann, in nächſter Nähe, breitet ſich die Lagune mit ihrem grünen Gürtel vor den Augen aus, ein Anbli>, wie man ihn wunderbarer ſi< niht vorſtellen kann. Außen, längs des Riffes, die brüllende ſ{<were Brandung, drinnen der weiße Korallenſtrand, das dihte Grün und der eingeſchloſſene See mit ſeinen winzigen Fnſelhen. Die Farbe des Lagunenwaſſers iſt oft dasſelbe Blau wie das des offenen Meeres bei einer Tiefe von 10-—12 Faden; aber grüne und gelbe Tinten ſind dazwiſchen, da wo Sandgrund und Korallen nahe an die Oberfläche ſteigen. Das Grün iſt ein zartes Apfelgrün, ganz unähnlih der gewöhnlichen unreinen Schattierung ſeihten Gewäſſers.
Obgleich der Gürtel von Vegetation mitunter die ganze Lagune rings umſäumt, iſt er doh gewöhnlih durch Barriereriffe von verſchiedener Ausdehnung in einzelne Fnſelchen geteilt; und oft finden ſi in einem oder mehreren dieſer Zwiſchenräume ſchiffbare Kanäle, wel<he den Eingang in die Lagune geſtatten. Die größeren Koralleninſeln pflegen ſo