Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 683
620 Hohltiere. Zweiter Unterkreis: Neſſeltiere; zweite Klaſſe: Blumenpolypen.
geworfen worden ſind. Sie werfen alſo au< an den Niffen ſ{<hwere Stöcke auf und rollen ſie ‘über die Niffe hin, wie ſie kleinere Fragmente vor ſi hertreiben und Sand anhäufen. Durch das fortwährende Wälzen und Waſchen wird endlih auch das feinſte Material gewonnen, was den Hauptbeſtandteil des als Kitt dienenden Kalkſhlammes ausmacht. Die Zertrümmerung und Zerkleinerung hört niht auf; ein Teil der Trümmer wird von den Wellen über das Riff hinweg in die Lagune oder die Binnenkanäle geworfen, ein anderer füllt die Räume zwiſchen den Korallen längs des Randes des Niffes aus, ein anderer bleibt auf der Oberfläche liegen. Das Lager toten Korallenfelſens, welches den Grund des Niffes bildet, iſt umſäumt von lebenden Korallen, dehnt ſi< alſo am Nande fowohl dur< das Wachstum der Tiere als dur<h die dazwiſchen ſih fortwährend abſeßenden Trümmer aus.
Aber außer kleineren Stücken werden auh größere Maſſen durch die ſtärkeren Wogen auf das Niff geworfen, und damit beginnt die Erhöhung desſelben über den Spiegel, und jene Vlö>ke ſind die Anfänge der Bildung tro>enen Landes. Später, bei weiterer Anhäufung groben und feinen Korallenmaterials vervollſtändigen ſi<h die Fnſelchen und
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Durchſchnitt eines Riffes.
erheben ſi<h ſo ho<h aus dem Waſſer, als die Wellen heranreichen, nämli<h 3 m ungefähr bei einem Unterſchiede der Gezeiten von 1 m, und gegen 5—6 m bei einem Flutunterſchiede von 2—2,5 m.
So iſt der Dzean der Baumeiſter, dem die Korallentiere das Material zum Baue liefern; und wenn alles fertig, beſät er das Land mit Saat, von fernen Küſten hergebracht, und bede>t es mit Grün und Blumen. Der Aufbau des Atolls iſ von dem der Riffe kaum verſchieden.
toh ein Punkt aus der Vildung der Atolle und Riffe iſt zu berühren. Der beiſtehende Durchſchnitt des die Lagune (nah n hin liegend) umgebenden Landes zeigt uns bei m den Abfall nah dem offenen Ozean. Zwiſchen b— e und d—e liegt der nah außen ſteile, nah innen ſehr allmählih geneigte Abhang vom niedrigen Waſſer bis zur Landhöhe. Dieſe Neigung ſeßt ſi<h nah der Lagune oder dem Kanal zu faſt in demſelben Winkel fort, d — n, indem das ruhige Waſſer das langſame Aufſhütten und Wachſen dieſes Vinnenufers nicht ſtört. Ganz anders die Außenſeite, wo eine breite horinzontale Terraſſe (a — b), welche bei der Ebbe gerade frei wird, das dem Meere entſtiegene Land umgibt. Dieſe Bildung iſt aber niht bloß den Korallenbauten eigentümlich, ſondern kommt häufig und immer an ſolhen Küſten vor, wo ein leichter zerſtörbares Geſtein von den Wogen und der Flut angegriſfen wird. Ein treffliches Beiſpiel gibt uns Helgoland, deſſen weſtliche ſhmälere Küſtenterraſſe von den Badegäſten zur Ebbezeit wegen der vielen zurücbleibenden oder in den Vertiefungen feſt angeſiedelten Tiere und Algen fleißig beſucht wird, während der viel ausgedehntere nordöſtliche Teil bei Sturm ſo oft das ängſtlihe und ſ<hre>lihe Schauſpiel ſih in Gefahr befindender oder ſchheiternder Schiffe bietet. Die ſpeziellere Erklärung dieſes Terraſſenbaues als einer allgemeineren Erſcheinung würde uns zu weit führen.
Wir müſſen aber no< einige Urſachen erwähnen, dur< welche Form und Bachstum der Korallenbauten modifiziert werden. Jm allgemeinen kann man das Vorhandenſein von Häfen an Riffen und Atolls auf die Thätigkeit der Gezeiten oder